Deutschland international auf hinteren Plätzen
Im Jahr 2024 haben deutschlandweit 953 Menschen nach dem Tod ihre Organe für eine Transplantation bereitgestellt. Das gab die Deutsche Stiftung für Organspende (DSO) bekannt. Im Jahr davor waren es noch 965. Deutschland sei mit 11,4 Spenderinnen und Spendern pro Million Einwohner im internationalen Vergleich auf den hinteren Plätzen.
Von den 953 Spenderinnen und Spendern konnten insgesamt 2.854 Organe postmortal entnommen werden, die über die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant verteilt und dann in Deutschland oder im Ausland transplantiert wurden.
„Im Schnitt können drei Organe pro Spenderin und Spender entnommen werden“, erklärte Nadine Körner, Sprecherin der DSO gegenüber der Rechtsdepesche. Entsprechend groß sei der Unterschied zwischen der Zahl der Spender und der Zahl entnommener Organe.
Von den entnommen Organen waren im vergangenen Jahr 1.391 Nieren, 785 Lebern, 315 Herzen, 290 Lungen, 71 Bauchspeicheldrüsen und 2 Därme.
8.260 Menschen auf der Warteliste
Bis zu acht Menschen könne ein Spender mit seinen Organen theoretisch helfen, so Körner weiter. Die Nieren, das am häufigsten transplantierte Organ, könne beispielsweise zwei Menschen zu Gute kommen. Aber auch die Leber könne mehreren Menschen transplantiert werden. Das funktioniere durch das sogenannte „Splitting“, ein Verfahren bei der die Leber auf mehrere Empfänger aufgeteilt werden kann.
In Deutschland wurden in den 43 Transplantationszentren 2024 insgesamt 3.013 Spenderorgane übertragen – dadurch konnte 2.092 schwer kranken Patientinnen und Patienten geholfen werden. Allerdings stehen deutschlandweit 8.260 Menschen auf den Wartelisten.
„Die Lage der Patientinnen und Patienten, die dringend auf eine Organspende warten, bleibt dramatisch“, sagte Axel Rahmel, medizinischer Vorstand der DSO. Für viele Menschen sei die Organspende die einzige Chance auf ein Überleben. „Es ist daher eine unerträgliche Situation, dass wir zwar die medizinischen Möglichkeiten haben, Leben zu retten, uns aber die Organe dafür fehlen“, so Rahmel weiter. Daher gebühre den Organspendern großer Dank und Anerkennung.
Nur rund 15 Prozent potenzieller Spender haben Willenserklärung
Durch den anhaltenden Organmangel komme es auf jedes einzelne Spenderorgan an. „Nur bei 15,3 Prozent der möglichen Organspender war 2024 ein schriftlicher Wille vorhanden. Bei diesen lag die Einwilligungsrate bei 75,4 Prozent. Mussten die Angehörigen hingegen nach eigenen Wertvorstellungen entscheiden, lag die Zustimmungsrate wohl aus Unsicherheit in der belastenden Situation nur bei 25,4 Prozent“, erklärt Rahmel.
Die DSO appelliert daher an die Bevölkerung, schon zu Lebzeiten eine selbstbestimmte Entscheidung zur Organspende zu treffen und festzuhalten. Dafür gibt es drei Möglichkeiten:
- Organspendeausweis
- Patientenverfügung
- Digitales Organspende-Register
Einführung der Widerspruchslösung vorerst gestoppt
Für Rahmel ist es bedauerlich, dass die Initiative zur Einführung der Widerspruchslösung durch die Neuwahlen offensichtlich nicht weiterverfolgt wird.
Die Regelung sieht vor, dass jeder Mensch potenziell als Organspenderin oder ‑spender gilt, sofern sie oder er nicht ausdrücklich widersprochen hat.
Ein entsprechender Gesetzesentwurf wurde am 5. Juli 2024 vom Bundesrat beschlossen. Der Bundestag müsste nun über ihn abstimmen. Angesichts der Neuwahlen wird das allerdings nicht mehr in dieser Legislaturperiode geschehen.
Quelle: PM