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Ökode­sign: Mehr Texti­lien sollen länger im Kreis­lauf gehal­ten und am Ende recycelt werden Bild: Pixabay

Ökode­sign-Verord­nung wurde drastisch ausge­wei­tet

Bereits seit 2005 hatte die Ökode­sign-Richt­li­nie ökolo­gi­sche Mindest­an­for­de­run­gen an energie­ver­brau­chende Produkte für den europäi­schen Markt gesetzt. Am 18. Juli 2024 wurde sie durch die neue EU-Verord­nung für das Ökode­sign nachhal­ti­ger Produkte (ESPR – Ecode­sign for Sustainable Products Regula­tion) ersetzt.

Zu den ersten Produk­ten, für die diese neuen Anfor­de­run­gen umgesetzt werden müssen, gehören auch Texti­lien.

Was bedeu­tet das für die Texti­lien im Kranken­haus?

Ob Hose oder Kasack des Pflege­per­so­nals, ob Handtuch, Bettla­ken oder Wasch­lap­pen – alle Texti­lien im Kranken­haus unter­lie­gen also zukünf­tig diesen Anfor­de­run­gen. Ausnah­men wird es nur für sicher­heits­re­le­vante Schutz­aus­rüs­tung geben. Ziel des Ganzen: Mehr Texti­lien sollen länger im Kreis­lauf gehal­ten und am Ende recycelt werden.

Dazu müssen die Haltbar­keit und die Recycling-Fähig­keit der Texti­lien zukünf­tig deutlich stärker schon in der Entwick­lungs­phase beach­tet werden. Auch sollten die Anteile an recycel­ten Fasern in den Texti­lien erhöht werden.

Der Vorteil solcher Texti­lien für die Umwelt liegt auf der Hand: Es werden weniger neue Rohstoffe für die Produk­tion verbraucht, CO2-Emissio­nen werden dadurch reduziert und wenn Texti­lien haltba­rer sind, sinkt der Bedarf an Nach- bzw. Neupro­duk­tion.

Reduzie­ren, Reparie­ren, Recyceln

R‑Strategien nennt man die Maßnah­men, die zur Kreis­lauf­füh­rung von Produk­ten beitra­gen. Das „R“ steht dabei für Begriffe wie „Rethink“ oder „Reduce“ – im Fall von dringend benötig­ter Wäsche in Gesund­heits­ein­rich­tun­gen wird das Reduzie­ren der Wäsche­stü­cke kaum möglich sein, da es ohne diese Texti­lien nicht geht. Das „R“ steht aber ebenso für „Reuse“ und „Repair“, also dafür, Produkte so oft wie möglich wieder zu verwen­den oder zu reparie­ren.

Je länger ein Produkt einge­setzt wird, umso gerin­ger ist also der Ressour­cen­ver­brauch, weil keine neuen Texti­lien produ­ziert werden müssen. Und ebenso steht das „R“ für „Recycling“, also das Wieder­ver­wen­den­der Rohstoffe am Ende des Nutzungs­zy­klus.

Diese Strate­gien schei­nen bei dem Umfang des Wäsche­ver­brauchs in deutschen Kranken­häu­sern auch dringend geboten: Einer Studie zufolge (Deutscher Textil­rei­ni­gungs-Verband in Zusam­men­ar­beit mit der Hochschule Rhein-Waal) werden im Jahr 2035 in deutschen Kranken­häu­sern 1,51 Milli­ar­den Wäsche­teile im Umlauf sein, in Pflege­hei­men sogar 1,88 Milli­ar­den Wäsche­teile.

Das Poten­zial, hier den Ressour­cen­ver­brauch einzu­gren­zen, ist also enorm.

Ressour­cen­ver­brauch durch Ökode­sign – auf die Textil­qua­li­tät kommt es an!

Die Texti­lien müssen dazu möglichst langle­big und für die stren­gen Anfor­de­run­gen einer hygie­ni­schen Aufbe­rei­tung herge­stellt sein. Fakto­ren wie Reißfes­tig­keit und Farbecht­heit auch im Rahmen der Indus­trie­wä­sche spielen eine große Rolle, wenn es um die Anzahl der Einsatz­zy­klen von Berufs­klei­dung oder Bettwä­sche geht.

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Profes­sio­nelle Textil­wä­sche garan­tiert Reinheit und Hygie­ne­stan­dards Bild: DTV

Aktuell werden auf europäi­scher Ebene bereits von einer Arbeits­gruppe aus Textil­ex­per­ten entspre­chende Anfor­de­run­gen an solche Texti­lien definiert. So könnten beispiels­weise auch der Abrieb von Fasern bei der Nutzung oder die Begren­zung von Größen­ver­än­de­run­gen durch das Waschen in Zukunft eine Rolle spielen.

Ziel ist auch, den Anteil an Recycling­fa­sern in Texti­lien zu erhöhen. All diese Aspekte sollen dafür sorgen, dass die Texti­lien länger genutzt bzw. zum Schluss die gewon­ne­nen Rohstoffe wieder zur Herstel­lung von Fasern, Geweben und schließ­lich Texti­lien einge­setzt werden können.

Und wer soll das alles umset­zen?

Die Europäi­sche Kommis­sion hat neben der Ökode­sign-Richt­li­nie aber weitere Initia­ti­ven gestar­tet, damit die Texti­lien zum Schluss auch wirklich gesam­melt, sortiert und recycelt werden: Sie verpflich­tet die Herstel­ler, sich an den Kosten für das Sammeln und Recyceln zu betei­li­gen.

Dafür hat sie die sogenannte erwei­terte Herstel­ler­ver­ant­wor­tung auf den Weg gebracht. Ab dem 1. Januar 2025 müssen zudem in Deutsch­land Alttex­ti­lien getrennt vom übrigen Müll gesam­melt werden.

An dieser Stelle kommen dann Unter­neh­men wie der Textil­ser­vice und Textil­re­cy­cler ins Spiel: So ist der Anteil am Textil­re­cy­cling im Textil­ser­vice bereits heute deutlich höher als etwa bei priva­ter Beklei­dung. Denn ein großer Anteil der texti­len Dienst­leis­ter in Deutsch­land, die Kranken­häu­ser und Pflege­heime in Deutsch­land mit Texti­lien versor­gen, sortie­ren und sammeln bereits jetzt schon die Texti­lien, die beim Kunden nicht mehr einge­setzt werden können.

Viele dieser Dienst­leis­ter haben sich bereits mit Textil­re­cy­clern zusam­men­ge­tan, so werden viele Kranken­haus­tex­ti­lien schon jetzt dem Textil­re­cy­cling und damit dem Rohstoff­kreis­lauf zugeführt – und dies am Ende von langen Einsatz­zy­klen. Der Textil­ser­vice übernimmt also bereits jetzt große Anteile der Kreis­lauf­füh­rung.

Recycling-Anteil in Berufs­klei­dung

Die Textil­for­schung trägt ihrer­seits dazu bei, dass die Recycling-Prozesse für Texti­lien immer weiter verbes­sert werden und mehr recycelte Fasern in neuen Texti­lien einge­setzt werden können. Bereits jetzt ist Berufs­klei­dung mit deutli­chen Recycling­an­tei­len in Kranken­häu­sern und Pflege­hei­men im Einsatz.

Die Zukunfts­aus­sich­ten: Wäsche im Kreis­lauf

Das Ziel ist klar: Die Texti­lien sollen langle­big und recycel­bar sein und müssen am Ende ihres Lebens­zy­klus gesam­melt, sortiert und den Recycling­pro­zes­sen zugeführt werden. Gute Nachricht für die Einrich­tun­gen des Gesund­heits­we­sens dabei: ihre texti­len Dienst­leis­ter haben mit ihrem Geschäfts­mo­dell die beste Grund­lage geschaf­fen, diese neuen gesetz­li­chen Anfor­de­run­gen aus Brüssel und Berlin bereits jetzt umzuset­zen.

Als Partner tragen die texti­len Dienst­leis­ter also dazu bei dass – zumin­dest bei den Texti­lien – die Kranken­häu­ser und Pflege­heime nachhal­tig agieren und ihren Textil- und damit auch den Ressour­cen­ver­brauch gering halten können.

Von Andreas Schuma­cher