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Ökodesign-Verordnung wurde drastisch ausgeweitet
Bereits seit 2005 hatte die Ökodesign-Richtlinie ökologische Mindestanforderungen an energieverbrauchende Produkte für den europäischen Markt gesetzt. Am 18. Juli 2024 wurde sie durch die neue EU-Verordnung für das Ökodesign nachhaltiger Produkte (ESPR – Ecodesign for Sustainable Products Regulation) ersetzt.
Zu den ersten Produkten, für die diese neuen Anforderungen umgesetzt werden müssen, gehören auch Textilien.
Was bedeutet das für die Textilien im Krankenhaus?
Ob Hose oder Kasack des Pflegepersonals, ob Handtuch, Bettlaken oder Waschlappen – alle Textilien im Krankenhaus unterliegen also zukünftig diesen Anforderungen. Ausnahmen wird es nur für sicherheitsrelevante Schutzausrüstung geben. Ziel des Ganzen: Mehr Textilien sollen länger im Kreislauf gehalten und am Ende recycelt werden.
Dazu müssen die Haltbarkeit und die Recycling-Fähigkeit der Textilien zukünftig deutlich stärker schon in der Entwicklungsphase beachtet werden. Auch sollten die Anteile an recycelten Fasern in den Textilien erhöht werden.
Der Vorteil solcher Textilien für die Umwelt liegt auf der Hand: Es werden weniger neue Rohstoffe für die Produktion verbraucht, CO2-Emissionen werden dadurch reduziert und wenn Textilien haltbarer sind, sinkt der Bedarf an Nach- bzw. Neuproduktion.
Reduzieren, Reparieren, Recyceln
R‑Strategien nennt man die Maßnahmen, die zur Kreislaufführung von Produkten beitragen. Das „R“ steht dabei für Begriffe wie „Rethink“ oder „Reduce“ – im Fall von dringend benötigter Wäsche in Gesundheitseinrichtungen wird das Reduzieren der Wäschestücke kaum möglich sein, da es ohne diese Textilien nicht geht. Das „R“ steht aber ebenso für „Reuse“ und „Repair“, also dafür, Produkte so oft wie möglich wieder zu verwenden oder zu reparieren.
Je länger ein Produkt eingesetzt wird, umso geringer ist also der Ressourcenverbrauch, weil keine neuen Textilien produziert werden müssen. Und ebenso steht das „R“ für „Recycling“, also das Wiederverwendender Rohstoffe am Ende des Nutzungszyklus.
Diese Strategien scheinen bei dem Umfang des Wäscheverbrauchs in deutschen Krankenhäusern auch dringend geboten: Einer Studie zufolge (Deutscher Textilreinigungs-Verband in Zusammenarbeit mit der Hochschule Rhein-Waal) werden im Jahr 2035 in deutschen Krankenhäusern 1,51 Milliarden Wäscheteile im Umlauf sein, in Pflegeheimen sogar 1,88 Milliarden Wäscheteile.
Das Potenzial, hier den Ressourcenverbrauch einzugrenzen, ist also enorm.
Ressourcenverbrauch durch Ökodesign – auf die Textilqualität kommt es an!
Die Textilien müssen dazu möglichst langlebig und für die strengen Anforderungen einer hygienischen Aufbereitung hergestellt sein. Faktoren wie Reißfestigkeit und Farbechtheit auch im Rahmen der Industriewäsche spielen eine große Rolle, wenn es um die Anzahl der Einsatzzyklen von Berufskleidung oder Bettwäsche geht.
Aktuell werden auf europäischer Ebene bereits von einer Arbeitsgruppe aus Textilexperten entsprechende Anforderungen an solche Textilien definiert. So könnten beispielsweise auch der Abrieb von Fasern bei der Nutzung oder die Begrenzung von Größenveränderungen durch das Waschen in Zukunft eine Rolle spielen.
Ziel ist auch, den Anteil an Recyclingfasern in Textilien zu erhöhen. All diese Aspekte sollen dafür sorgen, dass die Textilien länger genutzt bzw. zum Schluss die gewonnenen Rohstoffe wieder zur Herstellung von Fasern, Geweben und schließlich Textilien eingesetzt werden können.
Und wer soll das alles umsetzen?
Die Europäische Kommission hat neben der Ökodesign-Richtlinie aber weitere Initiativen gestartet, damit die Textilien zum Schluss auch wirklich gesammelt, sortiert und recycelt werden: Sie verpflichtet die Hersteller, sich an den Kosten für das Sammeln und Recyceln zu beteiligen.
Dafür hat sie die sogenannte erweiterte Herstellerverantwortung auf den Weg gebracht. Ab dem 1. Januar 2025 müssen zudem in Deutschland Alttextilien getrennt vom übrigen Müll gesammelt werden.
An dieser Stelle kommen dann Unternehmen wie der Textilservice und Textilrecycler ins Spiel: So ist der Anteil am Textilrecycling im Textilservice bereits heute deutlich höher als etwa bei privater Bekleidung. Denn ein großer Anteil der textilen Dienstleister in Deutschland, die Krankenhäuser und Pflegeheime in Deutschland mit Textilien versorgen, sortieren und sammeln bereits jetzt schon die Textilien, die beim Kunden nicht mehr eingesetzt werden können.
Viele dieser Dienstleister haben sich bereits mit Textilrecyclern zusammengetan, so werden viele Krankenhaustextilien schon jetzt dem Textilrecycling und damit dem Rohstoffkreislauf zugeführt – und dies am Ende von langen Einsatzzyklen. Der Textilservice übernimmt also bereits jetzt große Anteile der Kreislaufführung.
Recycling-Anteil in Berufskleidung
Die Textilforschung trägt ihrerseits dazu bei, dass die Recycling-Prozesse für Textilien immer weiter verbessert werden und mehr recycelte Fasern in neuen Textilien eingesetzt werden können. Bereits jetzt ist Berufskleidung mit deutlichen Recyclinganteilen in Krankenhäusern und Pflegeheimen im Einsatz.
Die Zukunftsaussichten: Wäsche im Kreislauf
Das Ziel ist klar: Die Textilien sollen langlebig und recycelbar sein und müssen am Ende ihres Lebenszyklus gesammelt, sortiert und den Recyclingprozessen zugeführt werden. Gute Nachricht für die Einrichtungen des Gesundheitswesens dabei: ihre textilen Dienstleister haben mit ihrem Geschäftsmodell die beste Grundlage geschaffen, diese neuen gesetzlichen Anforderungen aus Brüssel und Berlin bereits jetzt umzusetzen.
Als Partner tragen die textilen Dienstleister also dazu bei dass – zumindest bei den Textilien – die Krankenhäuser und Pflegeheime nachhaltig agieren und ihren Textil- und damit auch den Ressourcenverbrauch gering halten können.
Von Andreas Schumacher