Nun ist der neue COVID-19-Impfstoff da, der etliche bislang willentlich Ungeimpfte vielleicht (und hoffentlich) dazu bewegen könnte, sich doch noch vakzinieren zu lassen: Das Präparat Nuvaxovid, vom US-Hersteller Novavax entwickelt, ist ab sofort in Deutschland verfügbar. Am Montag, 21. Februar, trafen laut des Bundes-Gesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) die ersten 1,4 Millionen Impfdosen in Deutschland ein. Nachdem der neue Impfstoff auf die Bundesländer verteilt wird, soll es in wenigen Tagen die ersten Impfungen mit dem neuartigen Präparat geben.
Lauterbach bekräftigte zugleich, nach wie vor zur geplanten, jedoch auch innerhalb der eigenen Regierungskoalition heftig umstrittenen allgemeinen Impfpflicht auch außerhalb des Gesundheits- und Pflegewesens zu stehen. Wenn wegen „parteipolitischer Spielchen“ im kommenden Herbst Probleme aufträten, sei dies der Bevölkerung nicht zuzumuten, zitiert die „Welt“ den Minister aus einem Interview mit dem ZDF-Morgenmagazin.
Bei der Impfpflicht-Debatte gehe es nicht um die aktuelle Omikron-Welle, die – mit oder ohne Novavax – bereits dabei ist abzuflauen, sondern um möglicherweise mit Wieder-Einsetzen der kalten Jahreszeit drohende neue Virusvarianten. Bei einem zu niedrigen Geimpften-Anteil vor allem unter älteren Menschen drohten abermals Kontakteinschränkungen und andere Lockdown-Maßnahmen – anders als in Ländern mit hoher Impfquote.
NRW priorisiert neuen Impfstoff zunächst
Mecklenburg-Vorpommern kündigte an, bereits am 28. Februar mit den Novavax-Impfungen zu starten, in Niedersachsen und Hamburg sollen die Impfungen Anfang März beginnen. Auch in NRW starten die Novavax-Impfungen Anfang März, als erstes erreichen ihn die kommunalen Impfstellen. Hier ist es aber angedacht, den neuen Impfstoff zunächst prioritär für Beschäftigten in Gesundheit und Pflege anzubieten, sowie Personen, welche die bisherigen Impfstoffe aus der mRNA-Gruppe ärztlich bestätigt nicht vertragen.
Nuvaxovid aus dem Hause Novavax ist, nach Biontech (Comirnaty), Moderna (Spikevax), AstraZeneca (Vaxzevria) und Johnson & Johnson (Janssen) der fünfte zugelassene Corona-Impfstoff in der EU. Die Besonderheit ist die neue Funktionsweise: Ähnlich wie ein Grippe-Impfstoff, ist Novavax ein sogenannter proteinbasierter Impfstoff, der im Labor hergestellte Spike-Proteine des Coronavirus enthält.
Bei den Biontech- und Moderna-Präparaten handelt es sich um mRNA-Impfstoffe, die dem Körper gewissermaßen eine „Bauanleitung“ für Corona-Antikörper liefern, die jener sich selbst zusammensetzt. Die Präparate von AstraZeneca und Johnson & Johnson sind sogenannte Vektor-Impfstoffe: Hierbei wird ein harmloses Virus als „Träger“ der Erbinformationen von Sars-CoV‑2 genutzt.
Ob Novavax der in der öffentlichen Debatte vielzitierte „Totimpfstoff“ ist, auf den Skeptiker der mRNA-Technologie immer wieder verwiesen haben, kommt übrigens auf die Begriffs-Definition an. Wie ein „klassischer“ Totimpfstoff – etwa gegen Cholera, Diphterie oder Tollwut –, enthält der Novavax-Impfstoff Bestandteile des Krankheitserregers, hier des Coronavirus, jedoch kein lebensfähiges, wenn auch abgeschwächtes Virus im Ganzen (wie bei Lebendimpfstoffen). Allerdings werden die Virus-Spikes im Labor hergestellt und nicht aus „echten“ Coronaviren gewonnen.
Laut Studien zu 90 Prozent wirksam – Zweimalige Injektion
Laut der Zulassungsstudien des Herstellers soll der Impfstoff das Risiko einer symptomatischen Corona-Erkrankung um etwa 90 Prozent senken. Dies liegt in etwa in der Größenordnung von Biontech und Moderna. Unklar ist allerdings noch, wie der durch Novavax ausgelöste Impfschutz auf die derzeit dominierende Omikron-Variante anspricht, da die Studien noch vor deren Siegeszug stattfanden.
Wie die bisher verfügbaren Impfstoffe auch – außer der (tendenziell jedoch weniger wirksame) von Johnson & Johnson, der mit einer einmaligen Impfung zum Aufbau des Basisschutzes auskommt – wird Novavax zweimal verabreicht, um den optimalen Schutz auszubilden, im Abstand von drei Wochen zwischen Erst- und Zweitimpfung. Wie lange der aufgebaute Impfschutz anhält, muss sich ebenfalls noch zeigen.
Obwohl es noch wenig Erkenntnisse dazu gibt, könnte Novavax auch eine Wahl nicht nur für Ungeimpfte, sondern für bisher schon vollständig Geimpfte sein, wenn es um das Thema Boosterung geht. Denn die sogenannten Kreuzimpfungen seien tendenziell wirksamer als eine Impfserie mit dem gleichen Präparat, so der Epidemiologe Prof. Timo Ulrichs im Gespräch mit RTL. Das liege daran, dass das Immunsystem unterschiedliche Wirkungsweisen kennenlerne und auf verschiedene Art herausgefordert werde, einen eigenen Impfschutz zu bilden.