Ob Blasenentzündung oder Zeckenbiss – mindestens ein Drittel der Notaufnahmepatienten könnten mit ihrem medizinischen Anliegen durch niedergelassene Fach- oder Hausärzte versorgt werden. Die Mehrheit kommt dennoch in die Notfallambulanz. Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin um Prof. Dr. Martin Möckel, Ärztlicher Leiter der Rettungsstellen am Campus Charité Mitte und am Campus Virchow-Klinikum, befragten Patienten nach den Gründen. „Wir haben herausgefunden, dass die Patienten die Rettungsstelle als eigenständigen Anlaufpunkt medizinischer Versorgung wahrnehmen. Interessant dabei war, dass sich die Motive der Patienten aus ländlichen und städtischen Gegenden nur geringfügig unterscheiden“, erklärt Prof. Möckel.
Die Beweggründe der Patienten waren beispielsweise schwer verfügbare Haus- und Facharzttermine, Zeitautonomie, die qualitativ hochwertige Versorgung sowie die Möglichkeit multidisziplinärer Untersuchungen während eines Aufenthalts. Darüber hinaus wurde die Empfehlung des niedergelassenen Arztes, eine Rettungsstelle aufzusuchen, angegeben. Die Untersuchungen ergaben auch, dass die Befragten aus den ländlichen Regionen alle hausärztliche Verbindungen hatten, während in der Stadt einige die Notaufnahme als Hausarztersatz nutzten. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die strikte Trennung zwischen ambulanten und stationären Versorgungsangeboten nicht bedarfsgerecht ist und nicht der Lebenswirklichkeit der Patienten entspricht. Wenn wir die medizinische Qualität für Patienten aller Behandlungsbedürfnisse garantieren wollen, muss die Notfall- und Akutmedizin als eigener, dritter Sektor verstanden und dementsprechend finanziert werden“, fügt Prof. Möckel hinzu.
Quelle: idw