Am Abend des 31.3.2021 haben Joko und Klaas ihre gewonnene Sendezeit bei ProSieben genutzt, um auf die zunehmend schwierige Situation in der deutschen Pflege aufmerksam zu machen. Die Sendung begleitet vor allem Pflegekraft Meike Ista durch ihren Alltag in der Uniklinik Münster. Es kommen aber auch viele weitere Pflegekräfte zu Wort.
Die Hauptbotschaft der Sendung wird durch den Hashtag #NichtSelbstverständlich klar ausgedrückt. Immer wieder betonen die beteiligten Pflegekräfte, dass Änderungen und Anerkennung für die Pflege schon sehr lange notwendig sind. Ihre Beschreibungen des aktuellen deutschen Pflegezustands zeichnen ein vernichtendes Bild.
„Wir sind alle am Rande unserer Kraft”
Akuter Personalmangel, schlechte Arbeitsbedingungen und die enorme Belastung für Pflegende, vor allem im Laufe der Coronapandemie, gehören zu den Themen, die während der Sendung herausgehoben werden.
Intensivpfleger Ralf Berning erklärt: „Ich kenne Pflegekräfte, die teilweise 23 Tage am Stück gearbeitet haben. Das ist nicht gut, das ist völlig unmenschlich.“ Er erzählt außerdem von Pflegekräften, die „über 200, 300 Überstunden“ haben. „Das darf einfach nicht sein. Das ist zu viel, damit brennt man die Pflegekräfte aus.“
Auch Gesundheits- und Krankenpfleger Alexander Jorde unterstrich die großen Herausforderungen für Pflegekräfte: „Wie können auch nicht mehr leisten, wir sind alle am Rande unserer Kraft.“ Zusätzlich merkt er an: „Wenn sich nichts ändert, dann werden wir eine Situation erleben, die wirklich, wirklich dramatisch wird und die ich mir nicht wünsche.“
Appell an Politik und Gesellschaft: Mehr Anerkennung für die Pflege
Appelliert wird daher an die Politik und an die Gesellschaft, die Pflege zu unterstützen und die wesentlichen Änderungen durchzusetzen.
„Die Verantwortung liegt bei der Politik dafür zu sorgen, dass wir so gut bezahlt sind, dass wir so gute Arbeitsbedingungen haben, dass wir gerne diesen Job machen“, meint hierzu Alexander Jorde. „Auch wir haben ja das Recht, vernünftig und würdig behandelt zu werden“, fügte er später hinzu.
Pflegekräfte äußerten auch ihre Frustration, dass es bisher noch keine signifikanten Verbesserungen gegeben hat. Zum Beispiel sagt Krankenpfleger Dustin Struwe: „Es macht mich auch eigentlich wütend, dass es eine Pandemie braucht, um Missstände in der Pflege zu erklären.“
Trotz der erheblichen Schwierigkeiten in der Pflege, bringen die Fachkräfte in der Sendung auch zum Ausdruck, wie viel ihnen der Beruf bedeutet. Zum Beispiel erklärt Krankenschwester Esther Binar: „Auch wenn wir einen katastrophal sich zuspitzenden Pflegenotstand haben, würde ich mich trotzdem immer wieder entscheiden, Krankenschwester zu werden.“
Krankenpfleger Metin Dogru beschrieb ebenfalls die Wichtigkeit des Berufes: „Für mich ist dieser Beruf etwas Einzigartiges, was ganz, ganz toll ist.“ Und: „Ich will auch in dem Beruf bleiben, weil ich den Menschen helfen möchte und da brauche ich die Unterstützung der Politik“, gab er zudem zu bedenken.
Empfang
Der Hashtag #NichtSelbstverständlich wurde in den sozialen Medien bereits weit verbreitet und von vielen Nutzern aufgegriffen.
Sogar das offizielle Twitter-Konto des Bundesgesundheitsministeriums reagierte auf den Hashtag mit einem Zitat von Jens Spahn: „Es ist gut, dass die #Pflege in der Primetime läuft. Wichtig sind eine bessere Bezahlung & bessere Arbeitsbedingungen auf Dauer. Wir werden mit den Pflegeverbänden weiter darüber beraten, wie wir die Arbeitsbedingungen verbessern können“, so @jensspahn unter #NichtSelbstverstaendlich.
Eine gekürzte Version der Sendung ist aktuell auf YouTube zu sehen.