Ein erhöhter Wert beim Messen des Blutdrucks.
Nicht wenige Menschen in Deutsch­land leiden unter Bluthoch­druck (arteri­elle Hyper­to­nie). Bild: stevepb/Pixabay.com

Erst im Novem­ber 2017 wurden von ameri­ka­ni­schen Fachge­sell­schaf­ten Empfeh­lun­gen für Blutdruck­werte abgege­ben, wonach nur noch ein Blutdruck unter 120/80 mm Hg als normal gilt. Hinge­gen werden Werte ab 130/80 mm Hg als Bluthoch­druck gewer­tet.

Die Deutsche Gesell­schaft für Geria­trie (DGG) sieht zwar den Nutzen der Studien, die den Empfeh­lun­gen zugrunde liegen, warnt jedoch dennoch vor der allge­mei­nen Übertra­gung dieser Werte. Die Unter­su­chun­gen konnten tatsäch­lich belegen, dass durch eine inten­si­vere Blutdruck­sen­kung auch für ältere Patien­ten ein Nutzen einher­geht. Die Studien wurden nach Einschät­zung der DGG auch gründ­lich durch­ge­führt und daher sind die Ergeb­nisse nachvoll­zieh­bar.

DGG: Werte sind nicht auf alle Patien­ten­grup­pen übertrag­bar

Dennoch – bei der Übertra­gung der Werte für ältere Patien­ten im Allge­mei­nen ist Vorsicht geboten, warnt die DGG. Zwei Dinge sind nämlich zu beach­ten: Zum einen liegen die für die Studien durch­ge­führ­ten Messwerte etwa 15/8 mm Hg unter den Messun­gen durch medizi­ni­sches Perso­nal, da eine automa­ti­sche und unbeob­ach­tete Blutdruck­selbst­mes­sung einge­setzt wurde. Zum anderen wurden für die Studie nur Patien­ten aufge­nom­men, die einen noch sehr rüsti­gen Eindruck machen und zuhause lebend sind. In einem solchen fitten Zustand befin­den sich jedoch nicht alle Perso­nen höheren Alters.

Im Gegen­teil befin­den sich viele hoch betagte Menschen in einem schlech­te­ren Gesund­heits­zu­stand und leben gegebe­nen­falls mit diver­sen Begleit­erkran­kun­gen. Auch nicht alle sind in der Lage zuhause zu leben und sind daher auf Alten- und Pflege­ein­rich­tun­gen angewie­sen. Da diese Perso­nen­gruppe nicht mit in der Studie berück­sich­tigt wurde, sollten die Empfeh­lun­gen der ameri­ka­ni­schen Fachge­sell­schaf­ten nicht einfach so in eine Allge­mein­aus­sage übertra­gen werden.

Erhöhte Sturz­ge­fahr durch Blutdruck­sen­kung

Schließ­lich ist aus anderen Unter­su­chun­gen bekannt, dass eine inten­si­vere Blutdruck­sen­kung bei erkrank­ten älteren Patien­ten beispiels­weise eine erhöhte Sturz­ge­fahr besteht und zu einer erhöh­ten Sterb­lich­keit führen kann. Die DGG bezieht sich dabei auf die PARTAGE-Studie, wonach Alten­heim­be­woh­ner, deren Blutdruck mit zwei oder mehr Blutdruck senken­den Präpa­ra­ten auf <130 mm Hg gesenkt wurde, eine um 78 % höhere Sterb­lich­keit als Bewoh­ner, die nur ein Mittel zur Blutdruck­sen­kung erhiel­ten und deren Blutdruck bei >130 mm Hg lag.

Ausdrück­lich hebt die DGG daher hervor, dass die Empfeh­lun­gen nur auf Patien­ten­grup­pen übertrag­bar seien, die sich in einem gleich­wer­ti­gen Zustand wie die an der Studie teilge­nom­me­nen Patien­ten befin­den. Durch­aus können die Grenz­werte einen Nutzen für jüngere Patien­ten haben, bei allen anderen Patien­ten kann durch­aus ein Schaden durch eine inten­si­ve­rer Blutdruck­sen­kung einher­ge­hen.

Quelle: idw