Die interdisziplinäre Forschungsgruppe „InflammAging“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena wird für drei Jahre durch den Freistaat Thüringen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds mit 700.000 Euro gefördert. Ziel ist es, neue Therapieansätze zur Behandlung von chronischen Wunden, vor allem bei älteren Menschen, zu entwickeln. Dazu setzt das Team aus Pharmazie, Ernährungswissenschaften und Medizin auf die Kombination von Naturstoffen und deren Derivate mit dem innovativen und ebenfalls natürlichen Trägermaterial „bakterielle Nanocellulose“.
Die aktiven Wundauflagen sollen auf Basis des biotechnologisch gewonnenen Trägermaterials entwickelt werden, um chronisch-entzündliche Wunden effektiver behandeln zu können.
„Stille“ Entzündungen besser therapieren
400.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an einem behandlungsbedürftigen Dekubitus. Diese Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes betrifft besonders, aber nicht nur, ältere Menschen. In der Folge kommt es zu sog. „stillen“ Entzündungsprozessen, die chronisch werden können.
Das erhöht zudem das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen wie Arthritis, Krebs, Alzheimer oder Atherosklerose. „Anti-inflammatorische Strategien zur Prophylaxe und Therapie von derartigen Entzündungen – insbesondere im Alter – sind daher ein wichtiges Forschungsfeld“, erläutert der Koordinator der neuen Forschungsgruppe Prof. Dr. Stefan Lorkowski.
Naturstoffe in Nanocellulose verpacken
Um dieses Ziel zu erreichen, setzt das interdisziplinäre Team auf natürliche Inhaltsstoffe beispielsweise aus Pflanzen, etwa Triterpensäuren aus Weihrauch, und daraus im menschlichen Körper entstehenden Stoffwechselprodukten. Diese Stoffe besitzen entzündungshemmende Eigenschaften. Ihre chemische Struktur kann jedoch die Wirkung einschränken, da sie ihren eigentlichen Wirkort nicht oder nur sehr schlecht erreichen können.
„Abhilfe zu diesem Problem soll dabei die Verpackung der Naturstoffe in biotechnologisch gewonnene Nanocellulose schaffen“, erklärt die am Projekt beteiligte Pharmazeutin Prof. Dr. Dagmar Fischer. Das in Jena intensiv erforschte Material ermöglicht nämlich nicht nur eine hervorragende feuchte Wundversorgung, die bei chronischen Wunden von besonderem Vorteil ist, sondern gleichzeitig den Transport eingebundener Naturstoffe an den Ort, an dem die Wirkung sich voll entfalten soll.
Somit soll das Projekt „InflammAging“ am Ende der Projektlaufzeit zu einem besseren Verständnis der Wirkung von Naturstoffen beitragen und einen neuen Therapieansatz zur Behandlung von chronischen Wunden ergeben, erhoffen sich die Forschenden. Durch die Einbindung eines Industriebeirates wird sichergestellt, dass die Forschungsergebnisse rasch in die Praxis transferiert werden können.
Quelle: idw