avanti: Was ist Ihre Erfahrung, Frau Zens, wie funktioniert Mitarbeiterbindung, warum reicht es nicht mehr nur die besten finanziellen Vergütungen anzubieten?
Christiane Zens: Die mangelnde Wertschätzung der Pflegekräfte in den Krankenhäusern und im Dialysebereich bringt uns die neuen MitarbeiterInnen. Die Gutmütigkeit der Fachkräfte immer wieder trotz „frei“ einzuspringen wird überreizt, zudem werden zu viele Überstunden angehäuft. Geld ist nicht der Fokus, sondern die Pflegekräfte gehen, weil sie ausgepowert sind.
Ihnen liegt ihr Beruf am Herzen. Sie möchten ihn ausüben können, ohne das Ganze kräftezehrende Drumherum, das ihnen in Kliniken zusätzlich aufgebürdet werden muss.
avanti: Welche „Vorteile“, neudeutsch „Goodies“, interessieren die Pflegespezialisten besonders?
Zens: Sie freuen sich über jede Aufmerksamkeit, jeglicher Art. Die erwarten erst mal nichts. Ein Anruf, kleine Werbeartikel, Geburtstagskarte, ein Begrüßungsgeschenk, mal einen Blumenstrauß.
Zitat einer unserer Pflegespezialistin aus der Dialyse: „Seit 30 Jahren in der Pflege hatte ich vom Haus noch nie einen Blumenstrauß bekommen, bei avanti ist das deutlich anders.“ Verblüfft waren einige der MitarbeiterInnen, dass sie zur Weihnachtsfeier auch ihre Partner bzw. Partnerin mitbringen durften.
avanti: Was sagen Sie zu dem Argument, das sei doch alles sehr teuer und koste zudem viel Arbeitszeit?
„Mitarbeiterbindung macht langfristig Sinn“
Zens: Es kommt nicht so auf den hohen Wert der Zuwendung an, sondern auf die Geste und die Überlegungen, die man sich vorher für die MitarbeiterInnen gemacht hat. So sind die Recruiting-Kosten, um eine Fachkraft zu finden, im letzten Jahrzehnt enorm in die Höhe geschossen. So macht langfristige Mitarbeiterbindung immer mehr Sinn, auch wirtschaftlich.
Z.B. ist in diesem Jahr die Weihnachtsfeier für unsere Pflegekräfte etwas ganz Besonderes, da es die letzten Jahre ja ausfallen musste. Wir sind mit mehr als 100 Personen auf einem besonderen Event, bei dem die magischen 1920-er Jahre per Kulissen nachempfunden werden und gleichzeitig kann man auch noch ein Escape-Abenteuer erleben. Essen, Trinken und Feiern kommen bei der Einladung auch nicht zu kurz.
avanti: Was ist für Sie zentral bei der Mitarbeiterbindung insbesondere in der Pflege?
Zens: Der persönliche Kontakt ist zentral. Vom Bewerbungsgespräch über die Einstellung bis hin zum Probezeitend-Gespräch sollte der Faden nicht abreißen. Dazu kommen noch Mitarbeiterbesuche am Arbeitsort und die Fragen, die man stellen sollte. Z. B. wie geht es Ihnen mit der Zeitarbeit bei avanti?
Oder: Was könnte in Ihrem Arbeitsalltag noch besser für Sie sein? Zudem bieten wir neben Dienstwagen auch eine betriebliche Krankenzusatzversicherung on top an. Weiterbildungen und ein berufsbegleitendes Studium ermöglichen wir auch.
avanti: Gibt es Besonderheiten bei den Dialysefachkräften?
Zens: Wir schätzen Berufserfahrung und die Welt der Dialyse ist klein. Da ist der enge persönliche Kontakt enorm wichtig. Wir sind an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert.
Wichtig ist dafür auch die Sichtbarkeit als Arbeitgeber vor Ort in den Kliniken und Ambulanzen. Dies führt dazu, dass sich Pflegekräfte trauen, avanti anzusprechen. Häufig ist der Einstieg in die Zeitarbeit erst mal ein Minijob.
avanti: Was ist aus Ihrer Perspektive am Wichtigsten bei der Mitarbeiterbindung?
Zens: Die Wertschätzung meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch uns als Arbeitgeber steht im Mittelpunkt. Ich interessiere mich für sie und ihre Fragen und Anliegen.
Ich bin gern ihre persönliche Ansprechpartnerin. Dies wird auch so wahrgenommen. Einer unserer besten Recruiting-Wege ist die Empfehlung von Mitarbeitern: „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“.
Und ich sehe mich nicht nur als Dienstleisterin für die Kunden, sondern auch als Dienstleisterin für unsere engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Das Gespräch führte Uta Kannengießer, avanti GmbH