Aktuelle Hygienethemen
Die Coronapandemie hat das Bewusstsein für neu auftretende Pathogene geschärft. Neben SARS-CoV‑2 sind inzwischen andere Erreger wie Mpox und die Afrikanische Schweinepest in den Fokus gerückt. Auch diese Erreger erfordern spezielle Hygienemaßnahmen, um eine Ausbreitung zu verhindern.
1. Mpox (Affenpocken)
Mpox ist eine durch das Affenpockenvirus ausgelöste Zoonose, die durch engen Kontakt mit infizierten Tieren oder Menschen übertragen wird. Die Symptome ähneln denen der Pocken, sind jedoch meist milder. Bei diesem Erreger ist besonders zu beachten, dass Partikel eingebettet in Sekreten beziehungsweise getrocknet an Hautschuppen oder Schorf für längere Zeiträume infektiös sein können.
Um ein Aufwirbeln infektiöser Partikel zu vermeiden, sollte gesammelte Wäsche nicht geschüttelt werden und eine Kennzeichnung der Wäschesäcke ist sinnvoll. Unter Einhaltung der regulären Vorschriften für die Arbeitssicherheit (zum Beispiel Händedesinfektion, Benutzen von Kittel und Mundschutz) besteht aber keine Gefahr für Mitarbeitende vor Ort im Krankenhaus oder im Textilservice.
2. Afrikanische Schweinepest (ASP)
ASP ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, die Haus- und Wildschweine betrifft. Obwohl sie für den Menschen ungefährlich ist, spielt der Mensch eine erhebliche Rolle bei der Übertragung des Erregers. Diese erfolgt durch Speiseabfälle oder Schweinefleischerzeugnisse, landwirtschaftlich genutzte Geräte und Maschinen, kontaminierte Ausrüstungsgegenstände einschließlich Jagdausrüstung oder Kleidung.
Bei der Aufbereitung von Wäsche aus lebensmittelverarbeitenden oder landwirtschaftlichen Betrieben im Textilservice ist daher der Einsatz viruzider Waschverfahren und die Einhaltung der Hygienemaßnahmen besonders wichtig, um eine Verschleppung des Virus zu verhindern.
3. Noroviren
Diese hoch ansteckenden Viren verursachen Magen-Darm-Erkrankungen und können durch kontaminierte Oberflächen und Textilien übertragen werden. Fäkal verunreinigte Wäsche gilt als infektiös, deshalb muss entsprechende Wäsche aus dem Gesundheitswesen in flüssigkeitsdichten und gekennzeichneten Säcken verpackt werden.
Für den Textilservicebetrieb bedeutet dies, dass diese Erreger nicht ins Abwasser eingeleitet werden dürfen. Daher muss eine wirksame Desinfektion mit einem nachweislich desinfizierenden Waschverfahren mit Wirkbereich B erfolgen, bevor die Waschflotte zum ersten Mal abgelassen wird.
4. Multiresistente Erreger (MRE)
Bakterien wie MRSA (= Methicillin-resistente Staphylococcus aureus) stellen eine besondere Herausforderung dar, da sie gegen viele Antibiotika resistent sind. Der Textilservice muss sicherstellen, dass die Wäscheaufbereitung so erfolgt, dass diese Erreger zuverlässig abgetötet werden.
Bedeutung des Textilservice für das Gesundheitswesen
Betrachtet man den Lebenszyklus von Textilien, die im Gesundheitswesen Anwendung finden (zum Beispiel Bettwäsche, Handtücher, Reinigungstextilien, etc.) und von textilen Medizinprodukten (OP-Mäntel, OP-Abdecktücher, Wärmedecken, etc.) so bedeutet das Auftreten bekannter und auch neuer Infektionserreger, dass die eindeutige Einstufung, die erfolgreiche Wäscheaufbereitung, die Einhaltung von Arbeitsschutzmaßnahmen und eine kontinuierliche Überwachung der Hygiene, essenziell sind.
Nachweislich desinfizierende Waschverfahren mit Wirkbereich AB sind zur Abtötung und Inaktivierung von Krankheitserregern im Waschprozess erforderlich und finden sich auf den Listen von RKI, VAH und IHO. Alle Textilservice-Betriebe mit dem RAL-Gütezeichen 992/2–4 erfüllen diese Anforderungen.
Die Herausforderung beginnt aber immer schon am Ort, an dem die potenziell kontaminierten Textilien anfallen, also im Krankenhaus, Pflegeheim und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort müssen in aller Regel schon die Entscheidung treffen, wie das jeweilige Textil bezüglich des Hygienerisikos einzustufen ist. Hier braucht es einfache Tools, die die Entscheidung erleichtern.
Die RAL-Gütegemeinschaft Verantwortungsvoller Textilservice e.V. bietet online ein umfassendes, frei zugängliches Erreger-Verzeichnis an, das den handelnden Personen im Gesundheitswesen, aber auch im Textilservice-Betrieb zur Verfügung steht. Dieses Verzeichnis enthält Empfehlungen zur sachgemäßen Wäscheaufbereitung und zu erforderlichen Arbeitsschutzmaßnahmen im Umgang mit spezifischen Krankheitserregern und kontaminierter Wäsche. Denn der Schutz der Personen, die mit kontaminierter Wäsche hantieren, ist entscheidend.
Hygienemaßnahmen und Arbeitsschutz
Um die Sicherheit im Umgang mit kontaminierter Wäsche zu gewährleisten, sind folgende Maßnahmen besonders wichtig:
- Trennung von unreinen und reinen Bereichen: Eine klare räumliche Trennung verhindert Kreuzkontaminationen.
- Nutzung persönlicher Schutzausrüstung (PSA): Handschuhe, Schutzkittel und Masken schützen das Personal vor Krankheitserregern.
- Desinfektion: Der Einsatz geeigneter Desinfektionsmittel und ‑verfahren zur Wäscheaufbereitung und zur Reinigung und Desinfektion der Oberflächen und technischen Einrichtungen stellt sicher, dass Erreger zuverlässig abgetötet werden.
- Schulung des Personals: Regelmäßige Schulungen und Fortbildungen sorgen dafür, dass das Personal über aktuelle Hygienestandards informiert ist und diese einhält.
Fazit
Die zunehmende Verbreitung neuer Erreger stellt das Personal im Gesundheitswesen vor große Herausforderungen. Professionelle Textilservice-Dienstleister mit einer entsprechenden Zertifizierung führen die Reinigung und Desinfektion potenziell kontaminierter Textilien durch. Das Erreger-Verzeichnis der Gütegemeinschaft Verantwortungsvoller Textilservice e.V. ist für jeden frei zugänglich und hilft bei der Risikoeinstufung relevanter Krankheiten und Erreger.
Von Dr. Anja Gerhardts, Hohenstein Laboratories
FAQ
Warum ist der Textilservice im Gesundheitswesen so wichtig?
Der Textilservice ist wichtig, um Textilien wie Bettwäsche und OP-Mäntel, die mit gefährlichen Krankheitserregern kontaminiert sein können, hygienisch zu reinigen und sicherzustellen, dass keine Erreger verbreitet werden.
Welche Hygienemaßnahmen sind beim Umgang mit kontaminierter Wäsche wichtig?
Wichtige Hygienemaßnahmen umfassen die Trennung von unreinen und reinen Bereichen, den Einsatz von persönlicher Schutzausrüstung (wie Handschuhe und Schutzkittel) und die Desinfektion von Wäsche sowie Oberflächen und Einrichtungen.
Wie erfahre ich, ob das von mir eingesetzte Desinfektionsmittel ausreichend wirksam ist?
Eine Liste der anerkannten und geprüfen Desinfektionsmittel und ‑verfahren einschließlich deren Wirkungsbereich kann auf der Website des Robert Koch-Instituts (RKI) eingesehen werden. Weitere Listen werden von der VAH und der IHO herausgegeben.
Literaturhinweise:
- Erreger-Verzeichnis der RAL-Gütegemeinschaft Verantwortungsvoller Textilservice e.V.
- Liste der vom Robert Koch-Institut geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel und ‑verfahren
- Desinfektionsmittelliste des Verbunds für Angewandte Hygiene e.V. (VAH)
- Desinfektionsmittelliste des Industrieverbands Hygiene & Oberflächenschutz (IHO)
- RKI-Ratgeber Mpox/Affenpocken
- Informationsseite zur Afrikanischen Schweinepest des Friedrich-Loeffler-Instituts