Mikroerreger
Ob als Folge des globa­len Waren­han­dels oder als unerwünsch­tes Reise­mit­bring­sel: Auch in Deutsch­land tauchen immer wieder hier bislang unbekannte Erreger auf. Sie stellen das Gesund­heits­we­sen wie auch den profes­sio­nel­len Textil­ser­vice vor beson­de­ren Heraus­for­de­run­gen (künst­le­ri­sche Darstel­lung, KI-generiert). Bild: Graphix Made/Pixabay

Aktuelle Hygiene­the­men

Die Corona­pan­de­mie hat das Bewusst­sein für neu auftre­tende Patho­gene geschärft. Neben SARS-CoV‑2 sind inzwi­schen andere Erreger wie Mpox und die Afrika­ni­sche Schwei­ne­pest in den Fokus gerückt. Auch diese Erreger erfor­dern spezi­elle Hygie­ne­maß­nah­men, um eine Ausbrei­tung zu verhin­dern.

1. Mpox (Affen­po­cken)

Mpox ist eine durch das Affen­po­cken­vi­rus ausge­löste Zoonose, die durch engen Kontakt mit infizier­ten Tieren oder Menschen übertra­gen wird. Die Symptome ähneln denen der Pocken, sind jedoch meist milder. Bei diesem Erreger ist beson­ders zu beach­ten, dass Parti­kel einge­bet­tet in Sekre­ten bezie­hungs­weise getrock­net an Hautschup­pen oder Schorf für längere Zeiträume infek­tiös sein können.

Um ein Aufwir­beln infek­tiö­ser Parti­kel zu vermei­den, sollte gesam­melte Wäsche nicht geschüt­telt werden und eine Kennzeich­nung der Wäsche­sä­cke ist sinnvoll. Unter Einhal­tung der regulä­ren Vorschrif­ten für die Arbeits­si­cher­heit (zum Beispiel Hände­des­in­fek­tion, Benut­zen von Kittel und Mundschutz) besteht aber keine Gefahr für Mitar­bei­tende vor Ort im Kranken­haus oder im Textil­ser­vice.

2. Afrika­ni­sche Schwei­ne­pest (ASP)

ASP ist eine anzei­ge­pflich­tige Tierseu­che, die Haus- und Wildschweine betrifft. Obwohl sie für den Menschen ungefähr­lich ist, spielt der Mensch eine erheb­li­che Rolle bei der Übertra­gung des Erregers. Diese erfolgt durch Speise­ab­fälle oder Schwei­ne­fleischerzeug­nisse, landwirt­schaft­lich genutzte Geräte und Maschi­nen, konta­mi­nierte Ausrüs­tungs­ge­gen­stände einschließ­lich Jagdaus­rüs­tung oder Kleidung.

Bei der Aufbe­rei­tung von Wäsche aus lebens­mit­tel­ver­ar­bei­ten­den oder landwirt­schaft­li­chen Betrie­ben im Textil­ser­vice ist daher der Einsatz viruzi­der Wasch­ver­fah­ren und die Einhal­tung der Hygie­ne­maß­nah­men beson­ders wichtig, um eine Verschlep­pung des Virus zu verhin­dern.

3. Norovi­ren

Diese hoch anste­cken­den Viren verur­sa­chen Magen-Darm-Erkran­kun­gen und können durch konta­mi­nierte Oberflä­chen und Texti­lien übertra­gen werden. Fäkal verun­rei­nigte Wäsche gilt als infek­tiös, deshalb muss entspre­chende Wäsche aus dem Gesund­heits­we­sen in flüssig­keits­dich­ten und gekenn­zeich­ne­ten Säcken verpackt werden.

Für den Textil­ser­vice­be­trieb bedeu­tet dies, dass diese Erreger nicht ins Abwas­ser einge­lei­tet werden dürfen. Daher muss eine wirksame Desin­fek­tion mit einem nachweis­lich desin­fi­zie­ren­den Wasch­ver­fah­ren mit Wirkbe­reich B erfol­gen, bevor die Wasch­flotte zum ersten Mal abgelas­sen wird.

4. Multi­re­sis­tente Erreger (MRE)

Bakte­rien wie MRSA (= Methi­cil­lin-resis­tente Staphy­lo­coc­cus aureus) stellen eine beson­dere Heraus­for­de­rung dar, da sie gegen viele Antibio­tika resis­tent sind. Der Textil­ser­vice muss sicher­stel­len, dass die Wäsche­auf­be­rei­tung so erfolgt, dass diese Erreger zuver­läs­sig abgetö­tet werden.

Bedeu­tung des Textil­ser­vice für das Gesund­heits­we­sen

Betrach­tet man den Lebens­zy­klus von Texti­lien, die im Gesund­heits­we­sen Anwen­dung finden (zum Beispiel Bettwä­sche, Handtü­cher, Reini­gungs­tex­ti­lien, etc.) und von texti­len Medizin­pro­duk­ten (OP-Mäntel, OP-Abdeck­tü­cher, Wärme­de­cken, etc.) so bedeu­tet das Auftre­ten bekann­ter und auch neuer Infek­ti­ons­er­re­ger, dass die eindeu­tige Einstu­fung, die erfolg­rei­che Wäsche­auf­be­rei­tung, die Einhal­tung von Arbeits­schutz­maß­nah­men und eine konti­nu­ier­li­che Überwa­chung der Hygiene, essen­zi­ell sind.

Nachweis­lich desin­fi­zie­rende Wasch­ver­fah­ren mit Wirkbe­reich AB sind zur Abtötung und Inakti­vie­rung von Krank­heits­er­re­gern im Wasch­pro­zess erfor­der­lich und finden sich auf den Listen von RKI, VAH und IHO. Alle Textil­ser­vice-Betriebe mit dem RAL-Gütezei­chen 992/2–4 erfül­len diese Anfor­de­run­gen.

OP
Zur Abtötung und Inakti­vie­rung von Krank­heits­er­re­gern auf texti­len Medizin­pro­duk­ten, wie beispiels­weise OP-Mäntel oder ‑Abdeck­tü­cher, sind nachweis­lich desin­fi­zie­rende Wasch­ver­fah­ren mit Wirkbe­reich AB erfor­der­lich. Bild: LEO System

Die Heraus­for­de­rung beginnt aber immer schon am Ort, an dem die poten­zi­ell konta­mi­nier­ten Texti­lien anfal­len, also im Kranken­haus, Pflege­heim und anderen Einrich­tun­gen des Gesund­heits­we­sens. Die Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­ter vor Ort müssen in aller Regel schon die Entschei­dung treffen, wie das jewei­lige Textil bezüg­lich des Hygie­ne­ri­si­kos einzu­stu­fen ist. Hier braucht es einfa­che Tools, die die Entschei­dung erleich­tern.

Die RAL-Gütege­mein­schaft Verant­wor­tungs­vol­ler Textil­ser­vice e.V. bietet online ein umfas­sen­des, frei zugäng­li­ches Erreger-Verzeich­nis an, das den handeln­den Perso­nen im Gesund­heits­we­sen, aber auch im Textil­ser­vice-Betrieb zur Verfü­gung steht. Dieses Verzeich­nis enthält Empfeh­lun­gen zur sachge­mä­ßen Wäsche­auf­be­rei­tung und zu erfor­der­li­chen Arbeits­schutz­maß­nah­men im Umgang mit spezi­fi­schen Krank­heits­er­re­gern und konta­mi­nier­ter Wäsche. Denn der Schutz der Perso­nen, die mit konta­mi­nier­ter Wäsche hantie­ren, ist entschei­dend.

Hygie­ne­maß­nah­men und Arbeits­schutz

Um die Sicher­heit im Umgang mit konta­mi­nier­ter Wäsche zu gewähr­leis­ten, sind folgende Maßnah­men beson­ders wichtig:

  • Trennung von unrei­nen und reinen Berei­chen: Eine klare räumli­che Trennung verhin­dert Kreuz­kon­ta­mi­na­tio­nen.
  • Nutzung persön­li­cher Schutz­aus­rüs­tung (PSA): Handschuhe, Schutz­kit­tel und Masken schüt­zen das Perso­nal vor Krank­heits­er­re­gern.
  • Desin­fek­tion: Der Einsatz geeig­ne­ter Desin­fek­ti­ons­mit­tel und ‑verfah­ren zur Wäsche­auf­be­rei­tung und zur Reini­gung und Desin­fek­tion der Oberflä­chen und techni­schen Einrich­tun­gen stellt sicher, dass Erreger zuver­läs­sig abgetö­tet werden.
  • Schulung des Perso­nals: Regel­mä­ßige Schulun­gen und Fortbil­dun­gen sorgen dafür, dass das Perso­nal über aktuelle Hygie­ne­stan­dards infor­miert ist und diese einhält.

Fazit

Die zuneh­mende Verbrei­tung neuer Erreger stellt das Perso­nal im Gesund­heits­we­sen vor große Heraus­for­de­run­gen. Profes­sio­nelle Textil­ser­vice-Dienst­leis­ter mit einer entspre­chen­den Zerti­fi­zie­rung führen die Reini­gung und Desin­fek­tion poten­zi­ell konta­mi­nier­ter Texti­lien durch. Das Erreger-Verzeich­nis der Gütege­mein­schaft Verant­wor­tungs­vol­ler Textil­ser­vice e.V. ist für jeden frei zugäng­lich und hilft bei der Risiko­ein­stu­fung relevan­ter Krank­hei­ten und Erreger.

Von Dr. Anja Gerhardts, Hohen­stein Labora­to­ries

FAQ

Warum ist der Textil­ser­vice im Gesund­heits­we­sen so wichtig?

Der Textil­ser­vice ist wichtig, um Texti­lien wie Bettwä­sche und OP-Mäntel, die mit gefähr­li­chen Krank­heits­er­re­gern konta­mi­niert sein können, hygie­nisch zu reini­gen und sicher­zu­stel­len, dass keine Erreger verbrei­tet werden.

Welche Hygie­ne­maß­nah­men sind beim Umgang mit konta­mi­nier­ter Wäsche wichtig?

Wichtige Hygie­ne­maß­nah­men umfas­sen die Trennung von unrei­nen und reinen Berei­chen, den Einsatz von persön­li­cher Schutz­aus­rüs­tung (wie Handschuhe und Schutz­kit­tel) und die Desin­fek­tion von Wäsche sowie Oberflä­chen und Einrich­tun­gen.

Wie erfahre ich, ob das von mir einge­setzte Desin­fek­ti­ons­mit­tel ausrei­chend wirksam ist?

Eine Liste der anerkann­ten und geprü­fen Desin­fek­ti­ons­mit­tel und ‑verfah­ren einschließ­lich deren Wirkungs­be­reich kann auf der Website des Robert Koch-Insti­tuts (RKI) einge­se­hen werden. Weitere Listen werden von der VAH und der IHO heraus­ge­ge­ben.

Litera­tur­hin­weise:

  1. Erreger-Verzeich­nis der RAL-Gütege­mein­schaft Verant­wor­tungs­vol­ler Textil­ser­vice e.V.
  2. Liste der vom Robert Koch-Insti­tut geprüf­ten und anerkann­ten Desin­fek­ti­ons­mit­tel und ‑verfah­ren
  3. Desin­fek­ti­ons­mit­tel­liste des Verbunds für Angewandte Hygiene e.V. (VAH)
  4. Desin­fek­ti­ons­mit­tel­liste des Indus­trie­ver­bands Hygiene & Oberflä­chen­schutz (IHO)
  5. RKI-Ratge­ber Mpox/Affenpocken
  6. Infor­ma­ti­ons­seite zur Afrika­ni­schen Schwei­ne­pest des Fried­rich-Loeff­ler-Insti­tuts