Nicht selten wird auf das Modell des Minijobs zurückgegriffen, um für einen kleinen zusätzlichen Nebenverdienst zu sorgen. Gleichzeitig ist das Arbeitsmodell mit negativen Konnotationen verbunden. Wie in einer Studie des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Westfälische Hochschule) dargelegt, gelte es beispielsweise als „Abschiebegleis ohne Perpektive“. Den Wahlprogrammen einiger politischer Parteien zufolge stehen Modifizierungen dieses Arbeitsmodells durchaus auf der Agenda, wenn es etwa um den Einbezug in die Sozialversicherung geht. Tatsächlich wollen oder könnten viele Minijobber auch mehr Stunden arbeiten. Das IAT ist daher der Frage nachgegangen, ob die Aufstockung solcher Minijobs genug Potenzial berge, um den drohenden Fachkräftemangel in der Altenpflege in der Region Emscher-Lippe zu kompensieren.
Keine direkte Kompensation der Fachkraftlücke
Zentrales Ergebnis der IAT-Studie: Quantitativ bietet die Aufstockung von Minijobber im Raum Emscher-Lippe nur wenig Potenzial. „Aber entscheidend ist, ob durch den Einsatz von Minijobbern im Betrieb die Fachkräfte entlastet und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch mitarbeiterorientierte Arbeitszeitmodelle unterstützt werden kann“, meint die IAT-Forscherin Laura Schröer. Mit neuen Angebotsstrukturen im Zuge der Ambulantisierung der Altenpflege könnten auch neue Einsatzfelder für verschiedene Personengruppen in der Pflege gestaltet werden, schlägt Schröer vor. Angesichts des hohen Anteils von Minijobber mit einem nicht pflegerischen Berufsabschluss wäre dies ein interessantes Entwicklungsfeld. Denn das Fachkräftepotential an qualifizierten Personen mit pflegerischer Ausbildung liegt in Emscher-Lippe bei knapp 500 Personen, knapp 1.000 Frauen sind insgesamt in einem Minijob in den ambulanten Diensten in der Region tätig.
Weiterbildungsmaßnahmen sollten mit der Entwicklung neuer Versorgungsangebote verknüpft werden. Denn an- und umgelernte Kräfte können etwa in Demenzwohngemeinschaften als „Präsenzkräfte“ oder ausschließlich im „ambulanten Seniorenpflegetourenbereich“ eingesetzt werden, wo sie in den Bereichen Hauswirtschaft und Begleitung unterstützend tätig sind. Der Ausbau von Angeboten in der Kurzzeit‑, Verhinderungs‑, Tages- und Nachtpflege wird künftig an Bedeutung gewinnen. „Pflegeunternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels sind gefordert, betriebliche Strategien zu entwickeln, die die Felder Arbeitsorganisation, Personaleinsatz und neue Versorgungsangebote integrierter aufgreifen“, so die IAT-Forscherinnen. Außerdem solle es möglich werden, dass die Arbeitszeiten von Minijobbern individueller ausgestaltet werden können.
Quelle: idw