Die im vergangenen Jahr ins Leben gerufene Konzertierte Aktion Pflege (KAP) zeigt erste Ergebnisse: Mit der sogenannten „Ausbildungsoffensive Pflege“ haben Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil gemeinsam verbindliche Ziele für die Pflegeausbildung festgelegt.
Inhalt der Offensive sind 111 Maßnahmen, mit denen wieder mehr Auszubildende für den Pflegeberuf gewonnen werden sollen. Ziel ist es, die Zahl der Auszubildenden in der Pflege bis 2023 um 10 Prozent zu steigern.
Konkrete Kernziele der Vereinbarung sind unter anderem:
- Schaffung von mehr ausbildenden Einrichtungen und eine Steigerung der Auszubildenden um jeweils zehn Prozent bis 2023 (gegenüber 2019)
- Umsetzung einer bundesweiten Informations- und Öffentlichkeitskampagne für den Pflegeberuf
- Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sollen die Fördermöglichkeiten für die Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf sowie für die betriebliche Gesundheitsförderung und Investitionen in Digitalisierung und Ausbildung nutzen
- Förderung der Weiterbildung von Pflegehelfern zu Pflegefachkräften (Qualifizierungschancengesetz)
- 5.000 Weiterbildungsplätze sollen zur Nachqualifizierung von Pflegehelfern zur Verfügung gestellt werden
Letzte Chance, das Blatt zu wenden
Zahlreiche Verbände und Organisationen meldeten sich unmittelbar nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse zu Wort. Der vorgestellte Maßnahmenkatalog löste bei ihnen eine überwiegend positive Reaktion aus: So bewertete etwa der Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR), Franz Wagner, die festgelegten Maßnahmen als „richtig und wichtig“, bezeichnete die Konzertierte Aktion Pflege aber gleichzeitig auch als „letzte Chance, das Blatt hin zu mehr Personal und zu besseren Arbeitsbedingungen in der Pflege und damit zur Sicherstellung der Versorgung zu wenden“.
Darauf und auf die Erforderlichkeit eines Masterplans Pflege verwies er bereits in einer vorangegangenen Stellungnahme im Zusammenhang mit den kürzlich bekannt gegebenen Ergebnissen des Care Klima-Indexes 2018, wonach die Stimmung in der Pflegebranche im Vergleich zum Vorjahr nochmals abgekühlt sei. Als besonders wichtig hob Wagner weiter hervor, dass die Finanzierung der neuen Pflegeausbildung sichergestellt werden müsse.
Handlungsdruck übte auch die Pflegepolitiksprecherin der Grünen, Kordula Schulz-Asche, aus. Sie begrüße, dass sich im Rahmen der Aktion um Lösungen gegen den Pflegenotstand bemüht werde, merkte aber zugleich an, dass die Pflegekräfte in Deutschland bereits jetzt schon auf dem Zahnfleisch gehen und Lösungen „nicht erst am Sankt-Nimmerleins-Tag“ erwarten. Die Bundesregierung müsse deshalb „jetzt endlich handeln“, so die Pflegepolitiksprecherin.
Offensive darf nicht auf Kosten der Zugangsvoraussetzungen zur Pflegeausbildung gehen
Mit voller Unterstützung dürfe die Ausbildungsoffensive Pflege vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) rechnen, erklärte DBfK-Präsidentin Prof. Christel Bienstein. Sie machte aber zugleich deutlich, dass insbesondere die Arbeitsbedingungen verbessert werden müssten. Es reiche nicht aus, „nur die Zahl der Ausbildungsplätze zu steigern“.
Die Landespflegekammer Niedersachsen, eines der Mitglieder im Dachgremium der Konzertierten Aktion Pflege, befürwortet ebenfalls die Ziele und Vorhaben der Ausbildungsoffensive. Ein Anstieg der Ausbildungsplätze dürfe jedoch nicht bedeuten, dass die Zugangsvoraussetzungen zur Pflegeausbildung gesenkt werden, mahnte Sandra Mehmecke, Präsidentin der niedersächsischen Pflegekammer.
Zur Konzertierten Aktion Pflege
Die Konzertierte Aktion Pflege ist im Juli 2018 unter Federführung von Jens Spahn, Franziska Giffey und Hubertus Heil an den Start gegangen. Gemeinsam mit rund 40 beteiligten Verbänden und Organisationen wird das Ziel verfolgt, die Pflege im Rahmen des auf vier Jahre angesetzten Projektes aufzuwerten und für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege zu sorgen. Erarbeitet werden die Vorhaben von fünf Arbeitsgruppen, die sich jeweils verschiedenen Kernthemen widmen. Die Ausbildungsoffensive ist das Ergebnis der Arbeitsgruppe 1 „Ausbildung und Qualifizierung“, die unter Vorsitz des Bundesfamilienministeriums steht. Ein „Gesamt-Paket“ sei dann, so Jens Spahn, für Mitte des Jahres geplant.
Quelle: BMG, DPR, Pflegekammer Niedersachsen, DBfK, schulz-asche.de