Maskenpflicht im Fokus: Seit mehr als zwei Jahren sind Pflegeheime bestrebt, den Gesundheitsschutz der Bewohner und ein weitgehend normales Sozialleben in Einklang zu bringen. Viele der Bewohner haben stark unter der sozialen Isolation gelitte. Zur Zeit benötigen sie mehr denn je ein wenig Normalität im Tagesablauf.
Die Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes für die Pflegebewohner komme jetzt regelrecht zur Unzeit. Denn jetzt, so argumentiert der Verband, gehe die Pandemie „langsam in die endemische Phase über“.
Mit der Vorgabe werden nach Ansicht des Bundesverbands Pflegemanagement nicht nur die Persönlichkeitsrechte der Menschen, die in einem Pflegeheim leben außer Acht gelassen, sondern insbesondere die Lebens- und Versorgungsqualität.
So sind die Gemeinschaftsräume wesentlicher Teil normalitätsorientierter Pflege- und Betreuungskonzepte und entsprechen den erweitertem Privatbereich der Bewohner. Die Regelung greift also unmittelbar in diesen Bereich ein.
Maskenpflicht in der Kritik
Hinzu kommen die gesundheitlichen Einschränkungen der Heimbewohner. Bis zu 75 Prozent leiden an Demenz und haben Probleme bei der sachgerechten Anwendung der Masken. Für Menschen mit pulmonalen Problemen oder Hörgeräten ist das Tragen der Masken absolut unzumutbar. Zudem schafft die Maske weiterhin die Distanz, unter der gerade die alten Menschen in Pflegeheimen ganz besonders gelitten haben.
„Nach über zwei Jahren Pandemie sollten wir in der Lage sein, intelligente, auf den Erfahrungswerten basierende Lösungen zu schaffen, statt weiter im Aktionismus zu verharren“, ärgert sich Peter Bechtel, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Pflegemanagement. „Hier wird der Eindruck vermittelt, dass mit dieser Regelung Ausbrüche in Pflegeheimen verhindert werden können.
Das entbehrt jeder Sinnhaftigkeit, denn beim Essen und Trinken kommen die gleichen Menschen naturgemäß ohne Maske zusammen“, ergänzt Peter Koch, Vorstandsmitglied der Landesgruppe Baden-Württemberg und Geschäftsführer eines Altenhilfeträgers.
Einrichtungen müssen Regeln umsetzen
Die Einrichtungen selbst müssen die Regelung umzusetzen – auch wenn sie davon in den meisten Fällen nicht überzeugt sind. Halten sie sich nicht daran, geraten sie – wie schon bei der einrichtungsbezogenen Impfpflicht – mit den Behörden in Konflikt.
Was dabei am Ende auf der Strecke bleibe, sei die Versorgungsqualität. Denn, so das Argument des Verbandes: Pflegende, die sich mit sinnbefreiten Regelungen herumschlagen müssen, leiden nicht nur persönlich, sondern haben bei ohnehin bestehendem Personalnotstand noch weniger Zeit für ihre eigentliche Aufgabe.
In der Realität sieht es so aus, dass Bewohner und Angehörige über die gesetzliche Vorgabe der Maskenpflicht informiert wurden, von Einrichtungen darauf hingewiesen werden, aber die Umsetzung nicht massiv eingefordert wird.
Selbst die lokalen Behörden wissen um dieses Vorgehen, was zeigt, dass das Verständnis für die praxisfremden Regelungen, die ohne jegliche Beteiligung der Pflege, des Pflegemanagements oder der Patientenvertreter getroffen werden, weiter schwindet. Die Politikverdrossenheit steigt.
Quelle: Bundesverband Pflegemangement