Pflegereform
Bundes­mi­nis­ter für Gesund­heit, Karl Lauter­bach (SPD) Bild: BMG/Thomas Ecke

Pflege­re­form noch vor Bundes­tags­wahl

Wegen der ständig steigen­den Milli­ar­den­kos­ten hat Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) noch vor der nächs­ten Bundes­tags­wahl eine weitere Pflege­re­form angekün­digt.

„Die Probleme sind groß, aber sie sind lösbar und werden auch in Kürze angegan­gen“, sagte der SPD-Politi­ker. „Wir werden nach der Sommer­pause ein Konzept vorle­gen.“

Das Bundes­ka­bi­nett hat in dieser Woche über entspre­chende Vorschläge einer Finanz­re­form beraten, die eine Kommis­sion vorge­legt hatte. Dabei soll es um ein Gesamt­pa­ket für mehr Kapazi­tä­ten beim Pflege­per­so­nal, eine bessere Präven­tion von Pflege­be­dürf­tig­keit und das Schlie­ßen der Finanz­lü­cke gehen.

Rote Zahlen in der Pflege­ver­si­che­rung

Die Pflege­ver­si­che­rung rechnet mit roten Zahlen: Für das Jahr 2024 geht sie von einem Minus von 1,5 Milli­ar­den Euro, für das kommende Jahr gar von einem Defizit von 3,4 Milli­ar­den Euro aus.

Ohne Refor­men würde die Pflege­ver­si­che­rung deutlich teurer werden. „Der Beitrags­satz würde steigen, weil wir auch mehr Pflege­be­dürf­tige haben. Darauf werden wir reagie­ren“, sagte Lauter­bach. Dazu gehör­ten Geset­zes­pläne für eine bessere Vorbeu­gung etwa von Demenz und Schlag­an­fäl­len. Viele Pflege­fälle seien vermeid­bar“, erklärte Lauter­bach.

Der Minis­ter verwies auch auf geplante Neure­ge­lun­gen, die mehr Kompe­ten­zen für Pflege­fach­kräfte vorse­hen, um den Beruf attrak­ti­ver zu machen. Auch neue Pflege­an­ge­bote sollen gesetz­lich ermög­licht werden.

Vier Pflege­re­form­mo­delle schla­gen die Exper­ten vor. Die Gruppe besteht aus Vertre­tern mehre­rer Bundes­mi­nis­te­rien und Vertre­tern der Bundes­län­der. Zwei der Vorschläge basie­ren wie bisher auf einer Teilfi­nan­zie­rung durch die Pflege­be­dürf­ti­gen, zwei aber auf einer Vollfi­nan­zie­rung.

Die Pflege­kas­sen stossen bei einer steigen­den Zahl Pflege­be­dürf­ti­ger an ihr Limit – das ist Fakt. Die Gesamt­aus­ga­ben der sozia­len Pflege­ver­si­che­rung lagen 2023 bei etwa 59,2 Milli­ar­den Euro. Dabei müssen Pflege­be­dürf­tige insbe­son­dere in Heimen immer höhere Eigen­an­teile überneh­men. Langfris­tig fehlen der Pflege­ver­si­che­rung laut dem Bericht rund 24 Milli­ar­den Euro.

Kritik von Verbän­den

Sozial­ver­bän­den gehen die Vorschläge zur Pflege­re­form nicht weit und vor allem nicht schnell genug. Sie drängen auf Sofort­maß­nah­men. Die Versor­gung von Millio­nen pflege­be­dürf­ti­ger Menschen sei bereits jetzt massiv gefähr­det, erklärte die Bundes­ar­beits­ge­mein­schaft der Freien Wohlfahrts­pflege, die Dachor­ga­ni­sa­tion der sechs größten Wohlfahrts­ver­bände.

Die Diako­nie Deutsch­land kriti­sierte, Problem­ana­ly­sen gebe es genug. Vorstands­mit­glied Maria Loheide sagte, kurzfris­tig ließen sich Finanz­lü­cken schlie­ßen, wenn die Renten­bei­träge von pflegen­den Angehö­ri­gen und die 4,5 Milli­ar­den Euro Vorleis­tung der Pflege­ver­si­che­rung aus der Corona-Zeit aus Steuer­mit­teln finan­ziert würden.

Die Präsi­den­tin des Deutschen Caritas­ver­ban­des, Eva Maria Welskop-Deffaa, schlug zur Pflege­re­form folgen­des vor: Senio­ren, die über ein gewis­ses Vermö­gen verfü­gen, sollen mehr in die Pflege­kas­sen einzah­len. Die Lasten dürften nicht allein auf die junge Genera­tion gescho­ben werden und Wohlha­bende verscho­nen, sagte sie der Funke Medien­gruppe.

Quellen: BMG, Funke Medien­gruppe