Um Komplikationen, wie etwa Schlaganfälle, vorzubeugen und akut zu behandeln, sollten Kunstherz-Patienten jedoch immer auch von einem Neurologen nachbetreut werden, fordert die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN). Insbesondere liefere eine Ultraschalluntersuchung des Gehirns wichtige Informationen über das Funktionieren des Implantats und das Schlaganfallrisiko, so die Experten.
Etwa jeder zehnte Kunstherz-Patient erleidet einen Schlaganfall. „Um diese Zahl zu senken, sollten Neurologen in die Nachbehandlung der Patienten frühzeitig einbezogen werden“, sagt Professor Dr. med. Mario Siebler, Chefarzt der Fachklinik für Neurologie an der MediClin Fachklinik Rhein/Ruhr in Essen, der sich in einer kürzlich publizierten Studie in der „Klinischen Neurophysiologie“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) mit dem Thema befasst hat. Insbesondere der Hirn-Ultraschall sei ein wichtiges Instrument, um Risiken rechtzeitig zu erkennen. „Bisher findet die Nachbetreuung von Kunstherz-Patienten noch ausschließlich beim Kardiologen statt, der eine solche Untersuchung nicht durchführen kann“, so Siebler.
Denn die Untersuchung erfordert spezielles Wissen: „Herzunterstützungssysteme verändern Sonografiebefunde und erschweren die Diagnose zum Beispiel von Gefäßverengungen nach üblichen Kriterien“, erklärt der DGKN-Experte. Vielen Neurologen, die bisher wenig mit Kunstherz-Patienten zu tun hatten, fehlen die Kenntnisse, um die veränderten Befunde auszuwerten. Sie könnten jedoch entscheidende Hinweise geben, ob die Blutzirkulation im Gehirn durch die Pumpe die optimale Leistung bringt. Ultraschallinformationen bei Betroffenen sind auch deshalb von besonderer Bedeutung, da für sie eine Magnetresonanztomografie (MRT) nicht in Frage kommt: Die starken Magnete könnten einen Ausfall der künstlichen Pumpe verursachen.
Kunstherzen hatten ursprünglich nur die Funktion, die Zeit bis zu einer Transplantation zu überbrücken. Allerdings reichen die zur Verfügung stehenden Spenderorgane bei weitem nicht mehr aus. Zudem bietet der Markt inzwischen immer kleinere und robuste Herzunterstützungssysteme an. Daher nimmt ihre Bedeutung als dauerhafte Lösung zu: Gab es 1996 insgesamt gut 1500 Menschen mit einem Kunstherz, sind es jetzt pro Jahr knapp 1000 neue Patienten. Besonders häufig eingesetzt werden linksventrikuläre Unterstützungssysteme (LVAD); sie pumpen das Blut von der linken Herzkammer in die Aorta. Ein VAD-System besteht im Wesentlichen aus einer implantierten Pumpe, sowie einer Steuereinheit und einem Akku.
Die DGKN bietet in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) eine Ausbildung für die neurologische Ultraschalldiagnostik an. „Um das Risiko für neurologische Komplikationen wie einen Schlaganfall bei Kunstherz-Patienten zu erkennen und den Insult zu behandeln, ist ein Neurologe mit diesen Ultraschallkenntnissen unverzichtbar“, betont Siebler.