Künstliche Intelligenz und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Pflege werden seit Jahren erforscht. Auch für ChatGPT, das Dialogprogramm des US-Unternehmens OpenAI, werden mögliche Einsatzbereiche diskutiert, die vor allem in den Planungs- und Dokumentationsbereich fallen.
ChatGPT: Was kann es in der Pflege leisten?
Aber wie schätzt das Programm selbst seine Anwendungsmöglichkeiten in der Pflege ein? Wir haben ihm genau diese Frage gestellt.
Rechtsdepesche: Beschreibe mögliche Anwendungsfälle für ChatGPT in der Kranken- und Altenpflege
ChatGPT: In der Kranken- und Altenpflege gibt es viele Anwendungsfälle für ein System wie ChatGPT. Hier sind einige Beispiele:
- Patienten-Informationen: ChatGPT kann verwendet werden, um Patienten über ihre Gesundheit, Behandlungspläne und Anweisungen zu informieren. Es kann auch als virtueller Assistent für ältere Patienten dienen, die Schwierigkeiten haben, Informationen aus klassischen Informationsquellen wie Broschüren oder Websites zu verstehen.
- Medikamenten-Management: ChatGPT kann Patienten dabei unterstützen, ihre Medikamenteneinnahme zu verwalten, indem es sie daran erinnert, welche Medikamente zu welcher Zeit einzunehmen sind, und ihnen Informationen über mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Lebensmitteln bereitstellt.
- Diagnose-Unterstützung: ChatGPT kann als Teil einer Diagnostik-Plattform eingesetzt werden, um Patienten bei der Selbstdiagnostik und ‑beurteilung zu unterstützen. Es kann Fragen stellen, Symptome sammeln und Empfehlungen geben, wann ein Arzt aufgesucht werden sollte.
- Therapie-Unterstützung: ChatGPT kann Patienten dabei unterstützen, ihre Therapie besser zu verstehen und umzusetzen. Es kann Fragen zu spezifischen Übungen oder Aktivitäten beantworten und motivierende Unterstützung bereitstellen.
Pflege-Unterstützung: ChatGPT kann auch als Werkzeug für Pflegekräfte eingesetzt werden, um ihnen bei der Verwaltung von Patienteninformationen, der Überwachung von Gesundheitszuständen und der Organisation von Pflegemaßnahmen zu helfen.
Es ist wichtig zu beachten, dass ChatGPT kein medizinisches Gerät ist und keine Diagnosen oder Behandlungen ersetzt. Es sollte immer in Zusammenarbeit mit medizinischem Fachpersonal eingesetzt werden.
KI im Patientengespräch
Abgesehen davon, dass die Formulierungen teilweise sehr unspezifisch sind – was bedeutet „Patienten über ihre Anweisungen informieren“ konkret? – sind einige dieser Beispiele absurd.
Das beginnt bei Punkt 1: Gesundheitsinformationen können für viele Menschen belastend sein. Besonders chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Diagnosen wie Krebs verlangen vom Gesundheitspersonal sehr viel Einfühlungsvermögen. Welcher Mensch würde sich leichter tun, solche Gespräche mit einer Künstlichen Intelligenz zu führen?
Auch die Vorstellung, ältere Menschen, die mit Broschüren Probleme haben, würden sich ausgerechnet mit einem Computerprogramm wohler fühlen, ist schwer nachvollziehbar.
Punkt 2 – das Medikamentenmanagement – ist tatsächlich ein Anwendungsbereich, den Forscherteams für KI in der Pflege sehen. Speziell die Erinnerung an die Medikamente kann ChatGPT übernehmen. Da die Künstliche Intelligenz Daten schneller auswerten kann als der Mensch könnte sie auch Medikamentenpläne erstellen und über Wechselwirkungen aufklären.
Die Diagnosestellung ist ebenfalls eine denkbare Einsatzmöglichkeit für KI, da auch diese auf der Datenanalyse beruht. Wichtig bei solchen Anwendungsfällen ist allerdings, dass die Informationen aus zuverlässigen Datenbanken stammen. Denn eines der großen Probleme bei KI ist, dass die Überlegungen der Software nicht transparent sind.
ChatGPT: Woher stammen die Informationen?
Um das zu testen, haben wir die Symptome für Diabetes eingegeben und eine entsprechende Diagnose erhalten. Auf die Frage, auf welchen Quellen die Antwort basiert, haben wir folgende Antwort bekommen:
ChatGPT: Als KI-Modell wurde ich von OpenAI auf der Basis von großen Textkorpora trainiert, die eine breite Palette an Informationen enthalten, einschließlich medizinischer Fakten und Symptome verschiedener Krankheiten. In Bezug auf die Symptome von Diabetes mellitus basiert mein Wissen auf umfangreichen medizinischen Studien, Leitlinien und anderen medizinischen Quellen, die für Ärzte und medizinisches Personal geschrieben wurden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ich kein Ersatz für eine professionelle medizinische Meinung bin und dass Sie bei gesundheitlichen Problemen immer einen Arzt aufsuchen sollten.
Mit anderen Worten: Das steht irgendwo drin. Wo, weiß man nicht genau – zumindest verrät es einem die Software nicht. Da liest sich dann auch der letzte Satz nicht besonders vertrauenserweckend.
Abgesehen davon hat KI die Tendenz, bei mehreren Auswahlmöglichkeiten diejenige zu wählen, die häufiger vorkommt. Statistisch ist das absolut korrekt, kann aber dazu führen, dass ChatGPT Falschinformationen verbreitet, wenn sie nur oft genug auftreten.
Das fällt auch am nächsten Beispiel auf. Um ChatGPTs Fähigkeiten in der Therapieunterstützung auf die Probe zu stellen, haben wir gefragt, wie man Menschen mit Diabetes zu einer Ernährungsumstellung motivieren kann. Die Antwort:
Chat GPT: Es gibt verschiedene Ansätze, um Menschen mit Diabetes zu motivieren, ihre Ernährung umzustellen. Hier sind einige Tipps:
- Verständnis schaffen: Helfen Sie den Betroffenen zu verstehen, warum eine gesunde Ernährung so wichtig ist, um ihre Diabetes unter Kontrolle zu halten. Erklären Sie, wie bestimmte Lebensmittel den Blutzuckerspiegel beeinflussen können.
- Ziele definieren: Überlegen Sie gemeinsam mit den Betroffenen, welche konkreten Ziele sie erreichen möchten. Dies kann beispielsweise das Reduzieren des Konsums von raffinierten Kohlenhydraten oder das Erhöhen des Verzehrs von Obst und Gemüse sein.
- Positives Feedback geben: Belohnen Sie Fortschritte und feiern Sie kleine Siege. Positive Bestätigung kann ein großer Ansporn sein, um weiterzumachen.
- Unterstützung bieten: Bieten Sie den Betroffenen Unterstützung bei der Suche nach gesunden Lebensmittelalternativen und bei der Planung von Mahlzeiten. Gemeinsame Einkäufe und Kochexperimente können ebenfalls hilfreich sein.
- Überwindung von Herausforderungen: Helfen Sie den Betroffenen, Hindernisse zu überwinden und Lösungen für Probleme zu finden. Ermutigen Sie sie, kleine Schritte zu unternehmen und Fehler als Lernmöglichkeiten zu sehen.
- Gemeinschaft schaffen: Verbinden Sie die Betroffenen mit anderen, die ähnliche Ziele verfolgen, zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe oder über Online-Foren. Gemeinsam können sie Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig motivieren.
Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Mensch anders motiviert wird und es nicht eine „einzige Lösung“ für alle gibt. Es ist wichtig, individuell auf die Bedürfnisse und Vorlieben jedes Einzelnen einzugehen.
Das ist grundsätzlich richtig. Aber zum Einen heißt es nicht „die“, sondern „der Diabetes“, auch wenn dieser Fehler sehr oft gemacht wird. Und zum Anderen sind diese Ratschläge dann doch sehr allgemein, während eine Diabetesberaterin ganz anders auf die Person eingehen kann, die ihr gegenüber sitzt. Gerade beim Thema Therapiemotivation ist also wieder menschliches Feingefühl gefragt.
ChatGPT: Stark im Verwaltungsbereich
Der letzte Punkt ist tatsächlich derjenige, dem Forscherteams am meisten Bedeutung beimessen: So könnte die künstliche Intelligenz Einsatzpläne für die ambulante Pflege erstellen, Schichtdienste organisieren, Dokumentationsaufgaben übernehmen oder bei Patientenberichten unterstützen.
Auch die Auswertung von Bluttests oder die Ausgabe von Laborergebnissen durch KI ist denkbar, genauso wie die Überwachung von Patientendaten.
Aber auch unter ethischen Gesichtspunkten: KI im direkten Kontakt mit Patienten ist problematisch. Deshalb sollte ihr Einsatz darauf beschränkt bleiben, Pflegekräften Verwaltungsaufgaben abzunehmen und ihnen so mehr Zeit mit den Patienten zu ermöglichen. Denn menschliche Zuwendung kann die Software nicht ersetzen.