Eine neue Studie des RWI–Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt die besorgniserregenden Folgen des Pflegepersonalmangels auf. Und: Betroffene, die nach einer Krankenhausbehandlung auf einen Pflegeheimplatz angewiesen sind, finden aufgrund fehlender Kapazitäten oft keinen Platz.
Pflegeheime könnten häufig keine neuen Patienten aufnehmen, da sie gesetzlich vorgeschriebene Mindestpersonalvorgaben nicht einhalten können. Die Folge: Ältere Patienten verblieben im Krankenhaus, wodurch dringend benötigte Krankenhausbetten blockiert würden, teilte das RWI mit.
Laut der Studie erhöht sich die Verweildauer betroffener Patienten um durchschnittlich drei bis vier Tage.
Kostenexplosion wegen verlängerter Aufenthalte
Der verlängerte Krankenhausaufenthalt verursacht durchschnittlich zusätzliche Kosten von 400 Euro pro Patient.
Weil die Vergütung über Fallpauschalen geregelt ist, dürften die tatsächlichen Kosten noch deutlich höher sein. Besonders betroffen sind Regionen mit starkem Personalmangel und wenigen Pflegeheimplätzen. Dort steigt die Verweildauer nochmals um 0,5 Tage im Schnitt.
Pflegenotstand: Risiko für pflegebedürftige Patienten
Pflegeheime priorisieren nach Ansicht der Verfasser der Studie offenbar Patienten mit geringerem Pflegebedarf. Der Grund: sie erfordern einfach weniger Ressourcen.
Personen mit hohem Pflegegrad müssen deshalb besonders lange auf einen Platz warten, so eine weitere Erkenntnis der Studie.
Die verlängerte Verweildauer im Krankenhaus erhöht dann nicht nur die Kosten, sondern birgt auch erhebliche gesundheitliche Risiken:
- Folgeinfektionen
- Verlust physischer Fähigkeiten
- Verlust kognitiver Fähigkeiten
Die Untersuchung basiert auf den Gesundheitsdaten einer großen deutschen Krankenkasse sowie regionalen und statistischen Informationen aus den Jahren 2011 bis 2019.
„Um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken und die überlasteten Krankenhäuser zu entlasten, sollten dringend Maßnahmen zur Ausbildung und Rekrutierung von Pflegekräften ergriffen werden – auch aus dem Ausland“, erklärt RWI-Gesundheitsökonomin Lea Bergmann.
Quellen: RWI, Universität Duisburg/Essen