Die Koronare Herzkrankheit ist die häufigste Todesursache
Laut Statistiken ist die Koronare Herzkrankheit (KHK) die häufigste Todesursache in Deutschland: Jedes Jahr sterben mehr als 59.000 Menschen daran. Sie tritt häufiger bei Männern auf: 3,16 Millionen Männer leiden an einer KHK im Vergleich zu 2,34 Millionen Frauen. Männer erkranken im Durchschnitt etwa zehn bis fünfzehn Jahre früher als Frauen, was zum Teil auf das weibliche Geschlechtshormon Östrogen zurückgeführt wird. Frauen verlieren diesen hormonellen Schutz mit den Wechseljahren.
Grundsätzlich steigt das Risiko für eine Koronare Herzkrankheit mit zunehmenden Alter: Unter den 40 bis 49-Jährigen leiden nur zwei Prozent an einer KHK, in der Gruppe der 70 bis 79-Jährigen sind es schon 22 Prozent.
Wie entsteht eine Koronare Herzkrankheit?
Die Koronare Herzkrankheit entsteht durch eine Verengung der Koronararterien – das sind die großen Adern, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen. Wenn sich in den Koronararterien Kalk oder Fette an der Gefäßinnenwand absetzen, verengt sich die Arterie und verliert dadurch ihre Elastizität. Diesen Vorgang bezeichnet man als Arteriosklerose. Die Ablagerungen – die sogenannten Plaques – verringern den Blutfluss und verhindern so, dass das Herz ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Das Heimtückische: Die Verengung der Arterien geschieht oft schleichend über viele Jahre hinweg.
Bei der akuten Form der Koronaren Herzkrankheit kommt es zu einem Herzinfarkt: Die verengten Arterien werden durch ein Blutgerinnsel komplett verschlossen, sodass das Herz nicht mehr genug Sauerstoff erhält und Teile des Herzmuskels absterben können.
Aber die KHK kann auch chronisch werden. Bei dieser Form ist mindestens eine Koronararterie dauerhaft verengt, sodass das Herz bei körperlicher Anstrengungen nicht schneller schlagen kann, da es zu wenig Sauerstoff erhält. Das äußert sich dann durch Kurzatmigkeit, Schmerzen oder ein Engegefühl in der Brust. Diese Beschwerden bezeichnet man als Angina pectoris oder auch Brustenge.
Bestimmte Risikofaktoren begünstigen das Auftreten der Koronaren Herzkrankheit. Dazu gehören neben dem Alter auch Übergewicht, Diabetes mellitus, hoher Blutdruck und ein erhöhter Cholesterinspiegel. Auch die genetische Veranlagung spielt eine Rolle. Aber auch anhaltender Tabakkonsum und ein zu hoher Fleischgenuss (besonders rotes Fleisch) korrelieren mit dem Auftreten der Erkrankung.
Symptome der KHK: Was sind Warnzeichen?
Die Symptomatik der Angina pectoris ist gut erforscht: Brustschmerzen (die oft in Arme, Nacken oder Rücken ausstrahlen), Kurzatmigkeit, Schwindel und kalter Schweiß gehören dazu.
Das wirklich Gefährliche an der Koronaren Herzkrankheit ist jedoch, dass sie über viele Jahre völlig beschwerdefrei verlaufen kann. Denn die gefürchteten Gefäßablagerungen entwickeln sich oftmals über einen sehr langen Zeitraum.
Hinzu kommt: Gerade im Anfangsstadium, wenn sich die Symptome einer Angina pectoris dann doch peu à peu bemerkbar machen, schieben viele Betroffene diese zunächst auf andere Ursachen: Wie zum Beispiel das gehobene Alter oder – da die Beschwerden zunächst nur bei stärkerer Belastung auftreten – auf eine schlechte Kondition. Mit der Zeit nehmen die Beschwerden aber zu und treten dann auch bei Alltagsbewegung, wie beispielsweise Treppensteigen, auf. Spätestens wenn die Beschwerden immer wieder bei ähnlichen Belastungen auftreten, spricht man von einer stabilen Angina pectoris – ein deutliches Zeichen für die Koronare Herzkrankheit.
Die typischen Beschwerden wie Brustschmerzen, Kurzatmigkeit, Übelkeit und Schwindel treten im Übrigen nicht bei allen Erkrankten auf: Bei Frauen äußert sich die Angina pectoris häufig auch durch Müdigkeit oder Magenschmerzen, die typische Brustenge fehlt häufig.
Auch wenn die chronische Form der KHK lange stabil sein kann, gibt es Warnzeichen, die auf einen Herzinfarkt hindeuten. Dazu gehören Beschwerden, die plötzlich und ohne körperliche oder psychische Belastung oder in Ruhe stärker werden. Auch früher auftretende oder länger andauernde Beschwerden sollten nicht ignoriert werden. Spätestens wenn die Beschwerden trotz Einnahme von Notfallmedikamenten nicht abklingen, sollte man den Rettungsdienst rufen.
Wie wird die Koronare Herzkrankheit diagnostiziert?
Viele Symptome der KHK wie Brustschmerzen oder Kurzatmigkeit können viele Ursachen haben. Deshalb wird im Rahmen der Anamnese zunächst abgeklärt, ob Risikofaktoren wie zu wenig Bewegung oder übermäßiges Rauchen vorliegen oder ob es eine familiäre Vorbelastung gibt. Auch Blutdruck, Cholesterinwerte, Blutzucker und Körpergewicht werden erfasst.
Um den Befund zu konkretisieren, gibt es neben der Herzkatheter-Untersuchung auch nichtinvasive Methoden. Dazu gehören der Herzultraschall (Echokardiografie) unter Belastung, die Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) sowie ein Ultraschall der Halsschlagader.
Wie wird die Koronare Herzerkrankungen behandelt?
Die Behandlung einer KHK hängt von ihrer konkreten Erscheinungsform ab, also davon, ob sie akut oder chronisch auftritt.
Bei der akuten Form – also dem Herzinfarkt – müssen schnell blutgerinnungshemmende Medikamente gegeben werden. Dann wird ein Herzkatheter-Eingriff durchgeführt, bei dem an einer anderen Körperstelle (zum Beispiel Leiste oder Handgelenk) ein flexibler Kunststoffkatheter in den Blutkreislauf eingebracht und bis zu der verengten Stelle geschoben wird. Dies geschieht „unter Sicht“, das heißt der Vorgang erfolgt – unter Zuhilfenahme von Kontrastmittel – unter ständiger Röntgenkontrolle. An der Engstelle wird dann die Arterie geweitet, indem die Spitze des Katheters zu einem Ballon aufgeblasen wird. Darüber hinaus kann ein sogenannter Stent – ein Röhrchen aus Drahtgeflecht – eingesetzt werden, um zu verhindern, dass die Arterie erneut verstopft wird.
Bei einer chronischen KHK geht es primär darum, die mit Erkrankung einhergehenden Einschränkungen im Alltag zu lindern und eine Zustandsverschlechterung zu vermeiden. Zu diesem Zweck kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz, wie beispielsweise Betablocker, Nitrate und Kalziumantagonisten. Falls das nicht ausreichend ist, kann auch hier ein Stent an der verengten Stelle der Koronararterie eingesetzt werden.
In manchen Fällen ist auch eine Bypass-Operation notwendig. Dazu entnimmt der Arzt ein Blutgefäß aus einer anderen Region des Körpers – zum Beispiel die Vena saphena magna aus dem Bein oder die Arteria thoracica interna (Brustwandarterie) – und setzt dieses sozusagen als Umgehung (engl. „Bypass“) des blockierten Herzkranzgefäßes ein.
Koronare Herzerkrankungen haben aber auch viel mit dem eigenen Lebensstil zu tun. Eine Änderung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, und nicht zuletzt die Behandlung von Grunderkrankungen, kann in manchen Fällen mehr bewirken als Medikamente. Bei Übergewicht ist eine Gewichtsreduktion sinnvoll. Und auch wenn es schwerfällt: Raucher sollten sich an ein Leben ohne Zigarette gewöhnen – das senkt das Herzinfarktrisiko um die Hälfte.
Quellen:
- „Koronare Herzkrankheit (KHK)“ auf gesundheitsinformation.de
- „Diagnose der koronaren Herzkrankheit (KHK)“. Deutsche Herstiftung