50–90 Prozent der schwangeren Frauen haben in den ersten 3 Monaten besonders morgendliche Übelkeit und Erbrechen. Dies scheint ein Schutzmechanismus für die Frau zu sein, die sich daher weniger anstrengende Arbeiten aussucht, sich schont und in der Regel die Schwangerschaft nicht gefährdet – im Gegenteil, Übelkeit in der Frühschwangerschaft geht mit gesünderen Babys einher. Allerdings ist sie sehr unangenehm und einschränkend und oft auch begleitet von ausgeprägter Müdigkeit, Schwindelgefühlen und Antriebslosigkeit. Die Venenärztin und Mutter, Dr. Erika Mendoza, litt während der Schwangerschaft selbst unter diesen Symptomen – doch nur am Wochenende. Das brachte sie auf die zündende Idee: In der Woche trug sie Kompressionsstrümpfe!
Studie belegt Wirksamkeit der Kompression gegen Übelkeit in der Schwangerschaft
Somit machte Dr. Erika Mendoza sich auf den Weg, diesen Zusammenhang zu erforschen, zunächst an wenigen Frauen und dann im Rahmen einer Studie mit 74 Frauen, von denen 58 die Studie abgeschlossen haben. Da die Übelkeit zwischen Woche 8 und 16 der Schwangerschaft am meisten ausgeprägt ist, wurde dieser Zeitraum für die Studie gewählt.
Die Patientinnen wurden vier Wochen beobachtet, in denen sie zwei Wochen Kompressionskniestrümpfe der Klasse II trugen und zwei Wochen keine. Ab Woche 12 fallen die Symptome meist langsam ab, daher wurde gewürfelt, ob das Tragen der Strümpfe in die ersten beiden oder die letzten beiden Wochen fällt. Per Fragebogen wurden die Symptome wie Übelkeit und Erbrechen erhoben, aber auch die Tatsache, Medikamente benötigt zu haben oder wie lange der Strumpf wirklich getragen wurde. Dieser musste von den Patientinnen jeden Abend ausgefüllt werden. Bei den Besuchen zu Anfang (Start der Studie, Aufteilen in die Gruppe Strumpf zuerst oder Strumpf nach zwei Wochen) sowie nach zwei und nach vier Wochen wurden die Patientinnen in der Praxis untersucht und sie füllten einen weiteren Fragebogen aus, der die Lebensqualität und die Beeinträchtigung durch Übelkeit in verschiedenen Bereichen des Lebens rückwirkend für die letzten zwei Wochen erfasst.
Ergebnisse
Es zeigte sich eine deutliche Symptomlinderung in allen Bereichen der Lebensqualität, wie die Beeinträchtigung durch das Erbrechen, die eindeutig über dem üblichen Rückgang der Symptome nach Woche 12 lag. Am bedeutsamsten war die Wirkung der Kompressionsstrümpfe auf die Abgeschlagenheit, das Schwindelgefühl und die Müdigkeit der schwangeren Frauen. Bei Medikamentenstudien wird die tägliche Messung der Wirksamkeit bevorzugt – bei dieser Auswertung zeigten die Strümpfe in einer angepassten Vergleichsgruppe dieselbe Wirkung wie die neu auf dem Markt befindlichen Medikamente gegen Übelkeit in der Schwangerschaft.
Das sind tolle Nachrichten!
Somit helfen Strümpfe nicht nur gegen die geschwollenen Knöchel, die so typisch sind in der Schwangerschaft und beugen gegen Thrombosen vor, sondern verbessern nachhaltig und auf sehr gesunde Art und Weise die Lebensqualität in den ersten drei Monaten. Außerdem kann das Rezept für einen Kompressionsstrumpf jeder Arzt ausstellen, diese Rezepte belasten sein Budget nicht. Und da das Gesundheitswesen diese Vorsorgemaßnahme besonders unterstützt, sind die Rezepte in der Schwangerschaft sogar befreit von der gesetzlichen Zuzahlung. Gewählt werden kann zwischen Kniestrümpfen, schenkellangen Strümpfen oder Strumpfhosen – denn wirkt der Kniestrumpf, wirken die längeren gewiss!
Quelle:
- Mendoza E., Amsler F. (2017): Randomisierte, Cross-Over-Studie zur Wirkung von medizinischen Kompressionsstrümpfen auf Übelkeit und Erbrechen sowie Abgeschlagenheit in der Frühschwangerschaft.