Intensivstation
Der Bauplan für Deutsch­lands erste Inten­siv­sta­tion unter der Erde steht – jetzt muss noch eine Finan­zie­rung her. Bild: © Apresc­in­dere | Dreamstime.com

Köln soll in den kommen­den Jahren eine unter­ir­di­sche Inten­siv­sta­tion für den Katastro­phen­fall bekom­men. Für die bei Bedarf schnell einricht­ba­ren Räumlich­kei­ten will die städti­sche Klinik­trä­ger-Gesell­schaft eine zweistö­ckige Tiefga­rage des Kranken­hau­ses im rechts­rhei­ni­schen Merheim entspre­chend umrüs­ten und baulich vorbe­rei­ten. Die Pläne machten Axel Goßmann und Daniel Dellmann, die Geschäfts­füh­rer der Klini­ken der Stadt Köln gGmbH, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzei­ger“ bekannt.

Laut des Geschäfts­füh­rer-Duos wolle man mit der „Pop-up-Inten­siv­sta­tion“ auf mögli­che Kriege und Krisen, Natur­ka­ta­stro­phen wie die Flut an der Ahr und weite­ren Flüssen im Westen Deutsch­lands im Sommer 2021, oder etwa einen Reaktor­un­fall gerüs­tet sein. Laut Goßmann sollten dort Kapazi­tä­ten geschaf­fen werden, um eine große Zahl von Verletz­ten zugleich behan­deln zu können. Sie hätte wohl eine Kapazi­tät von einigen hundert Menschen, wie der WDR berich­tet. Ein weite­rer Vorteil: Per Aufzug gäbe es eine direkte Verbin­dung zu den Spezi­al­ab­tei­lun­gen des Klini­kums in den Oberge­schos­sen.

Vorbild für unter­ir­di­sche Inten­siv­sta­tion stammt aus Israel

Die Inten­siv­sta­tion würde nur im Bedarfs­fall einge­rich­tet; im klini­schen Tages­ge­schäft wäre sie nicht im Betrieb. Dann dienen die Räume im Unter­ge­schoss als normale Tiefga­rage. Vorbild der Pläne ist ein Notfall­kran­ken­haus im israe­li­schen Haifa, das ebenfalls in einer Parkga­rage liegt und nur bei Bedarf einge­rich­tet wird. Die dritt­größte Stadt Israels liegt nahe der Grenze zum Libanon und ist aufgrund dessen beson­ders von Raketen­an­grif­fen der Hisbol­lah-Miliz bedroht. Die plane­ri­schen Zeich­nun­gen für die Kölner Notfall-Inten­siv­sta­tion seien bereits abgeschlos­sen und das Konzept der NRW-Landes­re­gie­rung vorge­stellt worden, so Goßmann.

Es wäre die erste derar­tige Inten­siv­sta­tion in Deutsch­land. Einen konkre­ten Zeitplan oder eine Finan­zie­rung gibt es derzeit aller­dings noch nicht. Für das Projekt strebt die Klinik­ge­sell­schaft Förder­mit­tel von Bund und Land an, da die Struk­tu­ren nicht dem klini­schen Tages­ge­schäft dienten, sondern als reiner Vorhalt für den Katastro­phen­schutz gedacht seien. Die Erfah­run­gen aus den vergan­ge­nen Jahren seien in die Idee für die neue Station einge­flos­sen: „Vor fünf Jahren gab es keine Corona-Pande­mie, es gab keinen Ukrai­ne­krieg. Eine Vorhal­te­me­di­zin, wie sie vor zehn Jahren geplant wurde, sah ganz anders aus als das, was wir nach heuti­gem Stand brauchen“, so der Co-Klinik­di­rek­tor weiter zum „Kölner Stadt-Anzei­ger“.

Aus drei mach eins: Städti­sche Klinik­ge­sell­schaft will ihre Einrich­tun­gen in Merheim konzen­trie­ren

Die Pläne fallen zusam­men mit einem Großpro­jekt des städti­schen Kranken­haus­trä­gers: Dieser will bis 2031 seine bishe­ri­gen drei Stand­orte – das Klini­kum Merheim, ein Kranken­haus im ebenfalls rechts­rhei­ni­schen Nachbar­stadt­teil Holweide und das bekannte Kinder­kran­ken­haus in Riehl, direkt nördlich der Kölner Innen­stadt – in Merheim als zukünf­tig einzi­gen Stand­ort konzen­trie­ren. Das entspre­chende „Klinik-Zukunfts­kon­zept“ hatte der Kölner Stadt­rat im Juni 2023 mehrheit­lich beschlos­sen.

Laut des Konzepts soll in Merheim ein „Gesund­heits­cam­pus“ neu erbaut werden, vorhan­dene Gebäude auf dem Areal der Klini­ken, die derzeit nur zum Teil bewirt­schaf­tet sind, werden saniert und erwei­tert. Die ersten Abtei­lun­gen sollen ab 2026 vom Kranken­haus Holweide an den zukünf­ti­gen gemein­sa­men Stand­ort umzie­hen; das Kinder­kran­ken­haus erhält auch am neuen Stand­ort ein eigenes Gebäude. Die endgül­tige Fertig­stel­lung der Neubau­ten ist für 2031 geplant. Für das Vorha­ben inves­tiert die städti­sche Klinik­ge­sell­schaft einen hohen dreistel­li­gen Millio­nen­be­trag; 250 Millio­nen Euro erhält sie als Förder­be­trag vom Land NRW.

Von der Konzen­tra­tion auf einen einzi­gen Kranken­h­aus­stand­ort verspricht sich der Klinik­trä­ger Syner­gien, gerin­gere Kosten, moder­nere Räume, kürzere Wege, attrak­tive Arbeits­be­din­gun­gen und mehr Behand­lungs­qua­li­tät. In den vergan­ge­nen Jahren hatten die städti­schen Klini­ken Verluste im Bereich zwischen 80 und 100 Millio­nen Euro pro Jahr verzeich­net. Der Betriebs­kos­ten­zu­schuss aus dem städti­schen Etat war über die Jahre entspre­chend gestie­gen und lag allein 2024 bei 73,3 Millio­nen Euro.

Vor Ort ist das Vorha­ben jedoch nicht unumstrit­ten, Gegner des Projekts verwei­sen etwa auf zukünf­tig längere Wege zur medizi­ni­schen Behand­lung für Familien mit Kindern aus dem Links­rhei­ni­schen, einschließ­lich der kinder­me­di­zi­ni­schen Notfall­am­bu­lanz, sowie ein Verlust der Kranken­haus­ver­sor­gung vor Ort. Erst im Juli 2024 hatte ein jahre­lang geplan­ter, rund 20 Millio­nen Euro teurer Klinik-Anbau­trakt im Kinder­kran­ken­haus für die Behand­lung von Säuglin­gen, Neu- und Frühge­bo­re­nen eröff­net.