Klinikclowns
Klinik­clowns haben nachweis­lich positive medizi­ni­sche Effekte. Bild: © Pojos­law | Dreamstime.com

„Lachen ist gesund“ – dieses bekannte Sprich­wort scheint sich im medizi­ni­schen Behand­lungs­all­tag immer mehr zu bewahr­hei­ten. In ganz Deutsch­land, sowie weite­ren Ländern, sind Klinik­clowns im Einsatz, die auf Auftritte in Kinder­kli­ni­ken und Senio­ren­ein­rich­tun­gen spezia­li­siert sind. Die Spaßma­cher, die eine Auszeit vom Kranken­haus- oder Einrich­tungs­all­tag ermög­li­chen, zaubern den Patien­ten nicht nur ein Lächeln ins Gesicht – sie haben ganz offen­bar auch einen konkre­ten medizi­ni­schen Effekt.

Darauf deutet nun erneut eine Studie aus Israel hin, die auf dem Kongress der European Respi­ra­tory Society (ERS) Anfang Septem­ber 2024 in Wien vorge­stellt wurde: Hierbei wurde eine Gruppe von 51 Kindern und Jugend­li­chen zwischen zwei und 18 Jahren unter­sucht, die wegen einer Lungen­ent­zün­dung (Pneumo­nie) in statio­nä­rer Behand­lung waren. Ein Teil der jungen Patien­ten erhielt zweimal täglich 15-minüti­gen Besuch von Klinik­clowns, der andere nicht.

Klinik­clowns verkür­zen Kranken­haus­au­fen­halt

Wie das Deutsche Ärzte­blatt berich­tete, hatten die Besuche sowohl einen positi­ven Einfluss auf Klinik-Verweil­dauer als auch auf die Dauer der Medika­men­ten­ga­ben: Dieje­ni­gen Kinder, die durch Clowns betreut wurden, blieben letzt­lich im Durch­schnitt knapp zwei Tage (43,5 Stunden) im Kranken­haus. Die Kontroll­gruppe, ohne soziale Beglei­tung, brachte es auf eine rund einen Tag längere Verweil­dauer (70 Stunden). Auch die Dauer der Antibio­ti­ka­ein­nahme habe sich in der von Clowns besuch­ten Gruppe von fünf auf 2,3 Tage verrin­gert.

Am Projekt betei­ligt waren Mitwir­kende des israe­li­schen „Dream Doctors Projekt“. Die Gruppe ist spezi­ell ausge­bil­det und hat sich auf die künst­le­ri­sche Arbeit in medizi­ni­schen Einrich­tun­gen spezia­li­siert. Laut eigenen Angaben arbei­ten die 105 Artis­tin­nen und Artis­ten mit 34 Kranken­häu­sern im ganzen Land zusam­men und errei­chen mit ihrer Arbeit rund 220.000 Patien­ten jährlich. Laut Studi­en­lei­te­rin Karin Yaacoby-Bianu hätten Lachen und Humor einen positi­ven Einfluss auf Herzfre­quenz, Hormon­haus­halt und das Immun­sys­tem. Außer­dem seien die jungen Patien­ten ermutigt worden, die regel­mä­ßige Medika­men­ten-Einnah­me­ein­zu­hal­ten und ausrei­chend zu trinken.

Viele positive Forschungs­er­geb­nisse zu Humor am Patien­ten­bett

Die Forschung zur Wirkung von Klinik­clowns – oder allge­mein Humor und Lachen – hat seit ungefähr 2010 einen Auftrieb bekom­men. Seitdem verwei­sen eine Reihe von Forschungs­ar­bei­ten auf die heilsame Wirkung der humoris­ti­schen Arbeit mit den Patien­ten. Wie der Clown-Künst­ler­ver­ein „Rote Nasen“ unter Berufung auf mehrere Studien der letzten Jahre mitteilt, führen Klinik­clowns bei jungen Patien­ten unter anderem zu einem Beruhi­gungs­zu­stand durch vermin­derte Adrena­lin-Produk­tion, was sogar Beruhi­gungs­mit­tel wie Midazo­lam erset­zen könnte.

In Deutsch­land besucht der Verein mit 87 Clowns pro Jahr rund 79.000 jüngere und ältere Menschen in 78 Einrich­tun­gen. Im in elf Ländern tätigen inter­na­tio­na­len Verbund Red Noses Inter­na­tio­nal, in dem der deutsche Verein Mitglied ist, errei­chen 420 „Rote Nasen“-Clowns jährlich rund 310.000 Menschen in 655 medizi­ni­schen und sozia­len Insti­tu­tio­nen. Offizi­el­ler Botschaf­ter der „Roten Nasen“ ist Star-Tenor Rolando Villa­zón.

Auch der Spiegel des Stress­hor­mons Corti­sol sinke bei hospi­ta­li­sier­ten Kindern, die vor einer Unter­su­chung von einem Clown besucht werden. Durch eine vermehrte Endor­phin-Produk­tion, ausge­löst durch herzhaf­tes Lachen, sinke die Schmerz­emp­find­lich­keit. Laut einer weite­ren Studie litten chronisch kranke Kinder, die regel­mä­ßig von Clowns im Kranken­haus besucht würden, nachweis­lich weniger an Depres­sio­nen.

Auch 2016 hatte eine Studie am Unikli­ni­kum Greifs­wald ähnli­che Effekte beobach­tet: Demnach sei der Spiegel des „Kuschel­hor­mons“ Oxyto­cin bei Kindern mit Klinik­clown-Besuch um 30 Prozent höher, fasst die „Ärzte-Zeitung“ die Ergeb­nisse zusam­men. Dies senke den Stress und die Angst der Kinder vor Opera­tio­nen.

Der heilsame Effekt des Humors ist jedoch nicht auf Kinder und Jugend­li­che beschränkt: So hatte eine Unter­su­chung der Techni­schen Hochschule Deggen­dorf von 2019 bis 2022 in 20 Alten­hil­fe­ein­rich­tun­gen in Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfa­len und Rhein­land-Pfalz ergeben, dass Clown­be­su­che nachweis­lich die Lebens­qua­li­tät der Bewoh­ner erhöh­ten und daher „dringend zu empfeh­len“ seien [PDF der Studien-Ergeb­nisse]. Die weitaus meisten ausge­bil­de­ten Klinik­clown-Teams treten sowohl in Kinder- als auch in Senio­ren­ein­rich­tun­gen – etwa Pflege­hei­men, Pallia­tiv­sta­tio­nen oder Hospi­zen – auf.