Bereits seit Mai 2018 stehe im Familienministerium ganz oben auf der Agenda, mehr junge Menschen zu einer Ausbildung in Pflege- und Erziehungsberufe zu bewegen, betonte Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey bei Vorstellung der Studie Anfang Juli. Die Kampagne des Ministeriums „Mach Karriere als Mensch“ zur Pflegeausbildung unterstützt die Suche und Motivation junger Menschen für die Ausbildungen im Pflegebereich. Nun gebe es durch die repräsentative Jugendbefragung „Kindertagesbetreuung und Pflege – attraktive Berufe?“ eine fundierte Grundlage, mit der sich ermitteln lässt, welche Rahmenbedingungen konkret verbessert werden müssen. Überraschend neu sind die Forderungen der gut 2000 befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus beiden Bereichen jedoch nicht.
Kernforderungen: Mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen
Positiv zu bewerten ist, dass die Berufsfelder Pflege und Kinderbetreuung für Jugendliche grundsätzlich attraktiv sind. Sinnstiftung und Verantwortung – diese Auswahlkriterien für die Traumberufe der Jugend werden deutlich erfüllt. So können sich laut der Befragung 24 % der Jugendlichen grundsätzlich vorstellen, in der Kindertagesbetreuung und 21 % in der Pflege zu arbeiten. Allerdings würden mehr Gehalt, bessere Arbeitsbedingungen und Weiterentwicklungs- sowie Aufstiegsmöglichkeiten noch mehr Jugendliche von diesen Berufen überzeugen.
Geringe Karrierechancen sind ein weiterer Hinderungsgrund
Welche Vorstellungen Jugendliche vom Berufsfeld Soziales entwickeln, wird sehr stark von Berichten und Erfahrungen ihres nahen Umfeldes geprägt. Verwandte, Bekannte und Freunde, die von ihrem konkreten Berufsalltag in diesen Berufen berichten, sind entscheidend. Dr. Silke Borgstedt, Director Research & Consulting am SINUS-Institut, fasst es zusammen: Der Eindruck, der so entstehe, sei durchaus als realistisch anzusehen. „Drei Viertel der Befragten halten die Arbeit außerdem für anspruchsvoll. Gleichzeitig sagen rund 80 % der Jugendlichen, das Gehalt sei zu gering für das, was die Menschen leisten. Ebenso schlecht wurden die Aufstiegsmöglichkeiten von den Jugendlichen eingeschätzt.“
Überholte Rollen-Klischees beeinflussen weiterhin stark die Berufswahl
Eines der Studienergebnisse ist: Für viele Jugendliche sind Pflege- und Erzieherberufe immer noch stark klischeebehaftet und gelten oftmals als Frauenberufe. Weitere Gruppen, die für diese Berufe begeistert werden könnten, sind Jungen und Jugendliche mit Hochschulreife. Bei der Tendenz zur Akademisierung der Pflege auch in Deutschland, ist dies nachvollziehbar.
Nur sechs Prozent der Befragten erwägen konkret eine berufliche Laufbahn in der Kinderbetreuung und nur vier Prozent in der Pflege: Die meisten von ihnen sind junge Frauen. In den kommenden Jahren will der Bund vor allem an der Stellschraube Gehalt drehen, um soziale Berufe attraktiver zu machen.
Ein erster Schritt sei es gewesen, das Schulgeld für die Pflegeausbildung abzuschaffen und eine generelle Vergütung einzuführen, sagte Giffey. Dies gilt aber für die Erzieher/innen-Ausbildung immer noch nicht bundesweit.
Die weiteren Ergebnisse der Studie sind hier zu finden. Weitere Informationen zur neuen Pflege-Ausbildung liefert die Seite www.pflegeausbildung.net, auch aufgegliedert nach den jeweiligen Bundesländern.