„Wundversorgung im Aufbruch“ lautete der Untertitel des diesjährigen Kongresses, zu dem IWC-Initiator Prof. Dr. Volker Großkopf und die Co-Gastgeberin Marina Filipović (Uniklinik Köln) die Teilnehmer im restlos gefüllten Hauptsaal des Sartory begrüßten. In der Tat war das Programm diesmal geprägt durch Zukunftsperspektiven in der Wundbehandlung.
Das wurde direkt deutlich beim Vortrag „Sind wir ausreichend intelligent für die Wunde?“ von Prof. Dr. med. Martin Storck, dem Präsidenten des Deutschen Wundrates, in dem es um die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz bei der Wundbehandlung ging. „Der KI eine semantische Wundanalyse beizubringen, ist sozusagen die Challenge. Leistet sie das nicht, ist es eher eine simple Fotodokumentation“, warnte Storck.
IWC: Wundversorgung ist ein Staffellauf
„Die Wundversorgung ist kein Sprint, sondern ein Staffellauf“, betonte Dr. med. Anya Miller, die langjährige Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie (DGL) die Aufgabenteilung bei der Wundversorgung. Insbesondere zwischen den Ärzten und den Sanitätshäusern, etwa bei der Verordnung und Anwendung von Kompressionsstrümpfen. „Es muss genau verordnet werden. Eine intensive Kooperation zwischen Arzt und Sanitätshaus ist erforderlich.
Man kann wirklich jede Körperform bestrumpfen. Es ist nur jedes Mal eine Herausforderung: Die Strümpfe müssen abgemessen und nachkontrolliert werden. Manchmal habe ich den Eindruck, eine angelernte Fleischerei-Fachverkäuferin hat sie über die Theke gereicht.“
Eine neue Perspektive eröffnete Mike Becker, freier Dozent und zertifizierter Wundmanager – denn wie er in „Warum funktioniert die Wundbehandlung nicht?“ verdeutlichte, sei manchmal ein kühler Kopf bei der Wundtherapie gefragt.
Manchmal genüge es auch, auf die Selbstheilungskräfte der Patienten zu vertrauen. „Es ist für viele Therapeuten und Pflegekräfte schwer, den Blick auch mal weg von der Wunde zu nehmen und stattdessen den Blick auf den Patienten zu richten.“
Nach dem Vortrag „Zielsetzung der Wundbehandlung“ von Wundexpertin Susanne Danzer und „Informationsbrüche vermeiden, damit Wunden heilen“ von Wundexpertin Astrid Probst über die Rolle einer funktionierenden Kommunikations-IT referierte zum guten Schluss der Diabetologe Dr. med. Alexander Risse über ein heikles Thema: „Habe ich das Recht auf eine Amputation?“ diskutierte er in seiner gewohnt kurzweilig-launigen Art mit den Kongressgästen:
Muss einem ansonsten völlig gesunden, aber an einer Körperintegritäts-Identitätsstörung (Body Integrity Identity Disorder, BIID) leidenden Patienten der Wunsch nach einer operativen Verstümmelung seines Körpers Rechnung getragen werden? Eine spannende Diskussion, die durchaus an die Grenzen der ärztlichen Ethik führte!
Neben dem Hauptprogramm fanden in den weiteren Räumen des Sartory und des räumlich verbundenen Mercure-Hotels gleich sechs Satellitensymposien und Workshops statt – von der Gesundheits-Berufsgenossenschaft BGW, Lohmann & Rauscher, der Thrombose-Initiative e.V., Flen Health, der Wissner-Bosserhoff GmbH und Terraplasma Medical.
Zudem gab es wieder die interessante Industrieausstellung in den Foyers des Sartory. Am späten Nachmittag fand, vor immer noch beeindruckender Kulisse, die Verlosung für den Teilnahmeplatz bei der Winterakademie 2023 statt, zu der PWG-Seminare und G&S‑Verlag vom 21. bis 28. Januar nächsten Jahres nach Gran Canaria einladen. Frank Allisat war hierbei der glückliche Sieger!
Der kommende IWC 2023 wird am 30. November 2023 an gleichem Ort stattfinden, unter dem Motto „Wundversorgung vor der Zeitenwende?“. Die Anmeldung für die 16. Auflage des Interdisziplinären WundCongress (IWC) hat bereits jetzt geöffnet. Bis Ende März 2023 profitieren Kongressgäste von besonders günstigen Frühbucher-Tarifen.