Zu wenige Ausbildungsstellen, die nach dem Bundesaltenpflegegesetz nunmehr vonnöten sind, um auch eine Schulausbildung absolvieren zu können, treiben die Altenpflegeschulen in Bayern, aber auch in den anderen Bundesländern in den Ruin. Erste Schulen mussten bereits schließen; im bayerischen Landesschnitt sank die Zahl der Altenpflegeschüler im Jahre 2005 im Vergleich zu 2003 um annähernd 50 %. Im Zuge der Europäisierung droht dieser originären Berufsausbildung nun das Aus, während eine generalistische Ausbildung, in der alle Pflegeberufe vereint werden, unabwendbar scheint. Der anwesende Bayerische Sozialstaatssekretär Jürgen Heike sicherte seine Loyalität zu: „Bei mir rennen Sie geradezu offene Scheunentore ein!“
Dies und interessante weitere Themen behandelte der 15. Bayerische Altenpflegetag des Deutschen Berufsverbandes für Altenpflege e.V. (DBVA) in Deggendorf/Niederbayern. Die Kongressleiter Joachim Berga und Dietmar Lorenz konnten rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Bayern begrüßen und zeigten sich angesichts der zunehmenden Zahl von Konkurrenzveranstaltungen sehr zufrieden.
In Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft Bayerischer Altenpflegeschulen (LAG) und deren Vorsitzenden Bernd Gropper setzte der DBVA nicht nur die Altenpflegeausbildung auf die Tagesordnung, sondern widmete sich auch dem Motto des Tages: „Demenz, Sturz & Co.“ Nach den düsteren Zahlen und Prognosen, die Bernd Groppers vorgetragen hatte, beleuchtete Prof. Dr. Volker Großkopf kritisch die entbürokratisierte Pflegedokumentation, die unter der besonderen Federführung des Bayerischen Sozialministeriums vorangetrieben wird. „Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich manche Entbürokratisierung als zusätzliche Belastung“, resümierte er und diskutierte anschließend mit Moderator Joachim Berga und dem Publikum neue Entlastungsmöglichkeiten.
In einem zweiten, äußerst lebendigen Vortrag konnte Großkopf eindrucksvoll die hohe Verantwortung der Pflegekräfte im Umgang mit der Sturzgefahr und den damit zusammenhängenden rechtlichen Bedingungen darstellen.
Prof. Ingo Füsgen zeigte den speziellen Zusammenhang zwischen Demenz und Sturzgefahr auf und belegte anhand von Studien, dass auch der Demenzkranke sehr wohl eine wirksame Sturzprophylaxe erfahren kann. Er forderte vor allem die Hausärzte auf, sich entsprechende Kenntnisse anzueignen.
Den Tagungsabschluss bildete der Vortrag der Supervisorin und IWP-Trainerin Maria Kammermeier. Sie plädierte für mehr Persönlichkeitskompetenz der Pflegenden bei der Demenzbetreuung, statt ein neues Konzept um das andere einzuführen. „Es ist nicht entscheidend, was wir tun, sondern wie wir es tun!“, lautete ihr Appell an die Pflegekräfte.