Impfpflicht und Intensivbelegung im Fokus – und der Anstieg geht weiter: 4.793 gleichzeitig auf deutschen Intensivstationen untergebrachte COVID-19-Patienten zählte das DIVI-Intensivregister mit Stand von 2. Dezember. Galt bis weit in den November, dass die Zahl der Intensivpatienten zumindest unterhalb jener des Vorjahres-Tages liegt, ist dem seit Wochen nicht mehr der Fall: Am 2. Dezember 2020, als sich nach einem kurzen Plateau in der zweiten Novemberhälfte die „zweite Welle“ in Deutschland aufbaute, waren es „nur“ 3.919 Fälle.
Die Zahl der Corona-Fälle auf Intensiv baut sich dabei seit Wochen auf – letztmals am 22. Oktober 2021 gab es einen kleinen Rückgang zum Vortag zu verzeichnen. Die Belegungszahl der Intensivstationen hat sich innerhalb der vergangenen vier Wochen verdoppelt. Sollte der derzeitige Trend anhalten, seien um Weihnachten herum laut Modellrechnungen rund 6.000 COVID-Patienten gleichzeitig zu erwarten. Dies läge über dem Rekordwert vom 3. Januar 2021 – kurz nach dem Inzidenz-Höhepunkt der Herbst-/Winterwelle 2020/21 – , als 5.768 Patienten verzeichnet wurden.
Hoffnungsschimmer: Hospitalisierungsrate und Inzidenz stagnieren – beziehungsweise sinken leicht
Ein kleiner Lichtblick ist die langsam sinkende „Hospitalisierungsrate“, die Zahl der pro 100.000 Einwohner in den Kliniken (nicht nur auf Intensivstationen!) aufgenommenen COVID-Fälle. Seit Ende November geht diese Zahl langsam zurück und liegt aktuell bei 5,5. Die Zahl ist laut politischem Beschluss die maßgeblichste Größe bei der Entscheidung über Gegenmaßnahmen wie Kontaktbeschränkungen oder Teilnehmer-Obergrenzen für Veranstaltungen. Auch die altbekannte Inzidenz scheint zumindest zu stagnieren: Mit einem amtlichen Wert von (Stand 2. Dezember) 442,1 hat sich der Wert seit einer Woche, dem 26. November, nicht mehr nennenswert bewegt. Wie aus den bisherigen Corona-Wellen bekannt ist, folgen die Hospitalisierungen und die Zahl der Intensivpatienten den Inzidenzwerten – allerdings um rund zwei Wochen verzögert.
Andererseits ist die Intensivmedizin aufgrund des Personalmangels auf den Stationen signifikant schlechter aufgestellt als noch vor einem Jahr. Wie die Tagesschau zitiert, habe Deutschland seit Jahresbeginn laut Angaben von Medizinern rund 4.000 betreibbare Intensivbetten verloren. Laut einer Umfrage des Deutschen Krankenhaus-Institutes (DKI) ein Viertel der vorhandenen Intensivbetten ist wegen fehlendem Pflegepersonal nicht betreibbar – im ganz Besonderen betrifft dies größere Kliniken mit einer hohen Bettenzahl.
Paket mit Maßnahmen-Verschärfungen verabschiedet – Impfpflicht für Pflege (und später für alle) auf dem Weg
In Reaktion auf die hohen Inzidenzwerte hatte die Bund-Länder-Konferenz weitreichende Verschärfungen der Corona-Regeln beschlossen. Demnach soll die 2G-Zugangsregel bundesweit bei allen Kultur- und Freizeiteinrichtungen gelten, mit der zusätzlichen Option auf „2G-Plus“ – also einem zusätzlich erforderlichen Negativ-Schnelltest für Geimpfte und Genesene. Auch im Einzelhandel – Geschäfte des täglichen Bedarfs hiervon ausgenommen – soll zukünftig 2G gelten. Des Weiteren gibt es Obergrenzen für die Gästezahl bei Veranstaltungen, drinnen gelten niedrigere Werte als draußen. Clubs und Diskotheken müssen ab einem Inzidenzwert von 350 auf Kreisebene schließen. Auf Ungeimpfte kommt außerdem eine weitgehende Kontaktbeschränkung zu.
Zudem strebt die neue Bundesregierung an, die Zahl der täglichen Booster-Impfungen signifikant zu erhöhen. Bis zum Jahresende sollen demnach 30 Millionen Menschen ihre Auffrischungs-Impfung erhalten haben – derzeit (Stand 2. Dezember) sind es rund zwölf Millionen. Auch ein Silvester-Feuerwerk wird es, wie schon zum Jahreswechsel 2020/21 nicht geben; der Verkauf von Böllern und Raketen wurde verboten. Als Grund gilt zum einen die Verletzungsgefahr und die hiermit verbundenen zusätzlichen Klinik-Behandlungsfälle, zum anderen, dass es beim Böllern zu Versammlungen kommt.
Ein weiteres, hochumstrittenes Mittel ist die angestrebte Impfpflicht: Die neue Bundesregierung will demnach zunächst eine „einrichtungsbezogene Impfpflicht“, zum Beispiel in Altenpflegeeinrichtungen und Krankenhäusern, auf den Weg bringen. Eine allgemeine Impfpflicht könnte der neue Bundestag ebenfalls beschließen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat außerdem perspektivisch eine EU-weite Impfpflicht in die Debatte gebracht.
DIVI-Präsident Marx: Brauchen Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte
Angesichts der prekären Lage hat DIVI-Präsident Gernot Marx jedoch gefordert, auch für geimpfte Personen Kontaktbeschränkungen einzuführen. „Wir brauchen deutliche Kontaktbeschränkungen, aktuell tatsächlich am besten für alle“, sagte Marx dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Erstens trügen auch Geimpfte – wenn auch im geringeren Umfang als die Ungeimpften – zur Ausbreitung des Virus bei. Zweitens wisse man noch zu wenig über die neue, „Omikron“ genannte Virusvariante, die sich von Südafrika aus begonnen hat, weltweit auszubreiten. Sie steht im Verdacht, dass Impfstoffe weniger effektiv gegen sie wirken.