Prof. Weidner, Direktor des dip hebt hervor: „Mit der Generalisierung sind nun auch der gesetzliche Einstieg in die grundständige Akademisierung und erstmals vorbehaltene Aufgaben für die Pflege vorgesehen. Das sind herausragende Schritte zur Modernisierung der Pflege, die seit Jahren von den Berufsgruppen eingefordert werden!“
Die Zusammenführung der bislang nebeneinander bestehenden drei Pflegeausbildungen (Altenpflege, Kinderkrankenpflege und Krankenpflege) zu einem neuen Pflegeberuf und die Einführung grundständiger Pflegestudiengänge folgen in der Konsequenz dem aktuellen Forschungsstand und ermöglichen die internationale Anschlussfähigkeit. Zugleich warnt Weidner davor, diese dringend notwendige Reform der Pflegeberufe jetzt durch lauter Partikularinteressen zu zerreden.
Weidner weist darauf hin, dass „eine Reform, die wirklich etwas bewegen will, neben den Chancen immer auch offene Fragen mit sich bringt, sonst wär sie ja keine Reform“! So gäbe es noch Fragen, die sich auf die zukünftige Entwicklung der Zahlen an Auszubildenden und Studierenden, auf die Umsetzung der praktischen Ausbildung oder auf den Übergang der Absolventinnen und Absolventen in das Beschäftigungssystem nach der Ausbildung beziehen. Daher wird vom dip auch begrüßt, dass der Referentenentwurf zur Generalisierung bereits Schritte zur Überprüfung vorsieht. Weidner empfiehlt, hier nicht zu kurz zu springen und noch offene Fragen, die aus dem Bauch heraus nicht zu beantworten seien, in eine umfassende, mindestens fünfjährige Begleitforschung und Evaluation aufzunehmen. Weidner: „Das ist unsere Erfahrung: Wer etwas verändern will, braucht erstens einen Plan und zweitens eine Idee, wie man den Plan anpassen kann, wenn sich auf dem Weg neue Herausforderungen stellen! Wir nennen das in der Forschung den Zusammenhang von Konzept, Umsetzung und Evaluation!“ Dann sei auch klar, dass Fragen, die man heute noch nicht beantworten könne, nicht gleich das gesamte Projekt gefährdeten. Diese Fragen könne man oftmals durch eine begleitende Evaluation beantworten.
Angesichts eines sich in den letzten Jahren immer weiter verschärfenden Fachkräftemangels in der Pflege könne es nach Auffassung von Weidner aber kein „weiter so“ im alten System geben. Auch solle man sich nicht über die steigenden Zahlen an Schülerinnen und Schülern in der Altenpflege in den vergangenen drei Jahren täuschen lassen. „Das ist ein einmaliger Kraftakt gewesen, dessen Wirkungen und Nachhaltigkeit wir noch nicht absehen können, der aber ohne grundsätzliche, strukturelle Veränderungen im System so nicht durchgehalten werden kann“, sagt Weidner.
Mit Blick auf die Behauptungen, dass die Auszubildenden zukünftig nicht mehr lang genug in ein und demselben Betrieb seien, fordert er, dass betriebliche Interessen nicht gegen Bildungsinteressen ausgespielt werden dürften. Weidner: „Es geht doch nicht nur um drei Jahre Berufsausbildung! Es geht um den Start in ein ganzes Berufsleben!“.
4 Kommentare
Mich würden die Aussagekräftigen Zahlen zum derzeitigen Fachkräftemangel in der Kinderkrankenpflege sehr interessieren. Mir scheint die Reform etwas einseitig gedacht, daher wäre hier mehr Transparenz unverzichtbar.
Dem kann ich nur zustimmen…3 Berufe in einer genrealistischen Ausbildung zusammen bei gleicher Ausbildungszeit von „nur“ 3 Jahren?! Da kann meines Erachtens vieles an wichtigem Stoff nicht ausreichend vermittelt werden und ich habe auch etwas Angst das die Kinderkrankenpflege aus dem Blickwinkel rutscht und an Professionalität verliert – das wäre Schade! Denn auch die Kleinen in unserer Gesellschaft brauchen eine professionelle und auf ihre Bedürfnisse angepasste Betreuung.
Aber ich lasse mich gerne auch positiv von der Reform überraschen. Das die Pflege grundsätzlich auf einen neuen und professionelleren Weg gebracht werden muss sollte wohl klar sein, ob die Generalistik aber die richtige Weg ist weiß ich persönlich noch nicht?! Die Krankenpflege wird denke ich davon profitieren, bei der Alten- und Kinderkrankenpflege bin ich mir da noch nicht sicher.
Ich denke dass nicht nur die Krankenpflege profitiert. Denn wie im Artikel gesagt, ‚es geht um den Start in ein ganzes Berufsleben‘!!! Flexibilität täte uns allen gut und wenn wir ehrlich sind, die Spezialisierung in ein Fachgebiet beginnt doch erst nach der Ausbildung. Lassen wir uns nicht von unseren Ängsten vor Neuem hemmen, sondern nutzen wir unsere Ressourcen auf die Bedürfnisse unterschiedlichster Menschen einzugehen, egal welchen Alters.
Ich finde es gut und einfach nur logisch, dass die Pflegeberufe auf eine gemeinsame Basis zusammengeführt werden. Warum sich noch vor der Ausbildung für eine der drei Fachrichtungen entscheiden müssen? Kann aber zumindest die Skepsis in Bezug auf die Kinderkrankenpflege nachvollziehen, irgendwie ist nicht ganz so schlüssig wie der Bereich in der Generalistik aussehen wird – hier wäre mehr Transparenz auf jeden Fall wünschenswert.
Sehr zu begrüßen ist auch die Regelung des Pflegestudiums als grundständige Ausbildung.