Bereits bei einer geringen Menge von Viruspartikeln wird die minimale Infektionsdosis erreicht. Zudem begünstigt der fäkal-orale Übertragungsweg durch den Handkontakt mit kontaminierten Flächen oder die orale Aufnahme virushaltiger Tröpfchen eine sehr rasche Infektionsausbreitung. Infektiöse Stühle bilden daher für Altenheime, Krankenhäuser und Gemeinschaftseinrichtungen eine besondere Gefahrenquelle mit hohem Ansteckungspotenzial für die Patienten, Bewohner und das Einrichtungspersonal.
Die vorhandenen pathogenen Mikroorganismen, das sind bei Virusinfektionen vor allem Noro‑, Rota- oder Adenoviren und bei bakteriellen Infektionen hauptsächlich Campylobacter, Salmonellen, EHEC-Keime oder Clostridioides (früher Clostridium) difficile, bergen das Risiko schwerwiegender Infektionsausbrüche in medizinischen Einrichtungen. Dies stellt insbesondere für bereits geschwächte Patienten, aber auch für das medizinische Personal und die öffentliche Gesundheit ein signifikantes Risiko dar.
Die Übertragung der vorgenannten Krankheitserreger über kontaminierte Stühle ist ein kritischer Pfad, der eingehende Untersuchungen und spezifische Maßnahmen erfordert. Diese Herausforderung wirft eine Vielzahl von Fragen auf, die von der Infektionsprävention bis hin zur optimalen Gestaltung des Patientenumfeldes reichen.
Für den Infektionsschutz ist es zunächst entscheidend, den Übertragungsweg zu identifizieren, damit die sach- und situationsgerechten Infektionsschutzmaßnahmen getroffen werden können und ein Maximum an Prävention und Schutz für die Patienten als auch das Personal erzielt werden kann.
Die detaillierte Betrachtung der Mikrobiologie infektiöser Stühle ergibt, dass insbesondere bei Langzeitpatienten im Krankenhaus oder Altenheimbewohnern, die mit Antibiotika behandelt werden, eine Infektion mit Clostridioides difficile wahrscheinlich ist. Das Robert Koch-Institut informiert regelmäßig in seinem epidemiologischen Bulletin über die Prävalenz des bedeutendsten bakteriellen Erregers infektiöser nosokomialer Diarrhöen.[1]
Der Problemkeim Clostridioides (C. difficile)
Clostridioides (C. difficile) ist ein anaerob wachsendes, grampositives Stäbchenbakterium, dessen Sporen sehr umweltresistent gegen Hitze und Austrocknung sind. Der Erreger besitzt die Fähigkeit zur Bildung aerotoleranter Sporen. Nicht-sporozid-wirksame Desinfektionsmittel vermögen die Weiterverbreitung nicht zu verhindern.
C. difficile verursacht etwa 15 bis 20 Prozent der antibiotikaassoziierten Durchfallerkrankungen und mehr als 95 Prozent der Fälle von pseudomembranöser Kolitis. Vor allem bei älteren und immungeschwächten Patienten sind schwere Verläufe zu beobachten.
Bei einem von 100 antibiotisch behandelten Patienten kann eine C.-difficile-Infektion (CDI) auftreten. Die Infektionsfälle werden zum überwiegenden Teil in Krankenhäusern beobachtet, wobei vermutet wird, dass dies auf den dort verstärkten Einsatz von Breitspektrum-Antibiotika und die längeren Antibiotikatherapien zurückzuführen ist.
Seit dem Jahr 2003 wird weltweit nicht nur eine Zunahme der Inzidenz, sondern auch der Schwere der C.-difficile-Infektionen berichtet.[2]
Eine Analyse der Entlassungsdiagnosen in Deutschland zeigt einen Anstieg der C.-difficile-Infektionen von 7 auf 39 Fälle pro 100.000 stationären Patienten zwischen den Jahren 2000 und 2004 und eine weitere Verdoppelung der Fallzahlen zwischen den Jahren 2004 und 2006.[3]
Klinische Konsequenzen
Da die symptomatischen Patienten große Mengen von Bakterien/Sporen mit ihrem flüssigen Stuhl ausscheiden, wird seit geraumer Zeit untersucht, wie infektiöse Stühle die Patienten, insbesondere solche mit Immunschwäche, beeinflussen.
Die Wissenschaftler betrachten die Prävalenz nosokomialer Infektionen bei verlängerten Krankenhausaufenthalten und die hierdurch bewirkten zusätzlichen Gesundheitskosten sowie die Rolle infektiöser Stühle bei der Verbreitung von Krankheitserregern in der Bevölkerung.
Präventionsstrategien
Entsprechend den Vorgaben des Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) sollte jede gesundheitsversorgende Einrichtung über ein Überwachungssystem für Erkrankungen durch C. difficile verfügen, denn nur so können Ausbrüche zeitgerecht erkannt und vermeidbare Infektionen durch geeignete Präventionsmaßnahmen verhindert werden.
Zur Prävention sind
- in den betroffenen Bereichen zur Reinigung und Desinfektion von Flächen sporozide Desinfektionsmittel zu verwenden,
- Einzelunterbringungen der Patienten mit eigener Nasszelle vorzunehmen,
- effektive Reinigungsprotokolle zu erstellen,
- sach- und fachgerechte Hygienemaßnahmen zu ergreifen (hygienische Händedesinfektion, gründliches Händewaschen, Handschuhpflege),
- Schulungen für das medizinische Personal anzubieten,
- und geeignete Technologien zur Reduzierung der Kontamination in die infektionspräventiven Prozesse implementieren.
Forschung und Zukunft
Die Forschung in diesem Bereich ist umfangreich und sollte weiter vorangetrieben werden. Angesichts des demografischen Wandels, der Zunahme von Antibiotikatherapien und dem daraus resultierenden potenziellen C.-difficile-Infektionen, insbesondere im Kontext des Pflegenotstands, wird in Zukunft eine immer größer werdende Herausforderung darstellen.
In den Entwicklungs- und Anwendungsbereichen der Medizinprodukte ist das Verständnis für diese Problematik mittlerweile geschärft, sodass funktionelle Hilfsmittel zur Eindämmung der Kontamination immer stärker in den Fokus rücken.
Eine innovative Lösung zur Infektionsprävention durch infektiöse Stühle bietet der Hersteller Advanced Medical Balloons GmbH mit der Hygh-tec® basic-plus Stuhldrainage, die mit einem neuartigen transanalen Dichtungsprinzip ausgestattet ist, dass den Bewegungen des Schließmuskels und des Patienten folgt. Die elastische Verformbarkeit des Schaftschlauches verspricht eine optimale Dichtigkeit, so dass Kontaminierungen im patientennahen Umfeld weitgehend vermieden werden.
Infektiöse Stühle: Ein Fazit
Die Problematik von infektiösen Stühlen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen erfordert eine multidisziplinäre Herangehensweise, damit effektive Präventionsstrategien entwickelt werden können. Vertiefte Ursachenanalysen, das Erfassen der Übertragungswege und klinischen Konsequenzen, sowie der Einsatz adäquater Hilfsmittel, können einen Beitrag zur Verbesserung der Patientensicherheit und der allgemeinen Infektionskontrolle in klinischen Einrichtungen leisten.
Von Mike Becker
Quellen:
- Berger FK, Mellmann A, von Müller L, Gärtner B: Aktuelle molekulare Epidemiologie und Antibiotika- resistenzen von Clostridioides difficile in Deutschland im Jahr 2022. Epid Bull 2023;15:3–8 | DOI 10.25646/11194.
- Kuijper EJ, Coignard B and Tull P: Emergence of Clostridium difficile-associated disease in North America and Europe. Clin Microbiol Infect 2006; 12 Suppl 6:2–18.
- Vonberg E.J. et al.: Infection control measures to limit the spread of Clostridium difficile. Clin Microbiol Infect 2008. 14 Suppl 5 :2–20.