Die opta data Zukunfts-Stiftung hat gemeinsam mit dem Institut für Zukunftspsychologie und Zukunftsmanagement der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien in der „PflegeStudie 2022“ über tausend Deutsche Babyboomer (1955 ‑1969) zu ihren Vorstellungen von der Pflege befragt.
Ausgangspunkt der Studie: Die Babyboomer-Generation ist der geburtenstärkste Repräsentant einer beispiellosen Aufbruchsphase in Deutschland – sie verkörpert Wirtschaftswachstum und Reputation. Nun steht Deutschlands größte Bevölkerungsgruppe (rund 19 Millionen Menschen) vor ihrem dritten Lebensabschnitt. Ihr finales Verhalten wird ein gravierender Faktor der Zukunftsgestaltung unseres Landes sein und Auswirkungen auf die Lebensqualität aller Generationen haben – so die Autoren der Studie.
Staat solle sich um Pflege kümmern
Anlass zur Sorge gebe vor allem: 79 Prozent der Befragten sehen den Staat in der Verantwortung, die eigene Pflege zu organisieren und deren Kosten zu tragen. Ebenso viele planen die eigene Versorgung nicht. Daher überrasche es wenig, dass sich nur 22 Prozent überhaupt schon mal mit dem Thema Risikoversorgung auseinandergesetzt haben.
Die historisch begünstigten Lebensbedingungen der Babyboomer seien options- und variantenreich gewesen. Daher stelle sich die Frage, wie diese Generation mit einer vermeintlich ausweglosen Perspektive umgeht: der eigenen Pflege – oder Hilfsbedürftigkeit.
Studienleiter Prof. Dr. Thomas Druyen erklärt: „Vor diesem gesellschaftlich höchst relevanten Hintergrund wollten wir herausfinden, wie diese vom Schicksal begünstigen mit dem Ernstfall umgehen. Denn diese Situation gilt es ultimativ zu antizipieren, um endlich zu belastbaren Lösungen für eine alternde Gesellschaft zu gelangen.“
Babyboomer-Verhalten ist Grundlage
Die PflegeStudie 2022 widmet sich der Pflegethematik als Grundlage einer zukunftsweisenden Werteordnung. Denn die hier vorliegende Analyse des Babyboomer-Verhaltens sei kein Nebenschauplatz, sondern konfrontiere die Menschen in Deutschland mit der Denkweise der gesellschaftlichen Mehrheit.
„Uns scheint das Vorstellungsvermögen für mögliche Katastrophen oder Missstände zu fehlen. Daher will die Zukunfts-Stiftung mit der Studie dazu beitragen, belastbare Szenarien und Bilder der Zukunft zu visualisieren, um jetzt noch präventiv und vorausschauend die richtigen Entscheidungen treffen zu können – die Studie führt klar vor Augen, dass die gesellschaftliche Bedeutung der Pflege ein ultimatives Zukunftsthema ist. Die Relevanz der Organisation von Pflege steht auf einer Stufe mit Klima und Big Tech“, so Druyen weiter.
Das Fazit der Studie fällt verbittert aus: „Wir lösen keine Probleme mehr, wir verschieben sie nur gemäß der aktuellen Bedrohungen – und die Studie dokumentiert deutlich die Struktur dieser Verdrängung.“
Quelle: opta data
1 Kommentar
Eine ausgezeichnete und längst überfällige Studie mit deutlichen und mahnenden Worten. Vielen Dank dafür an das wissenschaftliche Team von OptaData. Ich hoffe sehr, dass die Inhalte eine große Reichweite haben werden, in die richtigen Hände fallen und zum Handeln bewegen. Es ist 5 vor 12! Massive strukturelle Veränderungen müssen vorgenommen werden. Und übrigens: ein guter Kommentar von Alexander Meyer-Köring.