Zumindest, was die Ausbildungsvergütungen betrifft, braucht die Pflege den Vergleich mit anderen Branchen nicht zu scheuen: 1191 Euro haben Auszubildende in Nordrhein-Westfalen in ihrem ersten Lehrjahr im vergangenenen Jahr durchschnittlich verdient.
Dies teilte Information und Technik NRW (IT NRW) als Statistisches Landesamt anlässlich des Starts ins neue Ausbildungsjahr am 1. August mit.
Damit war im Jahr 2023 die durchschnittliche Vergütung im ersten Lehrjahr rund 400 Euro höher als im Schnitt der Handwerksberufe (790 Euro), der Berufsgruppe mit der niedrigsten Vergütung innerhalb des dualen Ausbildungssystems.
Allerdings ist die Spanne innerhalb der Handwerksberufe besonders groß; den eher gut bezahlten Ausbildungsberufen aus dem Bauhandwerk (Zimmer/-in, Maurer/-in oder Dachdecker/-in, jeweils mit satt vierstelligen Vergütungsbeträgen) steht vor allem der niedrig entlohnte Friseurberuf gegenüber.
In den Ausbildungsbereichen öffentlicher Dienst (1.068 Euro), Industrie, Handel (997 Euro) und Landwirtschaft (960 Euro) wurden sie ebenfalls überdurchschnittlich entlohnt; bei den Freien Berufen – etwa Steuer‑, Rechtsanwalts- oder Medizinische Fachangestellte – lag der Wert mit 920 Euro leicht unter dem Schnitt.
Im Durchschnitt lag die Ausbildungsvergütung aller Azubis sämtlicher Branchen und Berufsfelder in ihrem Einstiegsjahr bei 935 Euro.
Unter den Ausbildungsberufen mit ebenfalls überdurchschnittlicher Ausbildungsvergütung befinden sich Sozialversicherungs-Fachangestellte (1.142 Euro), gefolgt von Drogisten (1125 Euro) und Kaufleuten für Versicherungen und Finanzanlagen (1.120 Euro).
Am anderen Ende rangieren angehende Bestattungsfachkräfte (625 Euro), Land- und Baumaschinenmechatroniker/-innen (640 Euro), sowie Auszubildende in den Berufen Konditor/-in, Sport- und Fitnesskaufmann/-frau und Zweiradmechatroniker/-in (jeweils 650 Euro).
NRW-Werte in der Pflege liegen auch über Bundesschnitt
Der Wert für die angehenden Pflegefachkräfte in NRW liegt damit leicht über dem Bundesschnitt von 1150 Euro für das erste Ausbildungsjahr, den die Online-Ausbildungsbörse Aubi-Plus ermittelt hat. Mit Start des zweiten sowie dritten Ausbildungsjahres können Pflege-Azubis jeweils 100 Euro zusätzliche monatliche Ausbildungsvergütung erwarten.
Zu beachten ist dabei ebenfalls, dass mit der 2020 bundesweit in Kraft getretenen Pflegeberufe-Ausbildungsfinanzierungsverordnung grundsätzlich kein Pflege-Schulgeld mehr erhoben wird.
Wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ermittelt hat, lagen die tariflichen Vergütungen sämtlicher Ausbildungsberufe im Jahr 2023 bei 1066 Euro brutto im Monat, eine Steigerung um 3,7 Prozent zum Vorjahr. Damit fiel das Plus etwas schwächer aus als ein Jahr zuvor (plus 4,2 Prozent im Vergleich von 2022 zu 2021), aber stärker als in den Jahren zuvor, als 2,5 beziehungsweise 2,6 Prozent zu verzeichnen waren.
Die Ausbildungsvergütungen in den neuen Bundesländern erreichten im Schnitt 98 Prozent des Wertes der alten Bundesländer.
Allerdings mussten die Auszubildenden damit wie bereits 2022 auch 2023 im Durchschnitt Reallohnverluste hinnehmen, da die Inflationsrate seit Ausbrechen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine stets über sechs Prozent gelegen hatte und sich erst im September 2023 auf 4,5 Prozent abschwächte. Aktuell sieht sie das Statistische Bundesamt bei 2,3 Prozent.