Laut Angaben des Impfdashboards des Bundesgesundheitsministeriums, haben in Deutschland Ende Juli 2021 rund 50 Millionen Menschen (61 Prozent der Bevölkerung) mindestens die erste Impfdosis erhalten und rund 41 Millionen Menschen (49,7 Prozent der Bevölkerung) sind vollständig geimpft. Aber wie sind diese Zahlen mit denen der Gesundheitsberufe zu vergleichen? Wie steht es um die Impfbereitschaft in der Pflege?
Hierzu hat die Krankenhausbasierte Online-Befragung zur COVID-19-Impfung (KROCO) des RKI nun einen Ergebnisbericht veröffentlicht. Die Rechtsdepesche berichtete bereits im April über diese Studie. Ihr Ziel war vor allem, die Impfabsichten des Krankenhauspersonals hinsichtlich der Impfungen gegen COVID-19 zu evaluieren und Impfquoten festzustellen.
KROCO Studie – Die Impflage beim Krankenhauspersonal
Im Ergebnisbericht der KROCO-Studie, wurden kürzlich die vorläufigen Ergebnisse aus dem Zeitraum 22.3.2021 bis 12.4.2021 veröffentlicht. Weitere Ergebnisse werden zukünftig erwartet.
Laut der Studie, war bis Ablauf dieses Zeitraums 48 Prozent des teilnehmenden Personals vollständig geimpft, und schon 83 Prozent hatte mindestens die erste Dosis erhalten. Noch höher waren diese Prozentsätze beim Personal mit einem größeren Expositionsrisiko oder mit Kontakt zu Risikopatientinnen und Patienten (vollständiger Impfschutz: 68 Prozent, erste Dosis: 90 Prozent).
Dabei ist allerdings zu beachten, dass klare Unterschiede zwischen den verschiedenen Berufsgruppen bemerkbar wurden. Zum Beispiel war der Prozentsatz der vollständig geimpften Ärzteschaft mit 78 Prozent deutlich höher als die entsprechende Impfquote des Pflegepersonals (61 Prozent).
Von den Teilnehmenden, die noch keine Impfung erhalten hatten, gab 49 Prozentan, sich „auf jeden Fall impfen“ zu wollen, während eine weitere 15 Prozent „eher positiv“ auf die Impfung reagierten. Der Prozentsatz der nicht-geimpften Teilnehmenden, der sich „auf gar keinen Fall“ impfen wollte, lag bei 15 Prozent und eine weitere 13 Prozent reagierten „eher negativ“.
Warum möchten sich manche Krankenhausfachkräfte nicht impfen lassen?
Im Bericht der KROCO-Studie war der überwiegend von Teilnehmenden angegebene Hauptgrund, weshalb sie noch nicht geimpft waren, das bisher fehlende Impfangebot.
Einige gaben aber auch an, dass sie „lieber noch abwarten“ würden, oder wiesen auf die „Furcht vor bleibenden Schäden“ sowie auf die „Furcht vor starken Nebenwirkungen“ hin. Zudem wurde auch die „Sorge, dass Impf-Technologien unsicher“ sind, als Grund genannt.
Wie ist die allgemeine Impfbereitschaft?
Eine weitere Studie des RKI – die COVID-19 Impfquoten-Monitoring in Deutschland (COVIMO) – beschäftigt sich mit der allgemeinen Impfbereitschaft und die Impfquote der deutschen Bevölkerung. Auch hier wurde Ende Juni ein Bericht veröffentlicht und ein weiterer Report wird in den kommenden Wochen erwartet. Die vorläufigen Ergebnisse aus dem Erhebungszeitraum 17.5.2021 bis 9.6.2021 zeigen, dass im medizinischen Bereich rund 84 Prozent des Personals mindestens eine Dosis, und rund 64 Prozent auch schon die zweite erhalten hat.
Im Report wird außerdem betont, dass die Impfbereitschaft der Bevölkerung „auf einem hohen Niveau“ liegt.
Wieso ist die Impfbereitschaft so wichtig?
Aufgrund der sich weiter ausbreitenden Delta-Variante ist es besonders wichtig, dass weiterhin so viele Menschen wie möglich geimpft werden. Dies wurde bereits im Juni von Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) betont: „Es wird zunehmend auch für Menschen außerhalb der Priorisierungsgruppen leichter, sich impfen zu lassen. Ich appelliere an alle, diese Möglichkeiten wahrzunehmen. Eine hohe Impfquote ist der beste Schutz gegen eine vierte Welle und weitere Einschränkungen. Vor allem geht es darum, die Zweitimpfung wahrzunehmen, denn erst dann ist der vollständige Schutz gegeben“.
„Wir sind in einem Wettrennen mit der Delta-Mutation. Das Virus ist schneller, aber niedrige Inzidenzen und eine mittlerweile hohe Impfgeschwindigkeit geben uns einen großen Vorsprung, den wir nutzen sollten. So wird eine vierte Welle weitaus weniger bedrohlich als ihre drei Vorgänger,“ fügte er hinzu.
Wie kann die Impfbereitschaft weiter gefördert werden?
Dennoch ist klar, dass ein Anteil der Bevölkerung und auch des Gesundheitspersonals bisher noch nicht die Absicht hat, sich impfen zu lassen. Aber wie können diese Menschen dazu überzeugt werden?
Eine Impfpflicht gibt es bislang nicht und eine mögliche Impfpflicht für das Pflegepersonal wurde nicht überall positiv angesehen. Auf der Informationswebsite des Bundesgesundheitsministeriums „Zusammen Gegen Corona“, wird außerdem ausdrücklich erklärt: „in Deutschland gibt es keine Impfpflicht, auch nicht für Gesundheitsfachpersonal. Eine Corona-Schutzimpfung ist und bleibt eine freiwillige Entscheidung.“
Prof. Dr. Volker Großkopf, Herausgeber der Rechtsdepesche, gab hierzu zu bedenken: „Da die Impfung nach Einschätzung der Experten nicht zu einer sterilisierenden Immunisierung führt und damit die Weitergabe des Coronavirus durch Geimpfte nicht ausgeschlossen werden kann, ist eine Verpflichtung zur Impfung aus einer rechtlichen Perspektive kaum zu verargumentieren.“
„Unabhängig davon steht die Frage im Raum, ob Geimpfte im Verhältnis zu nicht Geimpften zu privilegieren sind. Spätestens dann, wenn Allen ein Zugang zu den Impfstoffen ermöglicht wird, spricht aus dem grundrechtlichen Gleichheitsgebot nichts gegen eine Bevorzugung der Geimpften. Denn gemäß Artikel 3 GG ist Gleiches gleich und Ungleiches ungleich zu behandeln.“
In jedem Fall ist klar: Die Impfbereitschaft ist und bleibt von großer Bedeutung. Weitere Informationen zur Impfung und zum Coronavirus sind hier zu finden.
Quelle: RKI, BMG, DKG