Ausland
Um den Bedarf an Arbeits­kräf­ten zu decken, setzen die Einrich­tun­gen in Deutsch­land immer stärker auf Pflege­per­so­nal aus dem Ausland Bild: © Monkey Business Images | Dreamstime.com

Ohne den Zustrom von Pflege­kräf­ten aus dem Ausland könnten die Einrich­tun­gen in Deutsch­land wohl immer häufi­ger einpa­cken. Das geht deutlich aus der Studie „Arbeits­markt­si­tua­tion im Pflege­be­reich“ der Bundes­agen­tur für Arbeit hervor.

Demnach besaßen rund 270.000 der knapp 1,7 Millio­nen auf Sozial­ver­si­che­rungs-Basis beschäf­tig­ten Arbeits­kräfte in der Pflege zum Unter­su­chungs-Stich­tag im Juni 2023 keine deutsche Staats­bür­ger­schaft.

Gegen­über dem gleichen Zeitpunkt zehn Jahre zuvor ist dies eine Steige­rung um satte elf Prozent­punkte, von 5 auf 16 Prozent – oder, in absolu­ten Zahlen: 195.000 Pflege­rin­nen und Pfleger.

Ausland: Anteil in der Pflege mit am höchs­ten

„Der Auslän­der­an­teil bei den Pflege­kräf­ten liegt damit etwas über dem Niveau über alle Berufe hinweg“, so die Studi­en­au­toren. Seit 2022 werde das Beschäf­ti­gungs­wachs­tum in der Pflege somit ausschließ­lich von Auslän­de­rin­nen und Auslän­dern getra­gen. Insge­samt gab es in der Pflege inner­halb der vergan­ge­nen zehn Jahre ein Plus von 330.000 Beschäf­tig­ten – auch in diesem Zeitraum trug das Ausland zu fast zwei Dritteln der neuen Stellen­be­set­zun­gen bei.

Die Herkunfts­län­der der auslän­di­schen Pflege­kräfte sind dabei breit gestreut: 35 Prozent von ihnen kommen aus anderen EU-Staaten, hier vor allem aus Polen, Rumänien und Kroatien. Unter den europäi­schen Nicht-EU-Staaten stehen die Türkei und dieje­ni­gen (noch) nicht zur EU gehören­den Westbal­kan-Staaten an der Spitze, hier beson­ders Bosnien-Herze­go­wina.

Auch die Migra­ti­ons­be­we­gun­gen, die durch Kriege und Krisen ausge­löst werden, machen sich auf dem Pflege-Arbeits­markt bemerk­bar.

Rund 23.000 aktuelle Pflege­kräfte, oder 9 Prozent der gesam­ten auslän­di­schen Beleg­schaft in deutschen Einrich­tun­gen, kamen aus acht Ländern mit einer beson­ders hohen Geflüch­te­ten-Zahl:

  • Afgha­ni­stan
  • Irak
  • Iran
  • Pakistan
  • Syrien
  • Nigeria
  • Eritrea und Somalia.

18 Prozent der auslän­di­schen Pflege­kräfte wurden über das sogenannte „Triple Win“-Programm für eine Pflege­aus­bil­dung in Deutsch­land gewon­nen – hier vor allem aus Vietnam und den Philip­pi­nen, aber auch aus Tunesien, Indone­sien, Indien und Jorda­nien.

Entgelte in der Pflege steigen schnel­ler als in Gesamt­wirt­schaft

Außer­dem verzeich­net die Studie ein überdurch­schnitt­li­ches Gehalts­plus in den Pflege­be­ru­fen: Im für die Studie aktuells­ten vorlie­gen­den Berichts­jahr ergab sich ein Zuwachs von 5 Prozent zum Vorjahr auf im Schnitt 3.701 Euro.

Damit lag die Steige­rung über dem Niveau der Gesamt­wirt­schaft. Als Haupt­ur­sa­chen macht die Studie die Erhöhung der Mindest­löhne in der Pflege, das Tarif­treue­ge­setz sowie die Corona-Sonder­zah­lun­gen aus – jedoch dürfte auch der allge­meine Arbeits­kräfte-Mangel, und der damit verbun­dene Wettbe­werb um Perso­nal, seinen Teil zur Steige­rung beigetra­gen haben.

Über den Fünf-Jahres-Zeitraum von 2017 bis 2022 betrug das Gehalts­plus in der Pflege sogar 19 Prozent – plus 20 Prozent (642 auf nun 3.831 Euro) bei den Pflege­fach­kräf­ten und sogar 30 Prozent (636 auf nun 2.781 Euro) bei den Helfern. Die Zahlen bezie­hen sich dabei jeweils auf Vollzeit-Beschäf­tigte.

Trotz des großen Mangels an Perso­nal gibt es jedoch auch Arbeits­lo­sig­keit in der Pflege. So waren im Jahres­durch­schnitt 2023 rund 49.000 Perso­nen in dieser Branche arbeits­los gemel­det, darun­ter 11.000 Fach- und 38.000 Hilfs­kräfte. Dem standen rund 45.000 offene Stellen gegen­über – 35.000 für Fach- und 10.000 für Hilfs­kräfte. Insbe­son­dere bei den quali­fi­zier­ten Kräften wird damit der Bedarf sicht­bar.