Formen und Ursachen der Demenz
Die weitaus häufigste Form der Demenzerkrankung ist die Alzheimer-Krankheit, die für mehr als 60 Prozent aller irreversiblen Krankheitsfälle verantwortlich ist. Wie auch die Lewy-Körperchen‑, Frontotemporale oder Parkinson-Demenz gehört sie zu den neurodegenerativen Demenzen, bei denen die betroffenen Nervenzellen nach und nach zerstört werden.
Daneben gibt es aber auch die vaskulären Demenzen, deren Ursache in einer Durchblutungsstörung der Nervenzellen liegt. Beide Formen zählen zu den sogenannten primären Demenzen.
Im Gegensatz dazu treten die sogenannten sekundären Demenzen als Folgeerscheinung einer anderen (primären) Erkrankung auf. Dies kann zum Beispiel ein Medikamenten- oder Alkoholmissbrauch, eine Mangelernährung oder eine Stoffwechselstörung sein. Wenn die Grunderkrankung behandelt wird, bessern sich mitunter auch die Demenzsymptome. Allerdings sind etwa 90 Prozent aller Demenzerkrankungen primäre und damit irreversibel verlaufend.
Alter und Corona als Risikofaktoren
Bekannt ist, dass mit steigendem Altersich das Demenzrisiko erhöht: In der Gruppe der 65- bis 70-Jährigen erkranken weniger als drei Prozent, ab 85 Jahren hingen ist es bereits jeder Fünfte und ab 90 Jahren dann schon jeder Dritte.
Bei der Zunahme von Neuerkrankungen spielt also der Anstieg der Lebenserwartung eine Rolle: Wenn immer mehr Menschen 65 Jahre und älter werden, wird es auch immer mehr Menschen mit Demenz geben. Da Frauen gegenüber den Männern eine insgesamt höhere Lebenserwartung aufweisen, trifft sie die Erkrankung auch häufiger.
Aber auch Corona könnte eine Rolle spielen: In einer Studie der University of Oxford traten bei den über 64-Jährigen unter 10.000 Teilnehmern 450 Fälle von Demenz auf, in der Kontrollgruppe ohne vorherige COVID-Erkrankung waren es hingegen nur 330 Fälle. Ob dies ein erhöhtes Risiko bei COVID-Patienten zur Erlangung einer Demenzkrankheit belegt, ist noch nicht vollständig geklärt, da latente Demenzerkrankungen oft erst durch ein einschneidendes Erlebnis ausgelöst werden. Die Forscherinnen und Forscher vermuten jedoch, dass eine COVID-Erkrankung ein solches Ereignis sein könnte.
Weitere Risikofaktoren
Weitere Risikofaktoren für eine Erkrankung können psychischer Natur sein: Stress, Depression und Einsamkeit spielen eine Rolle.
Aber auch Medikamente scheinen das Risiko zu erhöhen. Dazu gehören Schlafmittel, Antidepressiva und Medikamente gegen Inkontinenz. Auch Säureblocker gehen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einher, an Demenz zu erkranken. Sicherer ist es deshalb, Medikamente so niedrig wie möglich zu dosieren und die Notwendigkeit regelmäßig zu überprüfen.
Erste Anzeichen und Verlauf einer Demenzerkrankung
Das Fatale an einer Demenzerkrankung ist, dass sie scheinbar harmlos beginnen. Vergesslichkeit oder Wortfindungsstörungen sind oft noch nicht so auffällig und werden vielmehr als unumgängliche Alterserscheinungen akzeptiert. Das gleiche gilt für die Unwilligkeit, sich mit neuen Dingen zu beschäftigen.
Erste Anzeichen können auch noch sein:
- Schwierigkeiten, sich in ungewohnter Umgebung zurechtzufinden
- Stimmungsschwankungen, vermehrte Ängstlichkeit oder Reizbarkeit
- fehlendes Interesse an Hobbys und Kontakten
- Abstreiten von Fehlern oder Irrtümern
Oft wird die Demenz in dieser ersten Phase nicht erkannt, da die erkrankte Person die Veränderungen zwar noch bewusst wahrnimmt, sie aber aus Scham zu überspielen versucht. Spätestens, wenn Alltagstätigkeiten wie das Kochen, die Körperpflege oder das Trinken schwierig oder sogar unmöglich werden, sind die Betroffenen auf Hilfe angewiesen.
In dieser Phase ist das Gedächtnis kaum noch funktionsfähig und die zeitliche sowie räumliche Orientierung werden schwer. Auch die Namen von Freunden und Verwandten sind nicht mehr im Gedächtnis abrufbar. Die Folgen: Angst und Aggressionen treten verstärkt auf.
Im Spätstadium der Erkrankung sind die Betroffenen rund um die Uhr pflegebedürftig: Körperpflege und Haushalt sind nicht mehr selbstständig durchführbar, und auch nahestehende Menschen werden nicht mehr erkannt. Viele Menschen in diesem Erkrankungsstadium sind bettlägerig.
Wie verläuft die Diagnose?
Viele der Betroffenen fürchten sich vor dem Arztbesuch. Für die Familie ist es dann nicht einfach, sie zu überzeugen. Dabei lohnt es sich aber, so früh wie möglich die Diagnose und damit Gewissheit zu haben. Denn so kann der Betroffene noch aktiv an der weiteren Gestaltung des eigenen Lebens mitwirken.
Nach dem Anamnesegespräch setzt der Arzt eine Reihe von Tests zur Prüfung der kognitiven Fähigkeiten bzw. Einschränkunge ein, zum Beispiel den Uhrentest oder den Mini-Mental-Status-Test. Im Arztgespräch sollten möglichst viele Aussagen von Freunden und Verwandten einbezogen werden, da die Betroffenen vor allem in späteren Stadien der Erkrankung über keine Krankheitseinsicht mehr verfügen.
Körperliche Untersuchungen zum Ausschluss von Schilddrüsenerkrankungen, Substanzmissbrauch oder Mangelernährung sind ebenfalls ein Teil der Diagnose.
Therapieoptionen und Prävention
Bisher sind die meisten Demenzerkrankungen nicht heilbar. Mit der richtigen Behandlung lässt sich allerdings die Lebensqualität der Betroffenen und auch ihrer Angehörigen verbessern.
Die medizinische Therapie zielt vor allem darauf ab, Symptome zu lindern. Es werden sogenannte Antidementiva eingesetzt, die bestimmten Botenstoffe im Gehirn beeinflussen und so Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis verbessern können. Darüber hinaus werden auch gegen Begleitsymptome der Demenz wie Unruhe, Angst, Schlafstörungen und Sinnestäuschungen Medikamente eingesetzt.
Wichtig sind auch anderen Therapieformen. In frühen Stadien kann ein kognitives Training helfen, den Fortschritt der Krankheit zu bremsen. Durch die Realitätsorientierung kann räumliche und zeitliche Orientierung geübt werden. Die Ergotherapie hilft Betroffenen, möglichst lange selbstständig zu bleiben. Musik- oder Kunsttherapie sowie die autobiographische Arbeit können positive Erinnerungen wecken.
Eine Verhaltenstherapie hilft, mit Depressionen und Angstzuständen umzugehen. Darüber hinaus ist es wichtig, die Umgebung der Betroffenen angenehm zu gestalten: Bekannte Düfte können Erinnerungen wecken, während unterschiedliche Farben in den Räumen bei der Orientierung helfen.
Zwar kann man sich vor Demenz nicht schützen, allerdings weisen Studien darauf hin, dass das Krankheitsrisiko sich durch körperliche und geistige Aktivität, soziale Teilhabe und ausgewogene Ernährung sinkt. Auch das Vermeiden von Nikotin und Alkohol ist sinnvoll.