Bayerns Ministerpräsident Markus Söder polarisiert mit seiner Forderung nach einer Impfpflicht für gewisse Pflegekräfte
Bayerns Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder polari­siert mit seiner Forde­rung nach einer Impfpflicht für gewisse Pflege­kräfte Bild: Preisel­bauer (pixabay.com)

Söders im ZDF-Morgen­ma­ga­zin geäußer­ter Wunsch nach einer Debatte über eine Impfpflicht für diese Gruppe von Beschäf­tig­ten ging umgehend in Erfül­lung. Während der Deutsche Pflege­rat, die Gewerk­schaft ver.di und die SPD den Vorstoß rundher­aus ablehn­ten, weil sie statt­des­sen auf Freiwil­lig­keit setzen, würde die deutli­che Mehrheit der Bundes­bür­ger dem Vorschlag offen­bar folgen. Auf die Frage „Halten Sie eine Corona-Impfpflicht für Pflege­kräfte für zielfüh­rend, um die Risiko­grup­pen besser zu schüt­zen?“ antwor­ten in einer reprä­sen­ta­ti­ven Umfrage 42 Prozent mit einem klaren Ja, weitere 16 Prozent äußern sich tenden­zi­ell zustim­mend. Nur 22 Prozent lehnen Söders Idee komplett ab, weitere 13 Prozent tendie­ren zu einem Nein. Das Meinungs­for­schungs­in­sti­tut CIVEY hatte im Auftrag des Nachrich­ten­ma­ga­zins Der Spiegel über 5.000 Menschen befragt, die Fehler­to­le­ranz der Umfrage liegt bei 2,5 Prozent.

Nicht nur die eigenen Wähler unter­stüt­zen Söder (77 Prozent), auch die Anhän­ger von SPD, Grünen und Linken sehen den Vorstoß mehrheit­lich positiv. Weite­res Ergeb­nis: Je höher das Alter, desto höher die Zustim­mung für eine Impfpflicht für Pflege­per­so­nal. Während bei den 30- bis 39-Jähri­gen „nur“ 46 Prozent eine solche berufs­grup­pen­spe­zi­fi­sche Impfpflicht befür­wor­ten, sind es bei den über 65-Jähri­gen fast drei Viertel der Befrag­ten.

Impfpflicht für alle?

Eine allge­meine Impfpflicht kommt bei den Bürgern dagegen weniger gut an, wie eine kurz zuvor veröf­fent­lichte Umfrage von Yougov ergab. Demnach lehnen 56 Prozent eine zwingende Immuni­sie­rung der Gesamt­be­völ­ke­rung ab. Nur 33 % möchten diesen Weg gehen.

Wichtig für die Debatte: Erst eine Gesamt­im­mu­ni­sie­rung von 60 bis 70 Prozent kann die Pande­mie stoppen. Wobei sich dieser Wert aus der Zahl der Geimpf­ten und der aufgrund überstan­de­ner Erkran­kung natür­lich immuni­sier­ten Menschen ergibt.

Ist Zwang kontra­pro­duk­tiv?

Ihre ableh­nende Haltung gegen­über einer Impfpflicht für beruf­lich Pflegende begrün­de­ten die Kriti­ker unter anderem damit, dass ein Zwang für Gegen­re­ak­tio­nen und eine Abnahme der Impfbe­reit­schaft sorgen könnte. Statt­des­sen sei bessere Infor­ma­tion, Trans­pa­renz der Forschungs­er­geb­nisse und Überzeu­gungs­ar­beit gefragt. Dies sieht auch Gesund­heits-Staats­se­kre­tär Wester­fell­haus so, wie er vor wenigen Tagen in einem Inter­view mit der Rechts­de­pe­sche erläu­terte. Zudem gebe es wenig belast­ba­res Zahlen­ma­te­rial, dass die These mangeln­der Impfbe­reit­schaft von Pflege­kräf­ten unter­mauere.

Zumin­dest einen Unter­stüt­zer hat Söder jedoch im Gesund­heits­we­sen: Der Vorsit­zende des Weltärz­te­bun­des, Frank-Ulrich Montgo­mery, erklärte in einem Inter­view: „Wer Umgang mit vulner­ablen Gruppen hat, muss immuni­siert sein“.