Söders im ZDF-Morgenmagazin geäußerter Wunsch nach einer Debatte über eine Impfpflicht für diese Gruppe von Beschäftigten ging umgehend in Erfüllung. Während der Deutsche Pflegerat, die Gewerkschaft ver.di und die SPD den Vorstoß rundheraus ablehnten, weil sie stattdessen auf Freiwilligkeit setzen, würde die deutliche Mehrheit der Bundesbürger dem Vorschlag offenbar folgen. Auf die Frage „Halten Sie eine Corona-Impfpflicht für Pflegekräfte für zielführend, um die Risikogruppen besser zu schützen?“ antworten in einer repräsentativen Umfrage 42 Prozent mit einem klaren Ja, weitere 16 Prozent äußern sich tendenziell zustimmend. Nur 22 Prozent lehnen Söders Idee komplett ab, weitere 13 Prozent tendieren zu einem Nein. Das Meinungsforschungsinstitut CIVEY hatte im Auftrag des Nachrichtenmagazins Der Spiegel über 5.000 Menschen befragt, die Fehlertoleranz der Umfrage liegt bei 2,5 Prozent.
Nicht nur die eigenen Wähler unterstützen Söder (77 Prozent), auch die Anhänger von SPD, Grünen und Linken sehen den Vorstoß mehrheitlich positiv. Weiteres Ergebnis: Je höher das Alter, desto höher die Zustimmung für eine Impfpflicht für Pflegepersonal. Während bei den 30- bis 39-Jährigen „nur“ 46 Prozent eine solche berufsgruppenspezifische Impfpflicht befürworten, sind es bei den über 65-Jährigen fast drei Viertel der Befragten.
Impfpflicht für alle?
Eine allgemeine Impfpflicht kommt bei den Bürgern dagegen weniger gut an, wie eine kurz zuvor veröffentlichte Umfrage von Yougov ergab. Demnach lehnen 56 Prozent eine zwingende Immunisierung der Gesamtbevölkerung ab. Nur 33 % möchten diesen Weg gehen.
Wichtig für die Debatte: Erst eine Gesamtimmunisierung von 60 bis 70 Prozent kann die Pandemie stoppen. Wobei sich dieser Wert aus der Zahl der Geimpften und der aufgrund überstandener Erkrankung natürlich immunisierten Menschen ergibt.
Ist Zwang kontraproduktiv?
Ihre ablehnende Haltung gegenüber einer Impfpflicht für beruflich Pflegende begründeten die Kritiker unter anderem damit, dass ein Zwang für Gegenreaktionen und eine Abnahme der Impfbereitschaft sorgen könnte. Stattdessen sei bessere Information, Transparenz der Forschungsergebnisse und Überzeugungsarbeit gefragt. Dies sieht auch Gesundheits-Staatssekretär Westerfellhaus so, wie er vor wenigen Tagen in einem Interview mit der Rechtsdepesche erläuterte. Zudem gebe es wenig belastbares Zahlenmaterial, dass die These mangelnder Impfbereitschaft von Pflegekräften untermauere.
Zumindest einen Unterstützer hat Söder jedoch im Gesundheitswesen: Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank-Ulrich Montgomery, erklärte in einem Interview: „Wer Umgang mit vulnerablen Gruppen hat, muss immunisiert sein“.