Der Kabarettist, Kolumnist und Moderator Harald Schmidt übernahm erneut die Schirmherrschaft über die Veranstaltung.
Der Kabaret­tist, Kolum­nist und Modera­tor Harald Schmidt übernahm erneut die Schirm­herr­schaft über die Veran­stal­tung. Bild: PUNCTUM/Alexander Schmidt

Kabarett, Lesun­gen und ein Film

Das Programm des 3. Deutschen Patien­ten­kon­gres­ses Depres­sion umfasste neun Vorträge und 52 Workshops, die sich mit unter­schied­li­chen Aspek­ten der Erkran­kung beschäf­ti­gen. Themen sind z.B. „Depres­sion aus Sicht des Arbeit­ge­bers“, „Depres­sion bei Kindern“ oder „Depres­sion und Bewegung“. Wegen der großen Nachfrage wurde das Workshop­pro­gramm erwei­tert und fand erstmals zweitä­tig statt.

Zu den Höhepunk­ten gehör­ten außer­dem ein kabaret­tis­ti­scher Vortrag von Bestsel­ler-Autor Manfred Lütz, eine Lesung der Brigitte-Autorin Heide Fuhljahn und der Prelaunch des Dokumen­tar­films über Depres­sion „Die Mitte der Nacht ist der Anfang vom Tag“. Beglei­tet wurde das Programm von zahlrei­chen Infor­ma­ti­ons­stän­den von Selbst­hil­fe­grup­pen und regio­na­len Bündnis­sen gegen Depres­sion.

Effek­tive Metho­den zur Selbst­hilfe gewin­nen an Bedeu­tung

Depres­sion ist eine Volks­krank­heit. Insge­samt erkran­ken in Deutsch­land jedes Jahr ca. 4,9 Millio­nen Menschen. Exper­ten und Betrof­fene mahnen im Zuge des Kongres­ses Engpässe bei der Versor­gung depres­siv erkrank­ter Menschen an. „Es ist inakzep­ta­bel, dass Menschen mit schwe­ren Depres­sio­nen oft Wochen oder Monate warten müssen, bis sie einen Termin beim Facharzt oder Psycho­the­ra­peu­ten bekom­men“, so Ulrich Hegerl, Vorsit­zen­der der Stiftung Deutsche Depres­si­ons­hilfe.

Aufgrund der angespann­ten Versor­gungs­lage sind effek­tive Metho­den zur Selbst­hilfe eine große Unter­stüt­zung für die Erkrank­ten. Digitale Angebote gewin­nen dabei zuneh­mend an Bedeu­tung und sollen helfen, Warte­zei­ten zu überbrü­cken.

Wer weniger im Bett liegt, ist weniger depres­siv

Als Beispiel ist das „iFightDepression“-Tool zu nennen. Es beruht auf der kogni­ti­ven Verhal­tens­the­ra­pie. Menschen mit leich­ten Depres­sio­nen können sich mit dem Programm umfas­send über die Erkran­kung infor­mie­ren und sich aktiv an der Genesung betei­li­gen. „iFight­De­pres­sion“ wird über die Stiftung Deutsche Depres­si­ons­hilfe spezi­ell geschul­ten Ärzten und Thera­peu­ten für ihre Patien­ten kosten­frei zur Verfü­gung gestellt.

Depres­siv Erkrankte fühlen sich dauer­haft erschöpft. Deshalb neigen sie dazu, früher ins Bett zu gehen und länger liegen zu bleiben. Dies kann die Depres­sion jedoch verstär­ken. Zur Überra­schung vieler Betrof­fe­ner führt die Reduk­tion der Bettzeit hinge­gen zu einer deutli­chen Besse­rung. Die Stiftung Deutsche Depres­si­ons­hilfe hat nun eine App program­miert, die den Betrof­fe­nen bei der Kontrolle und Optimie­rung der Bettzei­ten hilft.

In der E‑Mail-Beratung sprechen Betrof­fene mit Betrof­fe­nen

Bereits seit 2001 können sich von Depres­sion Betrof­fene und Angehö­rige unter www.deutsche-depressionshilfe.de über die Erkran­kung austau­schen. Aktuell sind 28.000 Nutzer in dem von Exper­ten moderier­ten Forum regis­triert und disku­tie­ren unter anderem über den Umgang mit der Krank­heit, die Behand­lung oder ihre Sorgen als Angehö­rige. Ein Forum spezi­ell für junge Menschen ab 14 Jahren gibt es seit 2013 unter www.fideo.de.

Bei der E‑Mail-Beratung der Deutschen Depres­si­ons­Liga beraten selbst von Depres­sion betrof­fene Menschen andere Betrof­fene und deren Angehö­rige. In den vergan­ge­nen sechs Jahren beant­wor­tete die Depres­si­ons­Liga rund 800 Anfra­gen. Die Suche von Angehö­ri­gen nach Unter­stüt­zung beim Umgang mit Erkrank­ten oder Anfra­gen zu Medika­men­ten und Hilfs­an­ge­bo­ten stehen beson­ders oft im Mittel­punkt der Beratung.