Mit einem kürzlich auf seiner Webseite veröffentlichten Beitrag hat sich der CDU-Politiker Erwin Rüddel von den Plänen der Regierungskoalition zur Einführung der generalistischen Pflegeausbildung deutlich distanziert. Seiner Ansicht nach seien die Verhandlungen zwischen den ministerialen Ressorts derart festgefahren, dass sie im Grunde nach schon gescheitert seien.
Des Weiteren äußert Rüddel in den Betrag Zweifel dahingehend, dass die angestrebte Pflegebildungsreform zu einer tatsächlichen Verbesserung der Situation im Bereich der Altenpflege führen werde. Er appeliert deshalb an die Koalitionspartner, das gesamte Gesetzgebungsverfahren noch einmal grundsätzlich zu überdenken.
Antwort folgte prompt
Bereits am Donnerstag hat Parteikollege und zugleich Bevollmächtigter der Bundesregierung für Patienten und Pflege, Karl-Josef Laumann, diesen Wunsch eine Absage erteilt. Gegenüber der Ärztezeitung erklärte Laumann: „Mit der Generalistik wird die Ausbildung den Anforderungen der heutigen Zeit angepasst. Zudem werden der Stellenwert der Pflege und die Attraktivität des Berufs erhöht.“
In einer gemeinsamen Stellungnahme gingen auch die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Hilde Mattheis, und die für die Pflegeberufe zuständige Fachberichterstatterin Bettina Müller auf die Äußerungen Rüddels ein: „Die SPD hält an der im Koalitionsvertrag vereinbarten Zusammenführung der bislang getrennten Berufsausbildungen für die Kranken- und die Altenpflege fest. Die mit dem Pflegeberufegesetz geplante Weiterentwicklung ist unabdingbar, um die Pflege auf die sich ändernden und sich weiter vermischenden Versorgungsbedarfe einer älter werdenden Gesellschaft auszurichten.“
DPR: „Scheitern wäre eine Blamage“
Der Präsident des Deutschen Pflegerates (DPR), Andreas Westerfellhaus, reagierte umgehend auf die Äußerungen des CDU-Politikers: „Sollte die im Koalitionsvertrag festgelegte Reform der Pflegeausbildung scheitern, wäre dies eine Blamage für die Bundesregierung und den Deutschen Bundestag sowie ein Armutszeugnis zugleich“, mahnte er in einer Pressemeldung. „Die unabdingbare Verbesserung der Qualität der Ausbildung und die dringend benötigte Weiterentwicklung der Pflegeberufe wäre damit zu den Akten gelegt. Damit würde die Bundesregierung vor allem den Bürgern schaden, die pflegerische Hilfe benötigen“ so Westerfellhaus weiter.
Auch der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) und der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e.V. (VKAD) sprachen sich gemeinsam mit der Diakonie, der Caritas und weiteren Fachverbänden erneut für die generalistische Pflegeausbildung aus. In einer Stellungnahme kritisierten sie das derzeit medial unterstützte Totreden der Generalistik als „kontraproduktiv für das Hauptziel der Ausbildungsreform: die bestmögliche Ausbildung für die Begleitung und Versorgung pflegebedürftiger Menschen zu entwickeln.“
Zuspruch vom bpa
Zuspruch bekam Rüddel, der von 1993 bis 2009 selbst als Geschäftsführer und Mitgesellschafter einer Senioren-Residenz im nordhessischen Bad Arolsen tätig war, indes vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa), der sich seit Beginn der Diskussion um die Generalistik für den Erhalt der eigenständigen Ausbildungen in der Kinderkranken‑, der Kranken- und der Altenpflege engagiert.
3 Kommentare
Die Wiedervereinigung der verschiedenen Pflegeberufe ist berufspolitische notwendig, um endlich wieder eine selbstbestimmte Pflegepolitik aus einem Guss machen zu können und der unerträglichen Zersplitterung in immer neue Billiglohn-Hilfsberufe entgegen zu treten. Eine einheitliche Pflegekammer ist dafür ebenfalls unabdingbar.
Es ist doch erstaunlich, nein eigentlich nicht, daß der bpa sich gegen Alles wendet, daß die Profession voran bringt und zukunftsfähiger macht.
Generalistik und Kammer sind wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Entwicklung der professionell beruflich Pflegenden.
Aber genau dies scheint dem bpa ein Stachel zu sein. Wo immer dieser auch sitzt.
GlückAuf
Die Altenpfleger haben keinesfalls einen Mangel an Wissen über Krankheitsbilder, sondern einen Vorsprung im Bereich der Kommunikation und Betreuung von alten Menschen. Wenn hier ein Wissen auf Augenhöhe eingefordert wird, so zeugt dies meiner Meinung nach von Unwissen auf Seiten der Krankenpflege.
Eine Ausbildungsreform wie geplant kann so nicht funktionieren, weil erst der Weg (Inhalte) gegangen werden muss und dann das Ziel (neues Berufsbild) erreicht werden kann.
Es sei denn, das Ziel ist es die Altenpflege zu streichen und eine Krankenpflegeausbildung zu installieren die den Namen „Generalistik“ trägt.