Ein neues Forschungsprojekt der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) beschäftigt sich mit einem wichtigen Thema: Stigmatisierung wegen COVID-19. Laut BAuA, erleben Menschen mit einer COVID-19-Erkrankung sowie auch Menschen, die wegen beruflicher Tätigkeit möglicherweise ein höheres Ansteckungsrisiko begehen, oft Stigmatisierung. Zu diesen Menschen gehören unter anderem Pflegende und ärztliches Fachpersonal, die aus beruflichen Gründen Kontakt zu Personen mit einer COVID-19-Erkrankung haben.
Bereits im Dezember 2020 erklärte Hans-Josef Börsch, Vorstandsmitglied der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz: „Durch die Coronapandemie kommt nun noch eine weitere psychische Belastung auf die Pflegefachpersonen hinzu: Sie werden stigmatisiert. In einigen Geschäften weist man Pflegefachpersonen einfach ab, weil sie in Einrichtungen arbeiten, die sich in Corona-Hotspots befinden.“
„Wenn dann noch die Kinder ausgegrenzt werden und die Partner ebenfalls unter dieser Stigmatisierung leiden, ist eindeutig eine Grenze überschritten,“ ergänzte er.
Wozu dient das Forschungsprojekt?
Diese Stigmatisierung soll nun von einem neuen Forschungsprojekt der BAuA analysiert werden. Zum Projekt gehört eine Interviewstudie mit ärztlichem und pflegerischem Fachpersonal, die im Zusammenhang mit der Pandemie Stigmatisierung in Arbeitsbereichen evaluiert. Zudem werden durch eine systematische Übersichtsarbeit bereits vorhandene Informationen über diese Art von Stigmatisierung und deren Vorbeugung aufgearbeitet.
Die Ergebnisse des Projekts sollen schließlich verwendet werden, um zur Sensibilisierung um das Thema beizutragen und insbesondere um Betrieben bei der Bekämpfung von Stigmatisierung Unterstützung zu leisten.
In einem Interview mit baua.de erklärte Dr. Uta Wegewitz, Leiterin des Forschungsprojekts, hierzu: „Seit Ausbruch der Pandemie gab es in den Medien immer wieder Berichte über Stigmatisierung im Zusammenhang mit dem neuen Virus. In unserer Fachgruppe beschäftigen wir uns schon länger mit psychischen Erkrankungen und der Rückkehr zur Arbeit nach längerer Abwesenheit. Hier ist uns das Thema Stigmatisierung bereits häufig begegnet. Das hat uns hellhörig gemacht: Was ist das für ein Phänomen? Wie häufig kommt es vor? Welche Folgen hat es? Wie können wir dem vorbeugen?“
Sie deutete auch an, dass die Stigmatisierung möglicherweise auf fehlendes Wissen über die Krankheit zurückzuführen sei: „Menschen, die nach einer COVID-19-Erkrankung an den Arbeitsplatz zurückgekehrt sind, waren großen Vorbehalten ausgesetzt. Ihre Kolleginnen und Kollegen wollten nicht mit ihnen zusammenarbeiten – aus Angst, dass sie noch infektiös sind. Da fehlt scheinbar [sic] viel Wissen über die Erkrankung und die Ansteckung.“
Was sind die Ziele des Forschungsprojektes?
Das Hauptziel der Studie ist es, die erlebte Stigmatisierung und deren Auswirkungen auf die Betroffenen besser zu verstehen. Dabei wird unter anderem berücksichtigt, wie Stigmatisierung die psychische Gesundheit betrifft, in welchen Situationen sie auftritt und wie davor geschützt werden kann.
Prof. Dr. Gudrun Faller, Prodekanin des Department of Community Health, Professorin für Kommunikation und Intervention im Kontext von Gesundheit und Arbeit, HSG Bochum, nahm ebenfalls am Interview mit baua.de Teil. Sie unterstrich: „Uns interessiert, wer die Betroffenen sind. Wer wird eher stigmatisiert – Ärzte oder Pflegekräfte? Welchen Einfluss haben etwa Alter oder Berufserfahrung auf die Stigmatisierungserfahrungen? […] Besonders interessiert uns: Was können Organisationen tun, um Stigmatisierung zu verhindern?“
Wer ist an dem Projekt beteiligt?
Das Projekt wird von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) durchgeführt. Sie werden dabei von der Technischen Universität Dresden und der Hochschule für Gesundheit Bochum unterstützt.
Wie kann man dem Forschungsprojekt folgen?
Der Projektblog des BAuA ermöglicht Interessierten einen Einblick in den Forschungsprozess. Durch den Blog können Forschende und Betroffene ihre Perspektiven teilen und das Projekt, sowie auch weitere Themen kommentieren. Auch Zwischenergebnisse werden während der Laufzeit des Projekts hier veröffentlicht.
Das Projekt soll bis zum 31. Juli 2021 laufen.
Quelle: BAuA, Landespflegekammer Rheinland-Pfalz