Die Arbeit in der Altenpflege und im ambulanten Dienst stellte die Pflegekräfte während der Coronapandemie vor etliche Herausforderungen. Zur Würdigung dieser besonderen Arbeitsleistung hat sich der Bundestag Ende Mai auf einen Geldzuschuss für Pflegekräfte geeinigt. Die Rechtsdepesche hatte bereits berichtet.
Niedersachsen mit im Boot – fast alle Länder stocken auf
Über die Pflegeversicherung steuert der Bund zunächst einen Bonus von je 1.000 Euro bei. Die einzelnen Bundesländer können diese Summe durch Zuschüsse auf 1.500 Euro erhöhen. Das Geld ist für die Pflegekräfte steuerfrei und soll bis zum 15.7. ausgezahlt werden. Wie viel die einzelne Pflegekraft dabei erhält ist abhängig von ihrer Tätigkeit, Arbeitszeit und vom Bundesland, in dem sie ihren Beruf ausübt.
Mit Niedersachsen hat am 23.6.2020 ein weiteres Bundesland die Aufstockung der Prämie auf 1.500 Euro offiziell zugesichert. Damit haben nun 14 der 16 Bundesländer ihre finanzielle Unterstützung bestätigt. Lediglich in Berlin und in Thüringen wurde noch keine Einigung über eine Erhöhung des Pflegebonus erzielt.
Bayern bezieht Krankenpflegekräfte mit ein
In den letzten Wochen geriet die Corona-Prämie jedoch in die Kritik. Die Politik, Verbände und zahlreiche Betroffene reagierten auf den Ausschluss der Krankenpflege vom Corona-Bonus mit Unverständnis. Auch in Niedersachsen gehen die letzten 500 Euro ausschließlich in die (ambulante) Altenpflege.
Nadya Klarmann, Präsidentin der Pflegekammer Niedersachsen zeigte sich darüber enttäuscht. Mit der an sich begrüßenswerten Aufstockung vergrößere sich die Schere zwischen denen, die etwas bekommen und denen, die leer ausgehen, so Klarmann. Unverständlich sei es, dass sowohl Beschäftigte in Krankenhäusern und Rehakliniken als auch in der Behindertenhilfe keinen Anspruch auf die Prämie erhalten. Da diese während der Pandemie ähnlichen, wenn nicht gar den gleichen Bedingungen ausgesetzt waren wie in der Altenpflege, hätten die zusätzlichen 500 Euro auch diesen Pflegekräften zugutekommen können, monierte Klarmann die Entscheidung der Landesregierung. Generell müsse es in der Pflege schon bald eine gewaltige Erhöhung des Lohnniveaus geben. 4.000 Euro pro Monat oder mehr stellt sich Klarmann vor.
In Bayern schreitet die Zahlung der Corona-Boni weiter voran. Über 110.000 bayrische Pflegekräfte haben ihren Bonus schon erhalten. Anders als in den anderen Bundeländern bezieht Bayern bei der Aufstockung des Pflegebonus Beschäftigte in Krankenhäusern, Rehas und Behinderteneinrichtungen mit ein. Auch das Personal im Rettungsdienst wird einmalig für ihre Einsätze belohnt. Die Prämie ist dadurch jedoch niedriger als in den übrigen Ländern. Beschäftigte mit 25 Arbeitsstunden pro Woche erhalten 500 Euro, alle anderen 300 Euro. Anders als in den anderen Bundesländern mussten Pflegekräfte in Bayern bis Ende Juni einen Antrag auf die Corona-Prämie stellen.
Auch in Schleswig-Holstein zeigte man sich verärgert über den „ungerechten“ Ausschluss der Krankenpflege von der Corona-Prämie und reagiert entsprechend. In einem gesonderten Verfahren sollen auch Krankenpflegekräfte einen Pflegebonus erhalten. Das System wird derzeit erarbeitet.
Quelle: Bundesgesundheitsministerium, Pflegekammer NDS, Bayrisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, Landesregierung Schleswig-Holstein