Die Stuhlableitung bei Intensivpatienten stellt ein unzureichend gelöstes klinisches Problem dar. Silikondrainagen sind dafür bekannt, mechanische und druckinduzierte Schäden an den Drainage-exponierten rektalen und analen Geweben zu verursachen.
Sammon et al. haben in einer prospektiven, randomisierten Vergleichsstudie zweier Silikondrainagen eine Leckagerate von 70 Prozent sowie anale Läsionen bei 12 Prozent der Patienten festgestellt.
Beide Größen waren miteinander assoziiert, anale Läsionen nahmen mit der Behandlungsdauer zu[1]. Das Studienergebnis belegt eindeutig, dass Stuhlkontaminationen ein großes hygienisches Problem in der Intensivpflege darstellen und mit erheblichem pflegerischem Mehraufwand verbunden sind.
Innovatives System hygh-tec® basic-plus
Unter anderem können Fäkalerreger zu einer Kontamination von Wundgebieten führen. Der Verlauf der Wundheilungsphasen wird durch die von Fäkalerregern hervorgerufene Infektion gestört, wodurch die Wundheilung nicht komplikationslos erfolgen kann[2].
Mit der hygh-tec® basic-plus Stuhldrainage steht nun ein neuartiges System zur Verfügung, das durch die Verwendung dünner Polyurethanfolien eine maximale transanale Dichtung ermöglicht und im vorliegenden Fallbeispiel zum Einsatz kam.
Der vorliegende Fallbericht handelt von einer 61-jährigen, multimorbiden, adipösen, immobilen Patientin mit sakralem Dekubitus (BMI: 44,9; Adipositas Grad III). Zur Therapie des Dekubitus bei gleichzeitiger Stuhlinkontinenz erfolgte über einen Zeitraum von ca. acht Monaten eine Entlastung der Wundsituation durch hygh-tec® basic-plus Stuhldrainagen und ergänzende Stuhlmodifikation, um die Ableitung zu gewährleisten (Movicol, Laxoberal).
Die Patientin wurde am 7.7.2021 in der Pflegezeit Intensiv GmbH zur ambulanten, intensivpflegerischen Versorgung aufgenommen (Zustand nach Pons-Ischämie). Bei Ankunft aus dem Krankenhaus war sie tracheotomiert und trug noch immer die im Krankenhaus angelegte hygh-tec® basic-plus Stuhldrainage. Aufgrund des Dekubitus (Abb. 1) und gleichzeitiger Stuhlinkontinenz wurde entschieden die Drainage weiterhin zu verwenden, um die Wundsituation zu entlasten.
Die hygh-tec® basic-plus Stuhldrainagen wurden während der Abheilungsphase des Dekubitus fortlaufend in der Einrichtung eingesetzt. Nach erneutem Krankenhausaufenthalt (intensivmedizinische Aufnahme aus der Notaufnahme bei respiratorischer Insuffizienz mit massiver Sekretproduktion und Absaugbedarf bei Tracheobronchitis, Differenzialdiagnose Aspirationspneumonie) wurde eine Verschlechterung der Dekubitus-Situation festgestellt, vermutlich aufgrund nicht korrekter Lagerung durch Personalmangel/Überlastung des Klinikpersonals und/oder Wechsel auf eine Silikondrainage.
Dies konnte aufgrund fehlender Dokumentation nicht eindeutig nachvollzogen werden.
Die Abheilung des Dekubitus war am 14.02.2022 abgeschlossen (Abb. 2). Zu diesem Zeitpunkt wurde die letzte Drainage angelegt, welche gemäß Gebrauchsanweisung nach 30 Tagen entfernt wurde. Über den gesamten Verlauf von mehr als acht Monaten konnte in maximal 2–3 Pflegeschichten eine Stuhl-Leckage festgestellt werden. Die Umstände der Leckagen konnten aufgrund fehlender Dokumentation nicht weiter nachverfolgt werden.
Während und nach der Abheilung des sakralen Dekubitus und somit nach der Entfernung der hygh-tec® basic-plus Stuhldrainage, wurden keine perianalen Ulcera oder analen Läsionen festgestellt.
Dichtigkeit der Stuhldrainage entlastet Patientin
Zusammenfassend bestätigt der vorliegende Patientenfall, dass die Dichtigkeit der hygh-tec® basic-plus Stuhldrainage nicht nur die Patientin entlastete, sondern auch die materiellen Ressourcen der Wundversorgung sowie die Ressourcen des betreuenden Personals schonte.
Die Applikation der Drainagen war für alle Beteiligten über den gesamten Verlauf problemlos. Die Patientin berichtete auf Rückfrage, dass sie die Drainage im Tragegefühl nicht als unangenehm empfand.
Im weiteren Verlauf wurde festgestellt, dass sich ohne Stuhldrainage eine inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD) bildete (Abb.: 3).
Das Fallbeispiel zeigt, dass es generell wichtig ist, gezielt auf die negativen wundbeeinflussenden Faktoren einzugehen und diesen entgegenzuwirken. Auch wenn andere Faktoren, wie Immobilität und Ernährung, in der Abheilung eines Dekubitus ebenfalls eine Rolle spielen können, war im vorliegenden Patientenfall der dünne, aggressive Stuhl einer der Hauptprobleme der Wundheilung. Somit lässt sich schlussfolgern, dass die kontrollierte Stuhlableitung nicht nur eine Entlastung der Wundsituation darstellte, sondern den Wundheilungsprozess erst ermöglichte.
Für die Abheilung eines sakralen Dekubitus ist bei gleichzeitigem Auftreten von Diarrhoen, oder bei durch Stuhlmodifikation herbeigeführtem fließfähigem Stuhl, die Herstellung einer maximal dichten Stuhlableitung unabdingbar. Die hygh-tec® basic-plus Stuhldrainage ermöglicht eine zuverlässige, kontinuierlich dichte Ableitung von fließfähigem Stuhl, was gleichzeitig zu einer wesentlichen Entlastung der Wundsituation führen und Ressourcen schonen kann.
Die Langversion des Fallberichts inklusive vollständiger Bilddokumentation zum Wundverlauf können Sie hier anfordern.
Von J. Sanchez, Stellvertretende Pflegedienstleitung, Pflegezeit Intensiv GmbH Mainz
Literatur:
- Sammon MA et al. Randomized controlled study of the effects of 2 fecal management systems on incidence of anal erosion. J Wound Ostomy Continence Nurs. 2015; 42(3): 279–286.
- Rothaug O et al. Kontinuierliches Stuhldrainagesystem im intensivtherapeutischen Bereich [Continuous fecal drainage systems in intensive care medicine]. Intensivmed Notfallmed. 2010; 47(6): 452–462.