Antibiotikaresistenz
Ein Beispiel für Antibio­ti­ka­re­sis­tenz ist das sogenannte Enzym ESBL(Extended-Spectrum-Betalaktamase). ESBL-Keime wurden beson­ders häufig bei Reisen­den entdeckt, die aus Indien zurück­kehr­ten (Ergeb­nis einer Studie von Dr. Chris­toph Lübbert). Bild: CDC/James Archer

Exper­ten sprechen inzwi­schen von einem sogenann­ten „post-antibio­ti­schen“ Zeital­ter und warnen davor, dass sogar einfa­che mikro­bielle Infek­tio­nen wieder zu einer ernst­haf­ten Bedro­hung werden könnten, sowohl für Einzel­per­so­nen als auch für die Bevöl­ke­rung. Zu den Ursachen gehören Hygie­ne­män­gel, Über- oder Fehlthe­ra­pie mit Antibio­tika, zu hohe Patien­ten­nach­frage, aber auch der massen­hafte Einsatz von Antibio­tika in der Tierhal­tung sowie ökono­mi­sche und regula­to­ri­sche Engpässe in der Medika­men­ten­ent­wick­lung. Darüber hinaus tragen auch weltwei­ter Touris­mus und Migra­tion zur Vergrö­ße­rung des Problems bei.

Die bisher disku­tier­ten Lösungs­vor­schläge bringen ethische und gesell­schaft­li­che Heraus­for­de­run­gen mit sich. Neben gegebe­nen­falls schwer umzuset­zen­den stren­ge­ren Hygie­ne­maß­nah­men gilt dies insbe­son­dere für die gefor­derte Reduzie­rung des Antibio­ti­ka­ge­brauchs, die für Patien­ten mit Unannehm­lich­kei­ten und Risiken einher­ge­hen kann. Der Deutsche Ethik­rat wird sich auf seiner Veran­stal­tung der Reihe „Forum Bioethik“ am 23. Novem­ber in Berlin mit den folgen­den Fragen befas­sen:

  • Was kann Menschen heute zugemu­tet werden, um Antibio­tika für die Zukunft wirksam zu erhal­ten?
  • Darf im Rahmen des verstärk­ten Infek­ti­ons­schut­zes in die Selbst­be­stim­mung von Patien­ten und die Thera­pie­frei­heit von Ärzten einge­grif­fen werden, und wenn ja, wie stark und mit welcher Begrün­dung?
  • Welche Auswir­kun­gen auf das Arzt-Patien­ten-Verhält­nis wären zu erwar­ten und akzep­ta­bel, wenn es strikte Maßga­ben zum Antibio­ti­ka­ge­brauch gäbe?

Vor über 70 Jahren wurden Antibio­tika entdeckt und sind seitdem eines der wichtigs­ten Mittel gegen bakte­ri­elle Infek­tio­nen. Mittler­weile ist die Wirksam­keit jedoch einge­schränkt, da sich Bakte­rien resis­tent gegen den Wirkstoff zeigen und dementspre­chend nicht mehr gehemmt werden. Antibio­ti­ka­re­sis­tenz stellt ein schwer­wie­gen­des Problem dar, welches sich an der hohen Zahl der Todes­fälle wider­spie­gelt. Auch steigende Behand­lungs­kos­ten, beispiels­weise durch längere Kranken­haus­auf­ent­halte, sind ebenfalls eine Folge. Das Bewusst­sein für das Problem ist durch­aus vorhan­den, dennoch fehle es laut WHO teilweise an der Umset­zung entspre­chen­der Maßnah­men, wie etwa die exakte Daten­er­he­bung antibio­ti­ka­re­sis­ten­ter Infke­tio­nen seitens der Ärzte.

Quelle: idw, WHO