Experten sprechen inzwischen von einem sogenannten „post-antibiotischen“ Zeitalter und warnen davor, dass sogar einfache mikrobielle Infektionen wieder zu einer ernsthaften Bedrohung werden könnten, sowohl für Einzelpersonen als auch für die Bevölkerung. Zu den Ursachen gehören Hygienemängel, Über- oder Fehltherapie mit Antibiotika, zu hohe Patientennachfrage, aber auch der massenhafte Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung sowie ökonomische und regulatorische Engpässe in der Medikamentenentwicklung. Darüber hinaus tragen auch weltweiter Tourismus und Migration zur Vergrößerung des Problems bei.
Die bisher diskutierten Lösungsvorschläge bringen ethische und gesellschaftliche Herausforderungen mit sich. Neben gegebenenfalls schwer umzusetzenden strengeren Hygienemaßnahmen gilt dies insbesondere für die geforderte Reduzierung des Antibiotikagebrauchs, die für Patienten mit Unannehmlichkeiten und Risiken einhergehen kann. Der Deutsche Ethikrat wird sich auf seiner Veranstaltung der Reihe „Forum Bioethik“ am 23. November in Berlin mit den folgenden Fragen befassen:
- Was kann Menschen heute zugemutet werden, um Antibiotika für die Zukunft wirksam zu erhalten?
- Darf im Rahmen des verstärkten Infektionsschutzes in die Selbstbestimmung von Patienten und die Therapiefreiheit von Ärzten eingegriffen werden, und wenn ja, wie stark und mit welcher Begründung?
- Welche Auswirkungen auf das Arzt-Patienten-Verhältnis wären zu erwarten und akzeptabel, wenn es strikte Maßgaben zum Antibiotikagebrauch gäbe?
Vor über 70 Jahren wurden Antibiotika entdeckt und sind seitdem eines der wichtigsten Mittel gegen bakterielle Infektionen. Mittlerweile ist die Wirksamkeit jedoch eingeschränkt, da sich Bakterien resistent gegen den Wirkstoff zeigen und dementsprechend nicht mehr gehemmt werden. Antibiotikaresistenz stellt ein schwerwiegendes Problem dar, welches sich an der hohen Zahl der Todesfälle widerspiegelt. Auch steigende Behandlungskosten, beispielsweise durch längere Krankenhausaufenthalte, sind ebenfalls eine Folge. Das Bewusstsein für das Problem ist durchaus vorhanden, dennoch fehle es laut WHO teilweise an der Umsetzung entsprechender Maßnahmen, wie etwa die exakte Datenerhebung antibiotikaresistenter Infketionen seitens der Ärzte.
Quelle: idw, WHO