Noch zeigt sich das Wetter in weiten Teilen Deutschland spätsommerlich freundlich, doch der Herbst steht bevor: Nahezu pünktlich zum kalendarischen Herbstanfang, der dieses Jahr am 22. September ist, soll in der letzten September-Woche der Wetterumschwung mit deutlich kühleren Temperaturen sowie Regen, Schauern und Gewittern kommen.
Mit der wieder kälteren Witterung nähert sich zugleich die Saison für Grippeviren: Jährlich bis zu 300.000 laborbestätigte Fälle meldet die Nationale Lenkungsstelle Impfen (NaLI), damit dürfte die Grippe die am weitesten verbreitete Infektionskrankheit sein.
Bei der Inzidenz, berechnet auf Fälle pro 100.000 Einwohner, lag das Jahr 2018 mit 419 ganz vorne; zugleich gab es damit in jenem Jahr die größte Grippewelle seit Jahrzehnten. Entsprechend lag auch die Zahl der offiziell registrierten Grippetoten mit 3.029 an der Spitze.
Während die Grippe in den Saisons 2020/21 und 2021/22 – sehr wahrscheinlich bedingt durch Corona und die damit einhergehenden Beschränkungen des sozialen Lebens, Abstands- und Hygieneregeln sowie Maskenpflichten – weitgehend ausfiel, zeigte sich im Folgejahr mit knapp 297.000 Fällen eine vergleichsweise starke Welle; hierfür wird ein „Nachholeffekt“ vermutet. 2023/24 fiel sie mit knapp 217.000 nicht ganz so heftig aus, aber trotzdem immer noch stärker als die überwiegenden Grippewellen der vergangenen zehn Jahre.
Grundsätzlich übertragen wird Grippe durch Tröpfcheninfektion oder Schmierinfektion (das Berühren verunreinigter Flächen, mit späterem Schleimhaut-Kontakt), allerdings nicht – wie Corona – durch Aerosole in kontaminierter Raumluft. Bei kalter und/oder feuchter Witterung kann das Grippevirus länger auf Oberflächen überleben. Außerdem scheinen die Grippeviren bei niedrigeren Temperaturen generell stabiler zu sein – was zusammen die Häufung der Influenza-Fälle in der kalten Jahreshälfte erklärt.
Einen bedingten Schutz vor der Grippe bietet die jährliche Influenza-Impfung. Nachfolgend einige Fragen und Antworten zur Impfung!
Wer sollte sich impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grippeschutzimpfung
- älteren Menschen über 60 Jahren,
- chronisch kranken Menschen, etwa mit chronischen Lungen‑, Herz-Kreislauf‑, Leber- und Nierenkrankheiten, Diabetes und andere Stoffwechselkrankheiten, sowie von Immunschwäche oder einer HIV-Infektion Betroffenen,
- Schwangeren ab dem vierten Monat, sofern das individuelle Erkrankungsrisiko erhöht ist,
- Beschäftigte und Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen,
- Personal in Gesundheitseinrichtungen,
- Beschäftigte in Bereichen mit vielen Publikums- oder Kundenkontakten.
Welcher ist der beste Zeitpunkt für eine Impfung?
Empfohlen wird eine Impfung für Oktober oder November, bis spätestens Mitte Dezember, und somit rechtzeitig vor dem „richtigen“ Beginn der Grippesaison. Der Körper braucht rund 14 Tage, um den Impfschutz voll auszubilden.
Den Höhepunkt der Grippesaison gab es beispielsweise in der Saison 2023/24 in der 5. und 6. Kalenderwoche 2024 (Anfang bis Mitte Februar), mit jeweils mehr als 30.000 bestätigten Fällen pro Woche. Etwa ab der 50. KW 2023 zog das Infektionsgeschehen, von niedrigem Niveau kommend, spürbar an; erhöhte Influenza-Fallzahlen zeigten sich bis ungefähr zur 12. KW 2024 (Ende März).
Warum ist eine jährliche Impfung sinnvoll?
Hierfür gibt es zwei Hauptgründe: Erstens lässt die Wirkung einer Impfung über die Zeit nach. Zweitens sind Grippeviren sehr veränderungsfreudig; die aktuellen Impfstoffe schützt gegen die Grippevirus-Varianten, von denen man erwartet, dass sie in der laufenden oder bevorstehenden Saison am stärksten verbreitet sein werden.
Mit welchem Impfstoff wird immunisiert?
Impfstoffe sind von verschiedenen Herstellern erhältlich. Alle haben gemeinsam, dass sie Bestandteile der für die aktuelle Saison zu erwartenden vorherrschenden Virusvarianten haben. Meist handelt es sich um Tot-Impfstoffe, also Substanzen mit inaktivierten Viren. Für besondere Risikogruppen, wie Senioren, gibt es Impfstoffe mit Wirkverstärkern.
Neben den „klassischen“, per Injektion verabreichten Impfstoffen gibt es für Kinder und Jugendliche ein Präparat in Form eines Nasensprays, das mit lebenden, abgeschwächten Influenza-Viren arbeitet.
Wo ist die Grippeschutzimpfung möglich?
Als Anlaufpunkt stehen einem mehrere Stellen zur Verfügung: Grundsätzlich kann jeder Arzt den Grippe-Impfstoff verabreichen. Auch einige Gesundheitsämter bieten die Impfung kostenlos an. Ebenso ermöglichen einige Arbeitgeber eine betriebliche Grippeschutzimpfung.
Eine besonders niederschwellige Möglichkeit für eine Influenza-Impfung gibt es seit Oktober 2022: Seitdem ist es auch Apotheken möglich, im Rahmen ihrer Regelversorgung die Durchführung von Grippeschutzimpfungen anzubieten. Es lohnt sich also, in der Apotheke vor Ort nach dieser Möglichkeit zu fragen!
Die Kosten für eine Grippeschutzimpfung übernimmt zu 100 Prozent die gesetzliche Krankenversicherung; Privatversicherte haben die Möglichkeit, die Kosten für die Impfung bei ihrer Kasse einzureichen.
Wie umfassend ist der Grippeschutz?
Leider bietet die Influenza-Impfung – vor allem aufgrund der Vielzahl der Virenstämme und ‑varianten – keinen allumfassenden Schutz. Das Risiko für eine Erkrankung sinkt jedoch, laut diverser Studien, in einer Größenordnung zwischen 20 und 80 Prozent, die beispielsweise von Alter, Allgemeinverfassung und (noch) bestehendem Grippe-Impfschutz abhängt. Außerdem kann die Schutzimpfung die Sterblichkeit durch Grippe verringern.
Wie sind die Nebenwirkungen der Grippeschutzimpfung?
Durch die jahrzehntelange Verwendung der Impfstoffe gilt der Grippe-Impfschutz als sehr sicher. Als häufigste (kleine) Nebenwirkung wird in 10 bis 40 Prozent eine leichte lokale Reaktion an der Einstichstelle beschrieben. Bei 5 bis 10 Prozent der Geimpften treten leichte Erkältungssymptome wie Müdigkeit, Frösteln, Übelkeit oder Muskelschmerzen auf, die aber binnen wenigen Stunden, bis zu drei Tagen, abklingen sollten.
Schwere allergische Reaktionen wie Angioödem, Asthma oder Anaphylaxie sind sehr selten – bei weniger als einer von 10.000 geimpften Personen.