Alter­na­tiv zu einer Pflege­kam­mer wurde bereits im April dieses Jahres einer „Verei­ni­gung der Pflegen­den“ in Bayern zugestimmt. Insbe­son­dere der Deutsche Pflege­rat (DPR), aber auch andere Pflege­ver­bände zählen zu den stärks­ten Kriti­kern des Zusam­men­schlus­ses. Sie halten die „Verei­ni­gung der Pflegen­den“ für keine echte Inter­es­sen­ver­tre­tung der profes­sio­nell Pflegen­den.

Erste Sitzung des Gründungs­aus­schus­ses

Nun hat am gestri­gen Tag die erste Sitzung des Gründungs­aus­schus­ses der „Verei­ni­gung der Pflegen­den“ in Bayern statt­ge­fun­den. Anläss­lich dessen meldete sich Franz Wagner, Präsi­dent des DPR, zu Wort: „Der Deutsche Pflege­rat lehnt die Verei­ni­gung der Pflegen­den in Bayern ab und fordert die bayeri­sche Politik auf, ihre Position zu diesem losen Inter­es­sen­ver­bund zu ändern. Die Verei­ni­gung der Pflegen­den in Bayern ist und bleibt ein Etiket­ten­schwin­del und soll den Pflege­fach­per­so­nen gegen ihren Willen überge­stülpt werden. Ein solcher Verbund kann nicht die einer starken Pflege­kam­mer zugeschrie­be­nen Aufga­ben erfül­len. Da können auch alle anders lauten­den Betörun­gen des Bayeri­schen Staats­mi­nis­te­ri­ums für Gesund­heit und Pflege nichts daran ändern.“

Weiter­hin wurde die fehlende Unabhän­gig­keit aufgrund der staat­li­chen Finan­zie­rung kriti­siert. Zudem reprä­sen­tiere die Verei­ni­gung nicht die gesamte Berufs­gruppe der Pflege­fach­per­so­nen, da die Mitglied­schaft auf Freiwil­lig­keit beruht. Wagner legte Bayern, wie schon sein Vorgän­ger, Andreas Wester­fell­haus, die Gründung einer Pflege­kam­mer nahe: „Die Pflege­fach­per­so­nen wollen ihre Belange selbst in die Hand nehmen. Das kann nur durch die Gründung einer starken Pflege­kam­mer erreicht werden. In dieser ist gewähr­leis­tet, dass es tatsäch­lich um die Inter­es­sen der Pflege­fach­per­so­nen geht und nicht Inter­es­sen­grup­pen der Arbeit­ge­ber Einfluss nehmen können, wie dies in Bayern der Fall sein wird.“

Keine wichtige Chance verpas­sen

Marliese Bieder­beck, stell­ver­tre­tende Vorsit­zende des Bayeri­schen Landes­pfle­ge­ra­tes und Geschäfts­füh­re­rin des DBfK Südost, betonte hinge­gen, dass man nun lieber die Chance zum Handeln nutzen sollte, anstatt über die Vereins­grün­dung zu disku­tie­ren:

„Jetzt geht es darum, den Notstand in der Pflege in die aktuel­len Koali­ti­ons­ge­sprä­che auf Bundes­ebene einzu­brin­gen und hier nach passen­den Lösun­gen zu ringen. Wer sich in dieser wichti­gen Phase mit Vereins­neu­grün­dun­gen beschäf­tigt, verpasst erneut eine wichtige Chance, erst Recht, weil kompe­tente Ansprech­part­ne­rin­nen mit fachli­cher Exper­tise im Bayeri­schen Landes­pfle­ge­rat bereits seit 70 Jahren gebün­delt zur Verfü­gung steht.“

Quelle: DBfK, DPR