Dr. Morten Elbaek Petersen präsentierte das innovative dänische Gesundheitsportal sundhed. Mari Aru von der Berliner Botschaft Estlands berichtete von der erfolgreichen elektronischen Patientenakte in Estland. Diese beiden europäischen Modelle sollen hier kurz beleuchtet werden.
Europäisches Beispiel Dänemark
Jeder Däne hat eine eigene elektronische Patientenakte. Sie beinhaltet einen „geschlossenen Bereich“. Dort finden sich für die berechtigten Ärzte und die Patienten die persönlichen Gesundheitsdaten. Wer nicht an dem etablierten digitalen System in Dänemark teilnehmen möchte, muss sich aktiv abmelden.
Alle Daten sind online zugänglich, dies stellt ein großes Plus im Falle eines Notfalls dar. Alle Akteure des dänischen Gesundheitswesens sind mit eingebunden. Es hat sich über die Jahre ein großes Einsparpotential ergeben (zum Beispiel durch Wegfall von doppelten Untersuchungen, bessere Betreuung chronisch Kranker). Das System ist staatlich gefördert, die Kosten weitestgehend unter Kontrolle.
Die Datensicherheit ist auch in Dänemark ein großes Thema. Eine der Lösungen: Es gibt in der Patientenakte eine genaue Zugriffs-Historie aller, die sich Zugang zu den Daten verschafft haben. Dies soll den Datenschutz verstärken. Ein unerlaubter Zugriff ist strafbedroht.
Digitaler Spitzenreiter Estland
Estland als „Leuchtturm“ der Digitalisierung in Europa hat den deutlichen Vorteil, dass die Größe der Bevölkerung die einer deutschen Großstadt nicht übersteigt (1,3 Millionen). Alle estnischen Bürger besitzen eine digitale Identität, das heißt sie verfügen über eine elektronische ID. Dies ist so selbstverständlich wie bei uns der Personalausweis. Auch die gesamte Verwaltung Estlands ist inzwischen voll digitalisiert.
Die Sicherheitsstufe der Systeme wird als hoch angegeben. Nur lizensierte medizinische Fachkräfte haben Zugang zur digitalen Patientenakte. Die Patienten können selbst entscheiden, wer Zugang zu den Daten haben darf. Sie können sich mit einer besonderen ID-Variante auch mobil in Ihre Gesundheitsakte einloggen.
Eine hohe Verfügbarkeit der Daten wird staatlich gewährleistet: Alle Teilnehmer des Gesundheitssektors Estland sind gesetzlich verpflichtet, daran teilzunehmen und Daten auf die elektronische Gesundheitskarte hochzuladen. Neben einer elektronischen Patientenakte ist die Einführung von digitalen Rezepten bereits erfolgreich abgeschlossen: Jeder Arzt in Estland kann jedem Patienten ein digitales Rezept verschreiben, das dieser in jeder estnischen Apotheke einlösen kann. In der nahen Zukunft möchte Estland sein Modell grenzüberschreitend mit Nachbarländern austesten.