„Dieser ganz besondere Effekt der Winterakademie, der seid letztendlich ihr“, lobte Prof. Dr. Volker Großkopf, Initiator der jährlichen Fortbildungsveranstaltung auf Gran Canaria, die knapp 80 mitgereisten Gäste im Hotel Corallium Dunamar direkt an der berühmten Playa del Inglés, im gleichnamigen Urlaubsort der kanarischen Urlaubsinsel. „Was die Akademie nämlich auszeichnet, ist das Miteinander und der Austausch.“
Bereits zum 17. Mal findet die Winterakademie, eine einwöchige Fortbildung des G&S‑Verlags und der PWG-Seminare unter südlicher Sonne, statt.
Diesmal steht die Selbstfürsorge und das Wohlergehen der Teilnehmenden selbst besonders im Fokus: Unter dem Motto „Der Mensch im Mittelpunkt 2.0“ steht die Winterakademie 2024. Durch Sport, Entspannungstechniken und Methoden zum positiven, konstruktiven Denken soll deren Resilienz und Belastbarkeit steigen, was indirekt auch den Beschäftigten, Patienten und Bewohnern in den Einrichtungen zugutekommt.
Beim traditionellen abendlichen Empfang am Anreisetag in der Poolbar „La Sal“ erklärten Großkopf und Michael Schanz, Chefredakteur der „Rechtsdepesche für das Gesundheitswesen“, unter Applaus der Runde die Akademie offiziell für eröffnet.
Fortbildung: Körper, Geist und Seele mit Sport und Yoga in Einklang halten
Sehr viele der Mitgereisten sind seit Jahren dabei und haben dem jährlichen Treffen regelrecht entgegengefiebert.
„Es kommt mir vor, als hätten wir uns erst gestern verabschiedet“, bekannte der Kongress-Initiator. Gesellschaftlich-politisch sei vieles gleich geblieben – von Ukraine-Krieg, Inflation bis zum „gefühlt 100. Bahnstreik“. Auch die Lage in der Pflege habe sich nicht wesentlich geändert. „Nach wie vor befinden wir uns, was das gesamte System betrifft, vergleichsweise in einem Best-Case-Szenario. Das Problem wird sich in den nächsten 15 bis 25 Jahren verschärfen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge pflegebedürftig werden.“
Gemäß des Schwerpunktthemas stehen zum einen Sport und Yoga im Zentrum der Fortbildung.
„Körper, Geist und Seele – eine untrennbare Einheit“ heißt der Programmpunkt am Auftakttag, gemeinsam gestaltet von Fabian Killat und Catharina Schüpfer: Der junge Absolvent der Deutschen Sporthochschule, Koordinationscoach und Betreiber einer Schwimmschule sowie die Yogalehrerin (BDY/EYU) und Inhaberin einer Yogaschule werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Bedeutung von körperlicher Betätigung näherbringen, die zugleich das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele verbessert.
Zudem laden die beiden täglich zu Übungseinheiten ein – von Qi-Gong mit Killat am Strand zum Sonnenaufgang über nachmittägliche Yoga- und Sporteinheiten auf der Anlage.
Von den 7 Todsünden des modernen Gesundheitswesens und der „Erika Berger von Bocholt“
Auch weitere interessante Themen stehen, neben dem sportlich-ganzheitlichen Ansatz der diesjährigen Fortbildung, bei der Winterakademie 2024 auf dem Programm – bei denen freilich auch der Mensch im Mittelpunkt steht.
„Habe ich das Recht auf Selbstgefährdung?“, fragt Prof. Dr. Großkopf bei seinem Vortrag am Folgetag, in dem es um das Spannungsfeld zwischen Fürsorgepflicht und persönlicher Entfaltung geht. Ein buntes Programm wartet den Tag darauf auf die Runde, wenn Ger Schuivens nach der gelungenen Auflage im Vorjahr sein preisgekröntes „CRDL“, ein Instrument zur Animation und Interaktion mit Demenzkranken, vorstellt.
Sexualität bei chronischen Wundpatienten
Sascha Bauer, Geschäftsführer eines Makler-Unternehmens im Rhein-Main-Gebiet, räumt mit gängigen Haftungsrecht-Mythen auf, und Gabriele Stern, Inhaberin eines ambulanten Therapiezentrums im Münsterland, berichtet über ihre Beschäftigung mit dem Thema Sexualität von chronischen Wundpatienten, über das sie ihre Masterarbeit verfasst hat und ihr den scherzhaften Titel „Erika Berger von Bocholt“ einbrachte.
Der systemische Coach und Familienaufsteller Jochen Bickert kommt mit „Im Dialog mit mir“ auf das spannende Thema der Familien-Konstellationen und der damit verbundenen Belastungen zu sprechen.
„Wir bekommen durch unser System, in dem wir leben, Aufgaben mit. Oft ist uns gar nicht bewusst, dass wir im familiären Setting die Rollen von Familienmitgliedern einnehmen.“
Kraft der Sprache im Behandlungsalltag
Prof. Dr. Hartmut Schröder, pensionierter einstiger Lehrstuhlinhaber für Sprachgebrauch und Therapeutische Kommunikation an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), stellt sein Konzept des „Valebo-Effekts“ vor – die Kraft der Sprache im Behandlungsalltag. „Es geht um die Macht des Wortes, das in der Behandlung wie ein Placebo wirken kann. Das Wichtigste ist, dass wir die Patienten in die Selbstwirksamkeit bringen, so dass sie sich selbst helfen können.“
Außerdem wirft er einen Blick auf die „7 Todsünden des modernen Gesundheitswesens“ – man darf gespannt sein! Und über die Vorträge und Praxiseinheiten hinaus steht, wie jedes Jahr, die renommierte Coachin und Mediatorin Christine Kaiser für individuelles Kommunikationstraining und ‑coachings zur Verfügung.