Die Impfdebatte verschärft sich von Tag zu Tag. „Die Pflegenden sind durch Corona völlig überlastet und sollen jetzt das Versagen der Politik schultern“, moniert Dr. Marliese Biederbeck, Geschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe, DBfK Südost e.V. Die jetzt diskutierte Impfpflicht einer einzigen Berufsgruppe werde die massiven Fehler der Politik nicht kompensieren können, so der DBfK. „Es kann nicht sein, dass das Problem der hohen Inzidenzen auf die Gesundheitsberufe abgewälzt wird, während sich mehr als 30 Prozent der Bürgerinnen und Bürger nicht impfen lässt. Das empfinden viele Pflegende als ungerecht“, so Biederbeck.
Pflegende unterstützen und nicht weiter belasten
Die Kliniken laufen voll, Pflegende arbeiten rund um die Uhr unter Hochdruck, sie versorgen hauptsächlich Ungeimpfte, überall fehlt es an Kolleginnen und Kollegen, sie arbeiten am Limit. „Gerade jetzt brauchen wir jede einzelne Pflegefachperson“, so Dr. Biederbeck. Sie blickt mit großer Sorge auf die dramatische Lage in den Intensivstationen, stationären Pflegeinrichtungen, ambulanten Pflegediensten.
„Durch die Erfahrungen während der Pandemie denken Pflegende verstärkt an einen Ausstieg aus dem Beruf oder haben bereits gekündigt. Mit dieser Diskussion rund um eine Impfpflicht ist zu befürchten, dass wir noch mehr Pflegende verlieren werden“, warnt Biederbeck.
„Die Politik muss sich jetzt hinter die Berufsgruppe Pflege stellen und ihr nicht noch mehr aufbürden. Stärken Sie die Pflegenden, setzen Sie ein deutliches Zeichen, unterstützen Sie sie, anstatt sie weiter zu belasten!“, appelliert Dr. Biederbeck.
Impfdebatte: Politik hat zu spät reagiert
Fakt sei, dass die Politik viel zu spät in dieser Impfdebatte reagiert habe. Sie müsse sich vorwerfen lassen, die vierte Welle nicht durch präventive Maßnahmen verhindert zu haben. „In Fußballstadien stehen Tausende Menschen ohne Maske eng zusammen und in Köln wird wieder Karneval gefeiert. Die jetzige Entwicklung gleicht einer Bankrotterklärung der Politik“, moniert Dr. Biederbeck.
Der DBfK ruft indes alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich dringend impfen zu lassen, zum eigenen Schutz und zum Schutz ihrer Kontaktpersonen. Nur wenn möglichst viele geimpft sind, lässt sich die Überlastung der Krankenhäuser vermeiden. Dies gilt auch für das gesamte Gesundheitspersonal. Viele Pflegende haben sich bereits impfen lassen, weil sie eine professionelle und solidarische Entscheidung getroffen haben. Weil die Impfkampagne viel zu langsam vorangeht, sind auch die Pflegenden aufgefordert bei noch nicht geimpften Kolleginnen und Kollegen für die Impfung zu werben. Die Impfdebatte – sie verschärft sich weiter.