Stuhldrainage
Stuhl­drai­nage im Genera­tio­nen­ver­gleich Bild: Advan­ced Medical Ballons GmbH

Generell stellen Zugänge in den mensch­li­chen Körper zur medizi­ni­schen Diagnos­tik, Thera­pie oder Pflege wichtige und effek­tive Metho­den zur schonen­den Behand­lung von Patien­ten in der heuti­gen Medizin dar.

Der Einsatz invasi­ver Medizin­pro­dukte ist mittler­weile aus dem medizi­ni­schen Klinik­all­tag nicht mehr wegzu­den­ken.

  • Venen­ka­the­ter,
  • Video­ge­stützte Endosko­pien,
  • Dialy­se­zu­gänge,
  • Minimal­in­va­sive Eingriffe,
  • PEG Sonden,
  • Blasen­dau­er­ka­the­ter

zählen seit Langem zum Standard­re­per­toire in den Klini­ken.

Dabei wohnt jeder invasi­ven Anwen­dung das Risiko einer Übertra­gung von Krank­heits­er­re­gern inne. Typische Eintritts­pfor­ten für Erreger sind Struk­tur­un­ter­bre­chun­gen im Epithel der Haut oder Schleim­haut, die zu schwe­ren (nosoko­mia­len) Infek­tio­nen führen können.

Auch kann das Einfüh­ren von Kathe­tern, Sonden oder Nadeln für viele Patien­ten schmerz­haft oder unange­nehm sein und Verlet­zung von Gewebe oder Organen mit sich bringen, sowie bei erfor­der­li­cher Proze­dur­wie­der­ho­lung den Behand­lungs­stress erhöhen.

Gleich­wohl sind die Zugänge zum mensch­li­chen Körper in der Medizin unent­behr­lich. Es gilt daher im Vorfeld der Behand­lung die poten­zi­el­len Risiken mit dem medizi­ni­schen Nutzen abzuwä­gen.

Invasive Stuhl­drai­na­ge­sys­teme

Auch der kathe­te­ri­sierte Zugang zum Rektum wird mitun­ter mit diesen Problem­stel­lun­gen in Verbin­dung gebracht.

Im Gegen­satz zu den zentra­len Venen­ka­the­tern (ZVK), Blasen­dau­er­ka­the­ter (BDK) und anderen invasi­ven Medizin­pro­duk­ten, die häufig mit Infek­ti­ons­ri­si­ken und Schmer­zen für den Patien­ten behaf­tet sind, birgt der Einsatz von Stuhl­drai­na­ge­sys­te­men, auf Grund der anato­mi­schen Begeben­hei­ten und den unste­ri­len Verhält­nis­sen im Colon, jedoch ein erheb­lich reduzier­tes oder kaum vorhan­de­nes infek­ti­ons­re­le­van­tes Risiko.

Vor dem Einsatz müssen aller­dings mögli­che Kontra­in­di­ka­tio­nen in Erwägung gezogen werden, die der Verwen­dung gegebe­nen­falls entge­gen­ste­hen können. Zu denken ist hier vor allem an Analstrik­tu­ren, Hämor­ri­den, extreme Narben­bil­dung im Rektum, Tumor­ge­webe oder Stuhl­steine, die mögli­che Läsio­nen hervor­ru­fen können und die gegen­über dem medizi­ni­schen Nutzen vor dem Einsatz des konti­nu­ier­li­che Stuhl­drai­na­ge­sys­tems in Abwägung gebracht werden müssen.

Dieses Erfor­der­nis stellt sich unabhän­gig von Konstruk­ti­ons­weise und Materi­al­be­schaf­fen­heit für alle am Markt befind­li­chen Kathe­ter-Auffang­be­häl­ter-Systeme zur Ablei­tung von Stuhl gleicher­ma­ßen dar.

Genera­tio­nen­ver­gleich

Dieses Erfor­der­nis stellt sich für alle am Markt befind­li­chen Kathe­ter-Auffang­be­häl­ter-Systeme zur Ablei­tung von Stuhl gleicher­ma­ßen dar. Aller­dings unter­schei­den sich die verfüg­ba­ren Stuhl­ma­nage­men­tin­stru­mente insbe­son­dere in der Materi­al­be­schaf­fen­heit und ihrem funktio­nel­len Aufbau.

Diese Produk­tei­gen­schaf­ten sollten bei der inter­dis­zi­pli­nä­ren Indika­ti­ons­stel­lung und der ärztli­chen Anord­nung in die Abwägung zur Anwen­dung einbe­zo­gen werden.

Die Stuhl­drai­na­ge­sys­teme der ersten Genera­tion sind aus Silikon herge­stellt, einem chemi­schen Stoff aus der Gruppe der Polymere und können ausschließ­lich nur mittels Flüssig­keit geblockt werden, weil eine Luftblo­ckung aufgrund der hohen Diffu­si­ons­rate von Silikon nicht möglich ist.

Proble­ma­tisch ist dabei, dass sich die Flüssig­keit nach der Fixie­rung des Ballons im Rektum nicht kompri­mie­ren lässt und sich dadurch nach der Blockung prall gefüllt im Rektum anlagert. Da die Flüssig­keit des befüll­ten Rückhal­te­bal­lons nicht mehr auswei­chen kann und ihr Volumen beibe­hält, können sich die silikon­hal­ti­gen Stuhl­drai­na­ge­sys­teme der ersten Genera­tion nicht den indivi­du­el­len anato­mi­schen Gegeben­hei­ten des Rektums anpas­sen.

Dies und die Möglich­keit, dass sich der – gleich­falls aus starrem Silikon – gefer­tigte ablau­fende Schlauch im Analgang verdre­hen kann, beför­dert die Besorg­nis, dass der Stuhl para ausläuft und hygie­ni­sche Problem­la­gen produ­ziert.

Die Stuhl­drai­na­ge­sys­teme der zweiten Genera­tion unter­schei­den sich von herkömm­li­chen Silikon-Draina­gen, indem sie durch verwen­de­ten elasti­schen Kunst­stoff Polyure­than (PU), der sich durch eine hohe Verschleiß- und Reißfes­tig­keit auszeich­net und die spezi­elle Bauweise eine Luftblo­ckung am dista­len Ende der Kathe­ter­sys­teme ermög­li­chen (Low-Pressure-System).

Moderne Draina­ge­va­ri­ante

Diese moderne Draina­ge­va­ri­ante beugt druck­be­ding­ten Infar­zie­run­gen der Darmwand so weit wie möglich vor. Durch die beson­dere Bauweise wird die Druck­wir­kung auf die anlie­gen­den rekta­len Gewebe deutlich minimiert.

Zur Positio­nie­rung muss der Ballon­kör­per nur inkom­plett mit Luft befüllt werden, so dass die Drainage dem Rektum spannungs­los anliegt. Das System kommu­ni­ziert mit der anato­mi­schen Umgebung und ermög­licht einen Druck­aus­gleich, indem der Luftblock bei Bedarf von innen (intra rektal) nach außen (perianal) wandert. Dadurch wird der Druck auf die Schleim­haut deutlich verrin­gert und mögli­che Läsio­nen wesent­lich reduziert.

Auch kann sich der Riffel­schlauch im inneren der Drainage nicht verdre­hen. Da auch dieser von einem Polyure­than-Luftblock umgeben ist, kann die Spannung im komple­xen Sphinkt­er­sys­tem durch den rekta­len Muskel­to­nus auf der Oberflä­che besser verteilt werden, so dass sich der Druck auf das Gewebe um ein Vielfa­ches verrin­gert.

Perma­nente Quali­täts­kon­trolle

Wie alle medizi­ni­schen Hilfs­mit­tel muss auch die konti­nu­ier­li­che, trans­a­nale Ablei­tung von fließ­fä­hi­gem bzw. flüssi­gem Stuhl mit dem Stuhl-Manage­ment Kathe­ter­pro­dukt hygh‑tec® basic‑plus den Anfor­de­run­gen der europäi­sche Medizin­pro­dukte-Verord­nung (Medical Device Regula­tion – MDR) entspre­chen und wird der konti­nu­ier­li­chen Kontrolle unter­zo­gen, um die Schädi­gung der Patien­ten zu verhin­dern.

Das baden-württem­ber­gi­sche Medizin­tech­nik­un­ter­neh­men Advan­ced Medical Balloons (AMB) hat sich als Herstel­ler des hygh‑tec® basic‑plus dazu entschie­den die Refle­xion der Leistungs­fä­hig­keit des hygh‑tec® basic‑plus über die Beobach­tung und Analyse des alltäg­li­chen prakti­schen Gebrauchs konti­nu­ier­lich durch sog. Post-Market-Surveil­lance-Bögen zu belegen.

Die Erkennt­nis aus der Sammlung der klini­schen Anwen­der­da­ten verspricht auf der Produkt­ebene die Gewähr der Sicher­heit der Patien­ten und Anwen­der. Ziel ist es, proak­tiv zu erken­nen, ob Korrek­tur- oder Präven­ti­ons­maß­nah­men notwen­dig sind, um die Sicher­heit und Leistung der auf dem Markt befind­li­chen Medizin­pro­dukte zu gewähr­leis­ten.

Gutes klini­sches Feedback

Die hygh‑tec® basic‑plus Stuhl­drai­nage wurde bislang ca. 100.000-mal einge­setzt und hat sich im klini­schen Alltag als siche­res und verläss­li­ches Hilfs­mit­tel bewährt.

So wurde im Jahre 2023/24 eine Studie der Univer­si­tät Heidel­berg, welche schon seit einigen Jahren hygh‑tec® basic‑plus in Verwen­dung hat, über 1120 Pflege­schich­ten mit dem moder­nen Kathe­ter­sys­tem durch­ge­führt. Es wird positiv belegt, dass die Dichtung des Produkts aus der zweiten Genera­tion bei 90 Prozent und Läsions­rate bei 0,1 Prozent lag.

Demge­gen­über brachte die ameri­ka­ni­sche Studie Cleve­land-Studie aus dem Jahr 2015 über die Stuhl­drai­na­ge­sys­teme der ersten Genera­tion hervor, dass diese zu 70 % undicht sind und eine Läsions­rate von 12 % aufwei­sen.

Fazit

Das Stuhl­drai­na­ge­sy­sy­tem hygh‑tec® basic‑plus plus bietet für den thera­peu­ti­schen Bereich unver­zicht­bare Möglich­kei­ten und kann zugleich auch zur reinen Stuhl­ab­lei­tung einge­setzt werden.

Durch die sichere und kontrol­lierte Abfüh­rung des Stuhl­gangs können poten­zi­elle Probleme, wie beispiels­weise die Inkon­ti­nenz-assozi­ierte Derma­ti­tis (IAD) oder stuhl­be­dingte Infek­tio­nen verhin­dert werden. Die Lebens­qua­li­tät der Patien­ten verbes­sert sich erheb­lich.

Bei einer sachge­mä­ßer Anwen­dung nach hinrei­chen­der Produkt­schu­lung stellt sich der Einsatz problem­los dar und schont perso­nelle sowie materi­elle Ressour­cen.

Mike Becker und Michael Schanz