Im Jahr 2015 haben französische Forscher in einer Langzeitstudie[1] mithilfe kleiner Sensoren die Wege von Bakterien in einem Krankenhaus rekonstruiert: in einem nordfranzösischen Krankenhaus bestückten sie 329 Patienten und 261 Krankenhausangestellte für vier Monate mit elektronischen Sensoren, die jede Annäherung anderer Sensoren auf weniger als 1,5 Meter registrieren und als Kontakte in einem Netzwerk festhielten.
Jede Woche nahmen sie bei allen 590 beteiligten Personen einen Abstrich in der Nase und identifizierten darin Bakterien vom Typ Staphylococcus aureus. Dabei wurden durch die wöchentlichen Abstriche insgesamt 237 Neuinfektionen mit einem Staphylokokken-Stamm erfasst.
Bei 173 davon (73 Prozent) identifizierten die Forscher potenzielle Überträger im Netzwerk, die mit den Neuinfizierten Kontakt hatten und bei denen der Bakterienstamm zuvor bereits nachgewiesen worden war. Bei fast der Hälfte von ihnen hatte es einen direkten Kontakt zwischen einem bereits Infizierten und einem noch nicht Infizierten gegeben. 38 Prozent der mutmaßlichen Übertragungen liefen nicht direkt, sondern über eine weitere Kontaktperson.
In der Risikoverteilung für Infektionen zeigten sich interessante Unterschiede: der Kontakt zu Krankenhausmitarbeitern war gemäß Datenanalyse für nicht Infizierte gefährlicher als der Kontakt zu anderen Patienten. Die Beteiligung von Textilien und Händen zur möglichen Verbreitung eines Infektionsrisikos als Schmierinfektion ist also evident, wie auch viele weitere Literaturquellen aufzeigen.[2]
Saubere Desinfektion bei Heimwäsche nicht möglich
Wenn nun die Angestellten im Gesundheits- und Sozialwesen ihre potenziell kontaminierte Berufskleidung nach der Arbeitsschicht zum Waschen mit nach Hause nehmen müssen, dann exportieren sie die Keimumgebung ihrer Arbeitsstätte in ihr häusliches Umfeld. Dies lässt die Frage aufkommen, inwieweit diese Textilien dadurch einen Infektionsherd für empfindliche Personen zuhause darstellen können.
Aktuelle Untersuchungen (2017)[3] haben ergeben, dass Berufskleidung, die zuhause gewaschen wurde, nach dem Waschen noch eine deutlich höhere Keimbelastung aufweist als Kleidungsteile, die in professionellen Wäschereien mit nachvollziehbar sicheren Verfahren aufbereitet wurde.
Deshalb kommen die Verfasser zum Ergebnis: „Die Aufbereitung von Dienstkleidung durch die Mitarbeiter privat zu Hause ist fachlich abzulehnen und juristisch untersagt.“ Der Grund dafür ist einfach: Haushaltswaschmaschinen bieten eine vorprogrammierte Auswahl an Waschprogrammen, die meist auf Temperatur und Zeit basiert. Wenn man in einer modernen Waschmaschine ein Energiesparprogramm wählt, bedeutet dies, dass die mindestens erforderlichen 60 °C meist weder erreicht, noch lange genug gehalten werden.
Wenn die Temperatur von erforderlichen 60 °C in der Waschtrommel nicht erreicht wird oder variiert, ist eine effektive Desinfektion nicht möglich und Textilien, die im selben Waschgang gewaschen werden, können verunreinigt werden[4]. Im Vergleich zur professionellen Aufbereitung kann das Waschen zu Hause also keine reproduzierbaren Resultate garantieren.
Ein unbestimmbares Risiko, dem man seine Lieben nicht grundlos aussetzen will.
Quellen:
- Obadia T, Silhol R, Opatowski L, Temime L, Legrand J, Thiébaut ACM, et al. (2015) Detailed Contact Data and the Dissemination of Staphylococcus aureus in Hospitals. PLoS Comput Biol 11(3): e1004170. doi:10.1371/journal. pcbi.1004170
- Role of healthcare apparel and other healthcare textiles in the transmission of pathogens: a review of the literature, Mitchell, A. et al., Journal of Hospital Infection, Volume 90 , Issue 4 , 285 – 292, doi:10.1016/J.JHIN.2015.02.017
- Heudorf U, Gasteyer S, Müller M, Serra N, Westphal T, Reinheimer C, Kempf V. Handling of laundry in nursing homes in Frankfurt am Main, Germany, 2016 – laundry and professional clothing as potential pathways of bacterial transfer. GMS Hyg Infect Control. 2017;12:Doc20. DOI: 10.3205/dgkh000305, URN: urn:nbn:de:0183-dgkh0003054
- Riley, K., Williams, J., Owen, L., Shen, J., Davies, A. and Laird, K. (2017), The effect of low-temperature laundering and detergents on the survival of Escherichia coli and Staphylococcus aureus on textiles used in healthcare uniforms. J Appl Microbiol, 123: 280–286. doi:10.1111/jam.13485