Es gibt eine ganze Reihe von Gender Gaps, die eine Kluft zwischen den Geschlechtern Mann und Frau in Zahlen ausdrücken. Das Gender Pay Gap, welches sich auf den Verdienstunterschied bezieht, ist sicherlich das prominenteste Beispiel.
Doch auch das Gender Time Gap oder das Gender Pension Gap beschreiben geschlechtsspezifische Lücken, die sich in Arbeitszeit und Altersvorsorge niederschlagen und somit letztendlich auf demselben, wenn auch ungleich ausgelegten Fundament basieren: Geld.
Gender Pay Gap: Weniger Geld für Frauen
Das Nachsehen haben gemäß dieser Gender Gaps die Frauen.
Sie verdienen durchschnittlich immer noch weniger Geld als Männer und übernehmen öfter unbezahlte Sorgearbeit – womit folglich weniger oder überhaupt keine Zeit bleibt, um einer bezahlten Arbeit nachzugehen und adäquat für das Alter vorzusorgen.
So führt in dieser Spirale eins zum anderen: Das klassische Rollenverständnis, aus dem die Ungleichheit zwischen Mann und Frau einst entstanden ist, zieht weiter ungerechte Kreise.
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Wie der Ausweg aus einer solchen Spirale aussehen kann, zeigt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit der europaweiten Untersuchung eines weiteren Gaps.
Das sogenannte Gender Care Gap verdeutlicht die geschlechtsspezifische Lücke bei der häuslichen Pflege von Angehörigen. Diese wird in den 17 untersuchten Ländern größtenteils von Frauen übernommen. Deutschland, wo Frauen demnach etwas mehr als doppelt so häufig Angehörige pflegen als Männer, liegt dabei im Mittelfeld.
Absolut gerecht verteilt sich die unbezahlte Sorgearbeit zwar auch in den bestplatzierten Ländern wie Portugal oder der Schweiz nicht, wo Frauen etwas weniger als doppelt so oft Angehörige pflegen als Männer.
Im Gesamtvergleich der europäischen Gender Care Gaps konnten die DIW-Autoren aber Faktoren ausmachen, die eine gerechtere Aufteilung zwischen den Geschlechtern bewirken können:
- Investitionen in die professionelle Pflege, um pflegende Angehörige zu entlasten und die Pflegequalität in Einrichtungen zu erhöhen.
- steuerliche und familienpolitische Anreize, um die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu stärken und so die Sorge- und Erwerbsarbeit gleichmäßiger zwischen Männern und Frauen zu verteilen.
- Geschlechterspezifischen Ungleichheiten wie dem Gender Pay Gap auf dem Arbeitsmarkt entgegenwirken.
Zusammengefasst lässt sich das Gender Care Gap also schließen. Alles, was es dazu braucht, ist das bewährte Fundament: Geld.
Investition in professionelle Pflege notwendig
Ein Ausbau der professionellen Pflege in Deutschland ist laut DIW-Untersuchung notwendig, um dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel zu begegnen. Geburtenstarke Jahrgänge, die die häusliche Pflege von heute stemmen, werden in nicht allzu ferner Zukunft selbst die Generation darstellen, die von professioneller Pflege profitiert und aufgrund der alternden Gesellschaft auch stärker darauf angewiesen ist.
Mehr Frauen auch in der professionellen Pflege
Laut der Online-Plattform Statista waren im Jahr 2022 82 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Pflegekräfte in Deutschland Frauen.
Dass es sich auch bei den professionellen Pflegekräften meistens um Frauen handelt, mag mit Blick auf das bemängelte Gender Care Gap im häuslichen Umfeld paradox klingen. Da professionelle Arbeit aber bezahlt wird, werden Frauen, die den Pflegeberuf ausüben, mehr als nur einem klassischen Rollenbild gerecht.
Gleiches gilt für die Rolle der Männer – denn die sollen gemäß DIW- Empfehlung bestenfalls in Zukunft zur Verkleinerung des Gender Care Gaps beitragen, indem sie öfter unbezahlte Sorgearbeit leisten.
Quellen: Ärzteblatt, DIW, Statista