Gender_Care_Gap_Pflege
Das Gender Care Gap in der Pflege könnte überwun­den werden Bild: Desiree Gorges

Es gibt eine ganze Reihe von Gender Gaps, die eine Kluft zwischen den Geschlech­tern Mann und Frau in Zahlen ausdrü­cken. Das Gender Pay Gap, welches sich auf den Verdienst­un­ter­schied bezieht, ist sicher­lich das promi­nen­teste Beispiel.

Doch auch das Gender Time Gap oder das Gender Pension Gap beschrei­ben geschlechts­spe­zi­fi­sche Lücken, die sich in Arbeits­zeit und Alters­vor­sorge nieder­schla­gen und somit letzt­end­lich auf demsel­ben, wenn auch ungleich ausge­leg­ten Funda­ment basie­ren: Geld.

Gender Pay Gap: Weniger Geld für Frauen

Das Nachse­hen haben gemäß dieser Gender Gaps die Frauen.

Sie verdie­nen durch­schnitt­lich immer noch weniger Geld als Männer und überneh­men öfter unbezahlte Sorge­ar­beit – womit folglich weniger oder überhaupt keine Zeit bleibt, um einer bezahl­ten Arbeit nachzu­ge­hen und adäquat für das Alter vorzu­sor­gen.

So führt in dieser Spirale eins zum anderen: Das klassi­sche Rollen­ver­ständ­nis, aus dem die Ungleich­heit zwischen Mann und Frau einst entstan­den ist, zieht weiter ungerechte Kreise.

Bezahl­bare Lösung

Wie der Ausweg aus einer solchen Spirale ausse­hen kann, zeigt das Deutsche Insti­tut für Wirtschafts­for­schung (DIW) mit der europa­wei­ten Unter­su­chung eines weite­ren Gaps.

Das sogenannte Gender Care Gap verdeut­licht die geschlechts­spe­zi­fi­sche Lücke bei der häusli­chen Pflege von Angehö­ri­gen. Diese wird in den 17 unter­such­ten Ländern größten­teils von Frauen übernom­men. Deutsch­land, wo Frauen demnach etwas mehr als doppelt so häufig Angehö­rige pflegen als Männer, liegt dabei im Mittel­feld.

Absolut gerecht verteilt sich die unbezahlte Sorge­ar­beit zwar auch in den bestplat­zier­ten Ländern wie Portu­gal oder der Schweiz nicht, wo Frauen etwas weniger als doppelt so oft Angehö­rige pflegen als Männer.

Im Gesamt­ver­gleich der europäi­schen Gender Care Gaps konnten die DIW-Autoren aber Fakto­ren ausma­chen, die eine gerech­tere Auftei­lung zwischen den Geschlech­tern bewir­ken können:

  • Inves­ti­tio­nen in die profes­sio­nelle Pflege, um pflegende Angehö­rige zu entlas­ten und die Pflege­qua­li­tät in Einrich­tun­gen zu erhöhen.
  • steuer­li­che und famili­en­po­li­ti­sche Anreize, um die Erwerbs­be­tei­li­gung von Frauen zu stärken und so die Sorge- und Erwerbs­ar­beit gleich­mä­ßi­ger zwischen Männern und Frauen zu vertei­len.
  • Geschlech­ter­spe­zi­fi­schen Ungleich­hei­ten wie dem Gender Pay Gap auf dem Arbeits­markt entge­gen­wir­ken.

Zusam­men­ge­fasst lässt sich das Gender Care Gap also schlie­ßen. Alles, was es dazu braucht, ist das bewährte Funda­ment: Geld.

Inves­ti­tion in profes­sio­nelle Pflege notwen­dig

Ein Ausbau der profes­sio­nel­len Pflege in Deutsch­land ist laut DIW-Unter­su­chung notwen­dig, um dem demogra­fi­schen Wandel und dem Fachkräf­te­man­gel zu begeg­nen. Gebur­ten­starke Jahrgänge, die die häusli­che Pflege von heute stemmen, werden in nicht allzu ferner Zukunft selbst die Genera­tion darstel­len, die von profes­sio­nel­ler Pflege profi­tiert und aufgrund der altern­den Gesell­schaft auch stärker darauf angewie­sen ist.

Mehr Frauen auch in der profes­sio­nel­len Pflege

Laut der Online-Platt­form Statista waren im Jahr 2022 82 Prozent der sozial­ver­si­che­rungs­pflich­tig beschäf­tig­ten Pflege­kräfte in Deutsch­land Frauen.

Dass es sich auch bei den profes­sio­nel­len Pflege­kräf­ten meistens um Frauen handelt, mag mit Blick auf das bemän­gelte Gender Care Gap im häusli­chen Umfeld paradox klingen. Da profes­sio­nelle Arbeit aber bezahlt wird, werden Frauen, die den Pflege­be­ruf ausüben, mehr als nur einem klassi­schen Rollen­bild gerecht.

Gleiches gilt für die Rolle der Männer – denn die sollen gemäß DIW- Empfeh­lung besten­falls in Zukunft zur Verklei­ne­rung des Gender Care Gaps beitra­gen, indem sie öfter unbezahlte Sorge­ar­beit leisten.

Quellen: Ärzte­blatt, DIW, Statista