Burnout im Fokus: Die Studie untersuchte in erster Linie die Auswirkungen der ersten und zweiten Welle der Pandemie für die HeimbewohnerInnen und das dortige Pflegepersonal.
Die WissenschaftlerInnen konnten eine besonders starke Belastung der BewohnerInnen durch Vereinsamung aufgrund der Schutzmaßnahmen und eine erhöhte Mortalität, besonders zur Zeit der zweiten Welle unter den Heimbewohnenden feststellen.
Die WissenschaftlerInnen konnten eine besonders starke Belastung der BewohnerInnen feststellen, welche vor allem durch die Einsamkeit aufgrund der Schutzmaßnahmen bedingt wurde. Außerdem konnte eine erhöhte Mortalität vor allem während der zweiten Welle erfasst werden.
Burnout bei drei Viertel der Pflegenden
Auch wenn das Ausmaß gravierend ist (58 Prozent der Infizierten starben an oder mit Corona), scheint dieses Ergebnis angesichts der großen Vulnerabilität dieser Gruppe wenig überraschend. Anders sieht es bei den Ergebnissen für das Pflegepersonal aus.
Auch wenn die starke Belastung für die beruflich Pflegenden oft angemahnt und von der Bevölkerung teilweise erkannt wurde, hat wohl kaum jemand mit einem derart schockierenden Ergebnis gerechnet.
Mehr als drei Viertel (76%) der Pflegenden in Heimen leiden mittlerweile unter einem mindestens moderat ausgeprägten Burnout-Syndrom. Außerdem berichten über 90% der Pflegenden über gestiegene Arbeitsanforderungen seit dem Beginn der Pandemie.
Stärker belastetes Personal muss also auch zukünftig anstrengendere Arbeit verrichten.
Wir befinden uns in einem Teufelskreis. Die Vizepräsidentin des Deutschen Pflegerates Irene Maier, kommentiert die Ergebnisse der vorliegenden Studie mit treffenden Worten:
“Die Arbeitsbedingungen in allen Settings der Pflege müssen für die beruflich Pflegenden verbessert werden.“
Wie viele weitere wissenschaftliche Studien, weitere Expertenkommissionen und runde Tische brauchen wir über die jetzige Covid-Heim-Studie hinaus noch, um erneut zu bewerten, wie schlecht es um die Arbeitsbedingungen in der beruflichen Pflege steht?
Die nun vorliegenden Ergebnisse zeigen die Situation deutlich! Außerdem genügt bereits ein Blick in die Praxis, um zu sehen, dass vor allem mehr Kolleginnen und Kollegen in der Pflege nötig sind.
Der Pflegerat spricht in Person von Irene Mauer genau das an, was die Pflegegewerkschaft BochumerBund seit ihrer Gründung fordert. Mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen und eine umfassende Entlastung für alle Bereiche der Pflege.
Zahlreiche Studien belegen, die deutliche Überlastung der Pflege, geändert hat sich bis jetzt zu wenig.
Die Lohnerhöhungen sind besonders im Hinblick auf die enorme Inflation zu klein. Einmalzahlungen bringen keine langfristige Verbesserung der Situation. Eine sofortige, schnell umsetzbare Reformation des Pflegesektors ist unabdingbar.
Diese muss mindestens deutliche Gehaltserhöhungen, angemessene Personalschlüssel, die konsequent umgesetzt werden und eine umfassende Verbesserung der Ausbildung umfassen.
Eine adäquate Versorgung der PatientInnen ist schon jetzt nicht mehr möglich. Um eine Mindestversorgung gewährleisten zu können, müssen entsprechende Maßnahmen so schnell wie möglich umgesetzt werden. Andernfalls sind die „Systemrelevanten“ bald in noch größerer Zahl selbst PatientInnen.
Von Niklas Kemper