Der Pflege­be­ruf ist eigent­lich ein schöner Beruf, geprägt von Fürsorge und Mensch­lich­keit. Er kann ebenso sehr erfül­lend sein, denn in der Regel bekommt man täglich Dankbar­keit und Würdi­gung seitens der Pflege­be­dürf­ti­gen entge­gen gebracht.

Doch erneut bringt eine Umfrage das zum Vorschein, wovon der Pflege­be­ruf überschat­tet wird. Es sind die Umstände, die längst nicht mehr nur an der Oberflä­che des Berufs­all­tags kratzen, sondern den Berufs­all­tag mitbe­stim­men und ihn formen: Der Perso­nal­man­gel, die zu geringe Bezah­lung, die fehlende Würdi­gung für die pflege­ri­sche Arbeit. Die Arbeits­be­din­gun­gen in der Pflege werden bereits seit gerau­mer Zeit vehement beklagt.

Nun haben vergan­gene Woche die Vereinte Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft (ver.di) und der Deutsche Gewerk­schafts­bund (DGB) eine reprä­sen­ta­tive Beschäf­ti­gungs­um­frage vorge­stellt, in der Zahlen zu den aktuel­len Beschäf­ti­gungs­be­din­gung in der Alten- und Kranken­pflege erneut die Defizite in der Pflege­bran­che offen­ba­ren.

Auswir­kun­gen auf die Pflege­qua­li­tät

„Wie häufig kommt es vor, dass Sie Abstri­che bei der Quali­tät Ihrer Arbeit machen müssen, um Ihr Arbeits­pen­sum zu schaf­fen?“ – lautet eine der zentra­len Frage der Umfrage und bringt ein erschre­cken­des Ergeb­nis zutage: Der Anteil der Beschäf­tig­ten, die in der Kranken­pflege tätig sind und die Frage mit „häufig“ beant­wor­tet haben, liegt bei 49 % – in der Alten­pflege bei 42 % und in allen Berufs­grup­pen bei 22 %. Beson­ders verhee­rend sind diese Zahlen vor dem Hinter­grund zu bewer­ten, dass die Beschäf­tig­ten in der Pflege ihre Arbeit eigent­lich gut machen wollen. Denn schließ­lich gaben satte 94 % der Pflege­be­schäf­tig­ten an, dass sie ihrer Ansicht nach durch ihre Berufs­aus­übung „in sehr hohem Maß“ oder „in hohem Maß“ einen wichti­gen Beitrag für die Gesell­schaft leisten. Zugleich denken die Wenigs­ten derart positiv über ihre Vergü­tung: 73 % des Pflege­per­so­nals hält das Einkom­men „gar nicht“ oder „in gerin­gem Maß“ für angemes­sen.

Erst kürzlich zeigte der Fehlzei­ten-Report 2018 des Wissen­schaft­li­chen Insti­tuts der AOK (WIdO), dass das eigene Empfin­den darüber, wie sinnstif­tend man seine Arbeit findet, sich auf die Gesund­heit und somit auf die Fehlzei­ten im Job auswirkt. Da Pflege­kräfte ihre Arbeit durch­aus als gesell­schaft­lich relevant bewer­ten, sollte man meinen, dass sie selte­ner am Arbeits­platz fehlen. Tatsäch­lich liegt der Kranken­stand von Pflege­kräf­ten mit 6,8 % jedoch deutlich über dem bundes­wei­ten Durch­schnitt (5,3 %). Auch aus dieser Umfrage zog man daher den Schluss, dass es die desola­ten Arbeits­ver­hält­nisse sind, die sich auf die Gesund­heit und somit auch auf die Fehlzei­ten der Beschäf­tig­ten auswir­ken.

DGB-Vorstands­mit­glied Annelie Bunten­bach richtete daher vergan­gene Woche auf der Presse­kon­fe­renz zur Vorstel­lung­der Umfra­ge­er­geb­nisse den Appell an Arbeit­ge­ber und Gesetz­ge­ber und forderte bessere Arbeits­be­din­gun­gen in der Pflege: „Wir werden in Zukunft noch viel mehr Fachkräfte brauchen, die dazu bereit sind, in der Pflege zu arbei­ten. Deshalb müssen die Bedin­gun­gen schnell und umfas­send verbes­sert werden. Profes­sio­nelle und hoch motivierte Beschäf­tigte dürfen nicht länger unter solchen Arbeits­druck gesetzt werden.“

Bei der Beschäf­tig­ten­um­frage der DGB handelt es sich um eine Sonder­aus­wer­tung der Daten des DGB-Index „Gute Arbeit“ aus den Jahren 2012 bis 2017. Insge­samt haben 35.302 Teilneh­mer an den Umfra­gen teilge­nom­men, wovon 1.858 in Pflege­be­ru­fen beschäf­tigt waren. Für die Auswer­tung wurden die Daten­sätze entspre­chend der Gesamt­zu­sam­men­set­zung aller Berufe gewich­tet.

Quelle: DGB