Laut Berichten des aerzteblattes hat Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) Kritik gegenüber der Union geäußert und ihr vorgeworfen, das Gesetz zur Pflegereform zu blockieren. Im März vergangenen Jahres wurde das von Schwesig und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) erarbeitete Gesetz vom Bundeskabinett beschlossen. Darin vorgesehen ist unter anderem die Generalisierung der Pflegeberufe.
Ein sofortiger Übergang in die Generalistik
In einem Kompromissvorschlag des GKV-Spitzenverbands hieß es, man solle vorerst ein weiteres Modell der Pflegeausbildung testen und im Anschluss darüber entscheiden, welches Modell besser sei. Dieser Vorschlag wurde von Teilen der Union unterstützt, stieß allerdings bei der SPD auf Kritik. So äußerte bereits Karl Lauterbach (SPD-Gesundheitsexperte) in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) seinen Unmut gegenüber dem Vorschlag und forderte stattdessen „einen sofortigen Übergang in die Generalistik“.
Dieser Kritik schließt sich Manuela Schwesig (SPD) an und betont die Wichtigkeit der Umsetzung der Pflegereform: „Es ist wichtig, dass ein Beruf, in dem zu 80 Prozent Frauen arbeiten, die Wertschätzung bekommt, die er verdient. Die kostenfreie berufliche Ausbildung und eine angemessene Ausbildungsvergütung sowie der einheitliche Berufsabschluss werden den Pflegeberuf aufwerten. Damit sei die Reform auch ein Beitrag zu mehr Lohngerechtigkeit für Frauen und Männer“, so die Bundesfamilienministerin im aerzteblatt.
Es besteht nach wie vor Diskussionsbedarf
Ebenso wie von Teilen der Union und vielen Ärzteverbänden, wird auf Seiten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) vor einer sofortigen und ungeprüften Umsetzung der Pflegereform gewarnt. „Mit einem weiteren Vorantreiben der Einheitsausbildung in der Pflege würde ein völlig falscher Weg beschritten. Es hieße, die Katze im Sack zu kaufen, wenn man den Gesetzentwurf ohne Kenntnis der Ausbildungscurricula weiter verfolgte. Bis heute liegen diese nicht vor. Niemand weiß deshalb, was konkret in der Einheitspflege gelernt werden soll“, heißt es auf der Seite der BDA.
„Es ist etwas anderes, ob jemand ein Frühchen oder einen Demenzkranken pflegt, ob ein Patient nach einer OP schnell wieder fit gemacht oder seine Defizite im Alter individuell ausgeglichen werden müssen“, so die Äußerungen der BDA weiter. Zudem sieht die BDA in der Akademisierung der Pflegeausbildung lediglich berufspolitische Interessen, die nicht auf die Bedürfnisse der Pflegenden ausgerichtet sind.
Trotz der Kritik und der Meinungsverschiedenheiten bekennt sich das Bundesgesundheitsministerium nach wie vor zu dem Gesetzentwurf der Pflegereform. Nichtsdestotrotz gebe es laut Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe noch Diskussionsbedarf bezüglich der Pflegereform und ist damit einer Meinung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Quelle: aerzteblatt, BDA
1 Kommentar
Was vergessen wird, das immer mehr Menschen im Krankenhaus versorgt werden, die alt und an Demenz erkrankt sind. Die Pflege auf diesen Stationen wird nicht von Altenpflegekräften übernommen sondern von Krankenpflegekräften. Die Pflegekräfte im Krankenhaus müssen genauso auf diese Menschen eingehen obwohl Demenz nicht der primäre Aufnahmegrund sind.
Deutschland steht erneut als letztes Land in Europa ohne generalistische Ausbildung dar und verpasst wie immer den Anschluss. Vergessen wird zudem das Altenpflege und Kinderkrankenpflege nicht in Europa anerkannt werden, durch eine generalistische Ausbildung würde sich dies ändern.
Die Vorteile dieser Reform überwiegen meines Erachtens nach die möglichen Nachteile.
In diversen Modellprojekten wurde die Praxistauglichkeit bereits bewiesen! Also sind die Inhalte sehrwohl zu vermitteln! Vor allem Teile der CDU sollte ihre Blockade der Reform schleunigst beenden und zustimmen.