Auch wenn der Krieg und das gezielte Auslöschen der Ukrainischen Bevölkerung durch die russische Armee weiter die Ereignisse in Deutschland überschattet, ist das Coronavirus noch nicht besiegt. Mittlerweile halb vergessen, halb verdrängt, bleibt die Krankheit eine Gefahr für einen großen Teil der Bevölkerung. Die Schutzimpfungen bewahren zwar viele vor einem schweren Verlauf, Langzeitfolgen sind jedoch in allen Gesellschaftsschichten verbreitet und noch immer liegen viele Covid-PatientInnen auf Intensivstationen und müssen um ihr Leben bangen.
Dass der Regierung die Wirtschaft und eine Rückkehr zu einer wie auch immer gearteten “Normalität” wichtiger ist, als die Pandemie zu besiegen, wurde in den letzten Monaten mehr als deutlich. Einmal mehr scheint der laute Schrei Weniger nach ihren “Freiheiten” das Wohlergehen Vieler zu übertönen. Eine Freigabe des Patents für die Impfstoffe scheint auch für die, dem Namen nach liberale, soziale und ökologische Regierung keine Option zu sein.
Eine solche Freigabe würde das Bezwingen der Pandemie nicht nur wesentlich beschleunigen, sondern ist möglicherweise eine unumgängliche Voraussetzung zum Besiegen der Krankheit. 2021 schlossen sich deshalb 100 Regierungen, 175 Nobelpreisträger und der Generaldirektor der WHO dem Antrag von Amnesty International an, das Patentrecht zeitweise Auszusetzen, um eine Herdenimmunität weltweit zu ermöglichen. Deutschland ist eins von wenigen Ländern, die diesen Vorschlag weiterhin blockieren und so der Weltbevölkerung das Leben schwer machen.
Coronabonus: von Pflegenden ist nicht die Rede
Dass auch hierzulande die Bevölkerung durch das Virus weiterhin belastet ist, scheint den Regierenden jedoch nicht völlig entgangen zu sein. Aus diesem Grund gibt es nun einen erneuten Corona-Bonus. Endlich, möchte man denken, wird der Pflege, wenn auch die gerechte Entlohnung verweigert wird, mal wieder symbolisch Respekt gezollt. Haben doch vor allem die Pflegenden sich der Gefahr des Virus ausgesetzt und sind bis an ihre Grenzen gegangen, um Leben zu retten und Gesundheit zu erhalten.
Aber nein, von Pflegenden ist keine Rede. Es geht hier um Angestellte im öffentlichen Dienst und einzelne Unternehmen. Diese sollen bis zu 1500 Euro bekommen, wie der Münchner Merkur berichtet. Sicher, alle sind gebeutelt von der Krise und können eine Finanzspritze gut gebrauchen, aber was als Entschädigung für die Hohe Belastung gedacht ist, scheint eher wie eine Beruhigungspille. Für die Pflegenden ist gleichzeitig ein Bonus von bis zu 550 Euro lediglich im Gespräch! Dass auf diese Weise das Ansehen der Pflege in Deutschland weiter leidet, liegt auf der Hand.
Von Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist keine Rede
Wer sich diese Ungerechtigkeiten gefallen lässt, lässt offensichtlich alles mit sich machen, scheint das von der Regierung provozierte Signal zu sein. Von einer Erhöhung der Gehälter, einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist weiterhin keine Rede. Die Pflegegewerkschaft BochumerBund möchte sich nun stark machen, um diesem fatalen Signal etwas entgegenzusetzen. Sie wollen für eine faire Bezahlung, gute Arbeitsbedingungen und die Wertschätzung der Arbeit der Pflegenden kämpfen.
Auch deshalb wurde durch die junge Pflegegewerkschaft kürzlich eine Petition ins Leben gerufen, um eine angemessene Prämie zu verlangen. 3000 Euro für Fachkräfte und 2000 Euro für ungelernte Pflegende lautet die Forderung. Auch wenn dies keine Lösung der Probleme ist, wäre es zumindest ein Signal der Wertschätzung, statt einer weiteren Schikanierung der “besonders Systemrelevanten”.
Die Lösung der Pflegekrise kann jedoch weiterhin nur eine angemessene Bezahlung, eine gute Ausbildung und der Kampf für faire Arbeitsbedingungen sein. Dafür möchte sich die Gewerkschaft in Zukunft weiterhin einsetzen.
Niklas Kemper